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Quality Engineering 05.2020

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2 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Ansichten ::<br />

Digitalisierung<br />

mit Druck<br />

Wer hat denn im März damit gerechnet, dass in diesem<br />

Jahr aufgrund der Covid-19-Pandemie keine großen<br />

Fachmessen mehr stattfinden werden? Ich jedenfalls<br />

nicht. Und so war ich lange davon ausgegangen, dass<br />

die Vision Anfang November würde stattfinden können.<br />

Aber die Realität hat uns alle im Sommer eingeholt<br />

– leider. Doch eine Durchführung der Messe war<br />

wirklich keine Option. Die steigenden Infektionszahlen<br />

jetzt im Herbst bestätigen, dass diese Entscheidung der<br />

Messe Stuttgart richtig war. Das sehen auch viele Aussteller<br />

so – und genau so wie ich bedauern sie, dass wir<br />

uns dieses Jahr nicht in Stuttgart treffen. Das haben<br />

wir mit in unserer Umfrage zur Vision herausgefunden,<br />

die Sie ab Seite 27 finden. Und damit sie trotz des Aus-<br />

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Die Digitalisierung ist<br />

in der Qualitätssicherung<br />

nicht mehr<br />

aufzuhalten. AR, 5G,<br />

Blockchain und KI<br />

halten Einzug in den<br />

Fabriken<br />

Neu<br />

Sabine Koll, Redaktion<br />

qe.redaktion@konradin.de<br />

falls der Messe gut über Neuentwicklungen im Bereich<br />

der industriellen Bildverarbeitung informiert sind, haben<br />

wir ein ganzes Special zu dem Thema geschnürt.<br />

Außerdem werfen wir in dieser Ausgabe einen Blick auf<br />

Zukunftsthemen für die Qualitätssicherung. Wir klopfen<br />

im Fokusthema ab Seite 14 mit mehreren Artikeln<br />

ab, inwiefern sich Augmented Reality, 5G und Blockchain-Technologie<br />

nutzbringend einsetzen lassen. Bei<br />

den Recherchen waren wir selbst überrascht, welches<br />

Potenzial in diesen Digitaltechnologien steckt.<br />

Dies gilt natürlich auch für das Thema Künstliche Intelligenz,<br />

das wir aber nicht (mehr) als Future Trend sehen,<br />

weil es in den Fertigungsunternehmen längst Einzug<br />

gehalten hat, um die Qualität zu steigern. Wir haben<br />

wiederholt darüber berichtet. Und auch in dieser Ausgabe<br />

finden Sie spannende Beiträge dazu von Inspekto<br />

Werth Messtechnik GmbH<br />

und Deevio. Angesichts der starken Tendenzen zur Digitalisierung<br />

fragt die DGQ nicht zu unrecht, ob die klas-<br />

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sische Qualitätssicherung ein Auslaufmodell ist.<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 3


:: Inhalt<br />

▶ Technik mit Potenzial: Volvo<br />

nutzt Augmented Reality in der<br />

Qualitätssicherung von Motoren<br />

▼ Herausforderung Hairpins:<br />

VW nutzt spezielle Messtechnik für<br />

Fertigung von E-Motoren<br />

40<br />

14<br />

Management<br />

06 Topometric-Chef im Interview<br />

Andreas Tietz will sein Unternehmen in<br />

der Krise neu aufstellen<br />

08 Personal & Karriere<br />

Zukunftsfähige Firmen brauchen<br />

vorausschauende Personalarbeit<br />

09 Alles was Recht ist<br />

Präzise Sprache und Dokumentation<br />

relevanter Inhalte helfen im Streifall<br />

10 Qualitätssiegel<br />

TÜV Hessen macht Unternehmen<br />

sicher gegen Corona<br />

Im Fokus:<br />

Future Trends<br />

14 Augmented Reality<br />

Daten in Echtzeit auf die Brille –<br />

der Nutzen der virtuellen Technik<br />

in der Qualitätssicherung<br />

17 Eine Redaktion – zwei Meinungen<br />

Ist Augmented Reality im<br />

Privatleben sinnvoll?<br />

18 5G in der digitalen Fabrik<br />

Sensordaten in Echtzeit<br />

für Industrie 4.0<br />

20 Blockchain<br />

Transparenz für Qualitätsmanagement<br />

in der Lieferkette<br />

Bildverarbeitung<br />

24 CEO von Stemmer Imaging<br />

Arne Dehn spricht über Trends und die<br />

Auswirkungen der Digitalisierung<br />

27 Statements zur Vision<br />

Die Branche hofft auf die Messe<br />

im kommenden Jahr<br />

30 Blitz-Controller<br />

Integrierte Steuerungseinheit<br />

reduziert Aufwand und Kosten<br />

32 Schnelle Produktionsprozesse<br />

Technik-Kombi ermöglicht<br />

Inspektion bei vollem Speed<br />

34 100-Prozent-Prüfung<br />

Rotationssymmetrische<br />

Objekte im 360-Grad-Blick<br />

36 Machine Learning<br />

Visuelle Prüfungen<br />

mit Intelligenz<br />

38 Autonome Lösung<br />

Plug & Play für die<br />

Bildverarbeitung mit KI<br />

Technik<br />

40 Elektromotor<br />

Messtechnik ist Schlüssel für die<br />

Serienfertigung bei Volkswagen<br />

43 Rauheitsmessung<br />

Mobiles Messgerät sichert den<br />

richtigen Schliff in der Ski-Produktion<br />

46 Verzahnungsmessung<br />

Optischer Sensor reduziert<br />

Messzeiten drastisch<br />

48 CT und Statistik<br />

Software-Verknüpfung schafft<br />

durchgängigen Qualitäts-Workflow<br />

50 Automatisierung<br />

Cobots bieten Flexibilität<br />

für Tests und Analysen<br />

52 News und Produkte<br />

4 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


◀ Arne Dehn spricht über<br />

Deep Learning und Cloud in<br />

der Bildverarbeitung<br />

24<br />

▼ Die Messe Vision ist verschoben:<br />

Die Branche erklärt,<br />

was das für sie bedeutet<br />

GUCKST DU!<br />

<strong>Quality</strong> World<br />

56 Intelligenter Obstanbau<br />

Mit Hyperspektralanalyse<br />

Schädlingen auf der Spur<br />

59 Firmenindex<br />

59 Impressum<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong><br />

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:: Management<br />

Im Interview: Andreas Tietz<br />

„Die Krise hat uns wachgerüttelt“<br />

Messtechnik-Dienstleister haben es in Zeiten der Covid-19-Pandemie<br />

schwer: Topometric will laut Geschäftsführer Andreas Tietz die Krise als<br />

Chance nutzen, um sich neu aufzustellen. Dazu gehört eine breitere<br />

Branchenorientierung mit entsprechendem Vertrieb.<br />

Andreas Tietz, Geschäftsführer<br />

von Topometric,<br />

sieht das Outsourcing<br />

von Messräumen und<br />

-Aufgaben als eine<br />

Chance für sein Unternehmen<br />

Bild: Topometric<br />

Tietz: Das betraf und betrifft beides, aber speziell in der<br />

Dienstleistung wurden Aufträge gestoppt. Dieser Markt<br />

ist nicht nur für uns rigoros eingebrochen. Das ist auch<br />

nachvollziehbar, denn viele unserer Kunden haben<br />

durch den Lockdown keine Teile mehr fertigen können,<br />

weil Lieferketten unterbrochen waren. Und wenn man<br />

nichts fertigen kann, muss auch nichts gemessen werden.<br />

Da ist uns erstmal bewusst geworden, wie vernetzt<br />

unsere Arbeitswelt ist.<br />

:: Das heißt, Sie führen den Auftragsrückgang auf die<br />

Covid-19-Pandemie zurück?<br />

Tietz: Nein, den schwarzen Peter kann ich nicht komplett<br />

auf Corona schieben, die Pandemie beschleunigt<br />

aber den Umbruch in der Automobilbranche. Seit dem<br />

vergangenen Jahr haben wir schon eine nicht unerhebliche<br />

Unsicherheit auf dem Automotive-Markt gespürt.<br />

Topometric hatte aber das Glück, bis Anfang 2020 davon<br />

noch sehr wenig zu spüren. Wir hatten eine sehr gute<br />

Auftragslage in diesem Bereich. Daher kam der Einbruch<br />

durch Corona für uns auch sehr massiv.<br />

Die Autorin<br />

Sabine Koll<br />

Redaktion<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

:: Herr Tietz, Topometric hat ein starkes Standbein in<br />

der Automobilindustrie. Die Branche war stark vom<br />

Lockdown betroffen. Außerdem befindet sie sich in einem<br />

strukturellen Umbruch, die OEMs sparen derzeit an<br />

allen Ecken und Enden. Wie stark bekommt das ein<br />

Messdienstleister zu spüren?<br />

Tietz: Das Geschäft ist für uns derzeit tatsächlich<br />

schwierig. Wir haben in den vergangenen Jahren mehr<br />

als die Hälfte unseres Umsatzes mit der Automobilindustrie<br />

gemacht, sind mit der Branche gewachsen. Davon<br />

ist nun vieles mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie<br />

weggefallen. Einige Kunden haben von heute auf<br />

morgen langfristige Abrufe pausiert oder reduziert, sodass<br />

wir uns im März und April gefragt haben: Wie weit<br />

geht es noch nach unten?<br />

:: Waren das Messdienstleistungen beim Kunden vor<br />

Ort oder auch bei Ihnen im Haus?<br />

:: Hatten oder haben Sie Kurzarbeit ?<br />

Tietz: Ja, wir haben seit dem zweiten Quartal Kurzarbeit,<br />

im Dienstleistungsbereich sogar in erheblichem Maß.<br />

Wesentlich besser sieht es im Bereich Automation aus,<br />

der Robotermesszellen liefert und baut. Dabei handelt es<br />

sich um langfristige Großprojekte, die – toi, toi, toi – das<br />

ganze Jahr komplett durchlaufen und nicht gestoppt<br />

wurden. Das gilt auch für die Automobilindustrie. Kurzarbeit<br />

hatten die Kollegen in diesem Bereich nur, wenn notwendige<br />

Komponenten nicht geliefert werden konnten.<br />

:: Anders als die Automobilindustrie läuft die Medizintechnik<br />

sehr gut. Merken Sie das auch?<br />

Tietz: Wir registrieren definitiv eine stärkere Nachfrage<br />

in dem Bereich, können aber auch nicht sagen, dass uns<br />

die Anfragen überrollen. Prinzipiell hatten bei uns in<br />

den vergangenen Jahren die Branchen Automotive sowie<br />

Luft- und Raumfahrt den größten Fokus. Von deren<br />

Wachstum haben wir uns treiben lassen und dadurch<br />

andere Branchen etwas aus dem Blick verloren. Die derzeitige<br />

Krise hat uns aber wachgerüttelt – und uns auch<br />

die Zeit gegeben, über unsere Unternehmensstrategie<br />

und -strukturen nachzudenken. Das war in den letzten<br />

Jahren gar nicht möglich. Wir waren ja froh, das permanente<br />

Wachstum stemmen zu können. Jetzt stellen wir<br />

uns neu auf.<br />

6 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


:: Was heißt, Sie stellen sich neu auf?<br />

Tietz: Wir haben den Vertrieb verstärkt und umstrukturiert.<br />

Der Hintergrund ist, dass wir in den vergangenen<br />

Jahren den Vertrieb recht stiefmütterlich behandelt haben,<br />

weil wir Sorge hatten, dass wir die Anzahl der Projekte<br />

dann gar nicht mehr würden stemmen können.<br />

Aus der komfortablen Situation sind wir plötzlich aufgeweckt<br />

worden. Unser Fokus im Vertrieb liegt nun darauf,<br />

mehr als in der Vergangenheit in die Breite zu gehen –<br />

und beispielsweise den Bereich Medizintechnik auszubauen.<br />

Kleinere Vertriebseinheiten sind nun in einen<br />

Vertrieb konsolidiert. Und dieses Team sitzt nun gemeinsam<br />

in einem komplett neuen Büro. Das bedeutet,<br />

wir investieren jetzt in den Vertrieb. Ohne Corona hätten<br />

wir dafür nicht den Mut und auch die Zeit gehabt.<br />

Insofern begreifen wir die Krise auch als Chance.<br />

:: Sie haben neben Ihrem Hauptsitz in Göppingen auch<br />

noch zwei Standorte in Bayern. Denken Sie an ein weiteres<br />

Wachstum?<br />

Tietz: Aktuell beschäftigen wir knapp 80 Mitarbeiter an<br />

den drei Standorten. Damit sind wir in Deutschland<br />

schon einer der großen Messdienstleister. Und mit unserem<br />

Leistungsangebot, mit dem wir die gesamte<br />

Bandbreite der Messtechnik bedienen, sind wir meines<br />

Wissens einzigartig: Wir bieten optische und taktile<br />

Messtechnik, Computertomographie, Automatisierung,<br />

Schulungen und den Vorrichtungsbau. Insofern sind wir<br />

sehr breit aufgestellt. Wachstum ist für uns als inhabergeführtes<br />

Unternehmen aber kein Selbstzweck – und in<br />

der derzeitigen Situation ist es eh’ kein Thema. Dies käme<br />

für uns nur dann in Frage, wenn ein Kunde ein langfristiges<br />

Projekt mit einer gesicherten Auslastung bei<br />

uns platziert.<br />

:: Sehen Sie das Outsourcing von Messräumen und<br />

-Aufgaben als eine Chance für Topometric?<br />

Tietz: Erste Gespräche mit großen Unternehmen, vor allem<br />

aus der Automobilbranche, haben bereits stattgefunden,<br />

da könnte uns die Krise in die Karten spielen.<br />

Viele Unternehmen suchen derzeit nach Lösungen, um<br />

die internen Kosten zu senken. Und dafür stehen wir zur<br />

Verfügung. Aufgrund unserer Firmengröße können wir<br />

solche Aufträge realisieren, ohne uns von einzelnen Auftraggebern<br />

abhängig zu machen.<br />

:: Sehen Sie weitere Veränderungen auf Messdienstleister<br />

zukommen?<br />

Tietz: Generell merken wir schon seit längerem, dass<br />

das Tagesgeschäft mit kleineren und regelmäßigen Aufträgen<br />

weniger wird – also das, was früher bei uns das<br />

Brot- und Butter-Geschäft war. Viele Kunden haben<br />

mittlerweile in Messtechnik investiert und erledigen<br />

viele einfache Messaufgaben selbst. Die Bedienung der<br />

Systeme ist leichter geworden und bei einfachen Aufgaben<br />

kann man mit überschaubarem Invest gute Ergebnisse<br />

erzielen. Unser Job sind immer mehr Spezialaufgaben,<br />

also große, in die Tiefe gehende Projekte, bei denen<br />

unser Expertenwissen gefragt ist. Das hat enorm<br />

„Unser Job sind immer mehr Spezialaufgaben,<br />

in die Tiefe gehende Projekte, bei<br />

denen unser Expertenwissen gefragt ist“<br />

Andreas Tietz<br />

zugenommen. Damit wird auch die Qualifizierung unserer<br />

Mitarbeiter, auf die wir immer schon großen Wert<br />

gelegt haben, noch wichtiger.<br />

:: Finden Sie am Markt Mitarbeiter mit den Qualifikationen,<br />

die Sie brauchen für diese neuen Aufgaben?<br />

Tietz: Nein, das ist utopisch. Weiterbildung wird daher<br />

bei uns ganz groß geschrieben. Darüber hinaus haben<br />

wir an der Hochschule für Technik Stuttgart einen Lehrauftrag<br />

für Geodäsie. Das ist zwar nicht die klassische<br />

industrielle Messtechnik, aber der Brückenschlag ist<br />

leistbar. Durch dieses Engagement machen viele Studenten<br />

ihr Praxissemester und/oder ihre Bachelor- und<br />

Masterarbeit bei uns. Und so manch einer wird nach<br />

dem Studium unser Mitarbeiter.<br />

:: Apropos Aus- und Weiterbildung: Sie bieten ja auch<br />

Schulungen für Kunden an. Wie läuft dieses Geschäft zur<br />

Zeit?<br />

Tietz: Präsenz-Schulungen sind natürlich schwierig aktuell,<br />

aber wir haben gemerkt, dass die Kunden die Zeiten<br />

des Stillstands gerne für Weiterqualifizierung ihrer<br />

Mitarbeiter nutzen. So haben wir das intern übrigens<br />

auch gehandhabt, indem wir zum Beispiel einige Kollegen<br />

in Sachen Projektmanagement geschult haben, damit<br />

sie künftig noch effizienter Großprojekte umsetzen<br />

können. Remote-Individualschulungen waren von Kunden<br />

stark gefragt. Dieser Trend wird langfristig sicher<br />

nicht anhalten, weil der persönliche Kontakt doch ein<br />

anderer ist.<br />

:: Sie bieten in Ihrem Haus Dienstleistungen und Schulungen<br />

unterschiedlichster Messtechnikhersteller an.<br />

Hier überschneiden sich doch sicherlich auch mal die Interessen.<br />

Ist das kein Problem?<br />

Tietz: Nein, das haben wir immer mit dem nötigen Fingerspitzengefühl<br />

im Griff. Der Mehrwert von Aufträgen<br />

bei uns als herstellerunabhängiger Messdienstleister ist<br />

für den Kunden, dass wir nicht die rosarote Brille des<br />

einzelnen Systemanbieters aufsetzen und in der Lage<br />

sind, auch mal einen Blick über den Tellerrand hinaus zu<br />

werfen. Wir haben große praktische Erfahrungen mit<br />

vielen unterschiedlichen Messsystemen und -technologien<br />

gesammelt, sodass wir auch objektiver als ein Hersteller<br />

Empfehlungen geben können, wann welche<br />

Technologie sinnvoll ist oder an ihre Grenzen stößt. Wir<br />

sind diejenigen mit der Hand an der Schippe, also Praktiker<br />

und nicht Theoretiker.<br />

■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 7


:: Management<br />

Vorausschauende Personalarbeit<br />

Die Unternehmensführung muss ihre Organisation so ausrichten, dass sie für<br />

künftige Herausforderungen und Krisen gewappnet ist. Das gilt auch für das<br />

Personalmanagement. Denn zukunftsfähige Firmen brauchen vor allem<br />

zukunftsfähige Menschen. Das bedeutet, mit den Mitarbeitern nach neuen<br />

Gestaltungsmöglichkeiten zu suchen und auf deren Bedürfnisse einzugehen.<br />

Seit Anfang des Jahres hat uns die Coronakrise fest<br />

im Griff. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis<br />

sich die Wirtschaft wieder deutlich erholt und sich<br />

das auf den Geschäftserfolg der Unternehmen auswirkt.<br />

Bis dahin sind wir alle gefordert, bestmöglichst<br />

mit der Krise umzugehen, indem wir die damit<br />

einhergehenden Veränderungen annehmen<br />

und unsere Unternehmen zukunftsfähig machen.<br />

Personal & Karriere<br />

Die Beratungsgruppe<br />

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regelmäßig über<br />

Personal und Karriere,<br />

www.wirth-partner.com<br />

Die Autorin:<br />

Sabine Zapf<br />

Die Veränderungen kann man überall sehen: Insolvenzen,<br />

Personalabbau und langfristige Änderungen<br />

in den Märkten – ganz besonders schon<br />

sichtbar in der Automotive-Industrie oder auch<br />

Tourismusbranche. Auch Personalabbau findet –<br />

egal ob in kleinen, mittelständischen oder großen<br />

Unternehmen – auf allen Ebenen statt. Firmen<br />

überdenken ihre Personalsituation und nutzen sie<br />

für eine gründliche Neuausrichtung der gesamten<br />

Organisation.<br />

Methoden und Konzepte zur<br />

Bewältigung der Krise<br />

Was bedeutet das alles für die Unternehmensführung?<br />

Sie muss ihr Unternehmen so ausrichten,<br />

dass es nicht nur unter den jetzt bekannten Rahmenbedingungen<br />

und Gesetzmäßigkeiten funktioniert,<br />

sondern vor allem auf neue, unerwartete<br />

Herausforderungen, Entwicklungen und Veränderungen<br />

erfolgreich reagieren kann. Das „In-Fragestellen“<br />

des bisherigen und das Akzeptieren des<br />

Neuen beziehungsweise Anderen ist dabei ein<br />

Kerngedanke, um ein Unternehmen zukunftsfähig<br />

zu machen.<br />

Zwar ist das Arbeiten von Zuhause nicht für jeden<br />

Mitarbeiter und für jede Position geeignet beziehungsweise<br />

auch nicht immer sinnvoll. Dennoch<br />

setzen sich bei vielen, besonders größeren Firmen<br />

das Home Office und die damit verbundenen virtuellen<br />

Meetings immer mehr durch – was vor der Corona-Pandemie<br />

noch selten denkbar war.<br />

Um am Markt wettbewerbsfähig sein zu können<br />

beziehungsweise auf die veränderten Marktstrukturen<br />

reagieren zu können (zum Beispiel Änderung<br />

und Verzögerung der Lieferketten, Absatzprobleme<br />

des eigenen Produktes im Markt) müssen sich Unternehmen<br />

mit ihren Mitarbeitern zusammensetzen<br />

und nach neuen Gestaltungsmöglichkeiten suchen.<br />

Hierfür ist es essenziell, dass Vorgesetzte,<br />

Teamchefs aber auch das gesamte Management<br />

auf die Mitarbeiter und deren Bedürfnisse sowie<br />

Sorgen eingehen.<br />

Mitarbeiter wünschen sich<br />

mehr Zusammenhalt<br />

Was wünschen sich die Beschäftigen nach der Krise?<br />

Als Antwort darauf lässt sich sagen: mehr Zusammenhalt,<br />

auch über klassische Hierarchien hinweg,<br />

höhere Flexibilität, weniger Bürokratie, aber<br />

auch einen sicheren Arbeitsplatz, entsprechendes<br />

Einkommen und an die neue Situation angepasste<br />

Aufgabenstellungen und Herausforderungen.<br />

Ein Unternehmen ist kein theoretisches Gebilde,<br />

sondern die Summe aller es gestaltenden und in<br />

ihm wirkenden Menschen. Um es zukunftsfähig<br />

auszurichten, müssen auch zukunftsfähige Menschen<br />

im Unternehmen sein. Damit zeigt sich wieder,<br />

dass Personalmanagement die zentralste und<br />

wichtigste Aufgabe der Unternehmensführung ist.<br />

Die „richtigen“ Mitarbeiter zu finden, auszuwählen,<br />

zu fördern und einzusetzen stellt damit die entscheidende<br />

Basis dar, damit ein Unternehmen erfolgreich<br />

bleibt oder wird.<br />

Denn die Aufgabe, neue und bessere Produkte<br />

zu entwickeln und mit effizienteren Methoden zu<br />

produzieren, übernimmt kein Computer. Das machen<br />

Menschen. Das gilt beispielsweise auch dafür,<br />

neue Märkte zu definieren und Kunden zu gewinnen.<br />

Das Management ist deshalb mehr als zuvor<br />

aufgefordert, als Vorbild zu agieren, um Mitarbeiter<br />

für zukünftige Herausforderungen zu begeistern<br />

und zu motivieren.<br />

■<br />

8 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Klare Worte helfen im Streitfall<br />

Der Ausfall von Teilen verursacht oft erhebliche Kosten und führt zu<br />

Problemen zwischen Kunde und Lieferant. Dann rechtlich und kaufmännisch<br />

die Verantwortung zu verteilen, kann kompliziert und langwierig sein.<br />

Dabei helfen vor allem eine präzise Sprache und die Dokumentation<br />

relevanter Inhalte.<br />

<br />

Viele Kunden machen es sich recht einfach<br />

und nehmen den Standpunkt ein, dass der<br />

Zulieferer für das von ihm (mit-)entwickelte<br />

und gelieferte Teil vollumfänglich verantwortlich<br />

ist und er demnach für alle Negativkonsequenzen<br />

geradestehen muss. Das<br />

mag im Prinzip einleuchten, passt aber oft<br />

nicht auf die konkrete Situation. Die Lösung<br />

kann und muss im Einzelfall erfolgen,<br />

manchmal mag sie auch nicht eindeutig<br />

ausfallen.<br />

Beziehungen zwischen Kunde und Lieferant<br />

können – auch auf rechtlicher Ebene –<br />

sehr komplex sein. Das gilt dann auch für<br />

die Antworten auf die Frage, wer denn nun<br />

rechtlich wofür Verantwortung trägt. Dennoch<br />

sollten stets ein paar wichtige Grundprinzipien<br />

befolgt und bestimmte Fragen<br />

gestellt werden, da so die Näherung an eine<br />

Lösung gut möglich ist.<br />

Alles was Recht ist<br />

Regelmäßige Beiträge<br />

zu rechtlichen Themen<br />

liefert Reusch<br />

Rechtsanwälte,<br />

www.reuschlaw.de<br />

Der Autor:<br />

Daniel Wuhrmann<br />

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Verantwortlichkeiten herausarbeiten<br />

Zwei wichtige Prinzipien, die bestenfalls systemisch<br />

im eigenen Unternehmen verankert<br />

und und unumgänglich gelebt werden<br />

sollten, sind erstens: Präzision in der Sprache.<br />

Und zweitens: Dokumentation relevanter<br />

Inhalte.<br />

Auch wenn es stark juristisch getrieben<br />

scheint, so relevant ist es doch, in der Formulierung<br />

von Lastenheften, Spezifikationen,<br />

RASI-Charts und anderen technischen Basisdokumenten<br />

eines Entwicklungsauftrages<br />

klar und nachweisbar herauszuarbeiten,<br />

wer wofür bis zu welchem Grade verantwortlich<br />

ist. Dies betrifft auch die Informationsgabe<br />

des Kunden hinsichtlich der Einsatzparameter<br />

im späteren Produktleben.<br />

Diese Informationen und Vereinbarungen<br />

haben unmittelbare Auswirkungen auf<br />

die rechtliche Basis, die für eine Haftungsverteilung<br />

bei späteren Problemen maßgebend<br />

ist. Man kann insoweit in der produzierenden<br />

Industrie, wie zum Beispiel in der<br />

Automobilzulieferindustrie oder im Maschinen-<br />

und Anlagenbau, eine Parallele zu Regelungen<br />

aus dem Werkvertragsbereich ziehen,<br />

die nicht stets unmittelbar auf das jeweilige<br />

Projekt anwendbar sind – aber womöglich<br />

in ihren Prinzipien.<br />

Interessant ist zum Beispiel § 645 BGB,<br />

der auszugsweise wie folgt lautet: „Ist das<br />

Werk vor der Abnahme infolge eines Mangels<br />

des von dem Besteller gelieferten Stoffes<br />

oder infolge einer von dem Besteller für<br />

die Ausführung erteilten Anweisung untergegangen,<br />

verschlechtert oder unausführbar<br />

geworden, ohne dass ein Umstand mitgewirkt<br />

hat, den der Unternehmer zu vertreten<br />

hat, so kann der Unternehmer einen der<br />

geleisteten Arbeit entsprechenden Teil der<br />

Vergütung und Ersatz der in der Vergütung<br />

nicht inbegriffenen Auslagen verlangen.“<br />

Diese und andere Regelungen des Werkund<br />

Kaufvertragsrechts zieht die Rechtsprechung<br />

regelmäßig heran, um zu einer Art<br />

„Faustformel“ zu gelangen. Diese lautet:<br />

Wenn der Kunde verbindliche Vorgaben<br />

macht, die nicht ganz offensichtlich fehlerhaft<br />

sind und er zudem noch weitergehendes<br />

Wissen als der Lieferant hat, kann er hierauf<br />

beruhende Mängel des daraufhin entwickelten<br />

Produktes (und die Folgen hiervon)<br />

später nicht beim Lieferanten regressieren.<br />

Mit diesem Prinzip vor Augen sollte<br />

man in die Gestaltung und Handhabe relevanter<br />

Vereinbarungen und Dokumentationen<br />

gehen. So individuell der Einzelfall und<br />

so unterschiedlich die Ergebnisse am Ende<br />

sein können: Derartige Strukturen helfen in<br />

jedem Fall.<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 9


:: Management<br />

Um die Qualität ihres<br />

Umgangs mit Corona bis<br />

in den kleinsten Prozess<br />

hinein durch eine unabhängige<br />

Prüfung deutlich<br />

zu machen, hat Fraport<br />

TÜV Hessen mit der<br />

Prüfung der Infektionsschutzmaßnahmen<br />

und<br />

-prozesse beauftragt<br />

Bild: TÜV Hessen<br />

Erste Organisationen haben das Qualitätssiegel „Sicher gegen Corona“ erhalten<br />

Robuste Prozesse schützen<br />

Menschen und Marken<br />

Mit dem Qualitätssiegel „Sicher gegen Corona“ können Unternehmen in der Pandemie den<br />

objektiven Nachweis erbringen, dass sie alles dafür tun, um sichere Arbeitsbedingungen für ihre<br />

Mitarbeiter zu schaffen und ihre Kunden und Partner vor gesundheitlichen Schäden zu schützen.<br />

Fraport, die ADAC Luftrettung und die Nationale Anti-Doping-Agentur gehören zu den Vorreitern.<br />

Der Autor<br />

Jürgen Bruder<br />

Mitglied der<br />

Geschäftsleitung<br />

TÜV Hessen<br />

www.tuev-hessen.de<br />

Der Vorgang ist bei genauerer Betrachtung eine Parabel<br />

auf die Harmonisierung von Interessen an der Schnittstelle<br />

von Unternehmen und Verbrauchern, Betriebsund<br />

Volkswirten, Behörden und Politik: Im Moment der<br />

allgemeinen Not, in der eine unsichtbare Bedrohung<br />

vielen Menschen und auch manchen Organisationen<br />

den Mut rauben will, kann eine einfache Weisheit das<br />

Vertrauen in die allgemeine Sicherheit und Beherrschbarkeit<br />

des gesellschaftlichen Wohlstands wieder stärken<br />

und stützen: Vertrauen basiert auf der Identifikation<br />

und Nachvollziehbarkeit von robusten Prozessen.<br />

Dieser Gedanke war der Motor des TÜV Hessen für<br />

die Entwicklung des Qualitätssiegels „Sicher gegen Corona“.<br />

Es orientiert sich an den aktuell gültigen Ordnungsregeln<br />

und Gesetzen der Covid-19-Phase sowie<br />

an den Prüfverfahren von Systemen – und an der konkreten<br />

Situation der Unternehmen und Organisationen,<br />

die dies beauftragen.<br />

Basis des Prüfkonzepts für das Siegel sind diejenigen<br />

Vorgaben, die in der heutigen Zeit von enormer Bedeutung<br />

sind: Gesetze, Standards und wissenschaftliche Erkenntnisse.<br />

Bemerkenswert hierbei: Auch diese Grundlagen<br />

sind in der aktuellen Phase ihrerseits – ungewöhnlich<br />

genug – durchweg nicht starr, sondern permanenter<br />

Entwicklung und Lerneffekten unterworfen.<br />

Basis der Prüfungen sind<br />

• Regelungen des Bundes und der Länder gemäß<br />

Infektionsschutzgesetz (IfSG),<br />

• geltende Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts,<br />

• Sars-Cov-2-Arbeitsschutzstandard und<br />

• die in der zu prüfenden Organisation wirksamen<br />

Covid-19-Richtlinien.<br />

In diesem Sinne verkehrt Covid-19 auch hier die Welt,<br />

die man gewohnt ist. Gesetzliche Regelungen, Verordnungen<br />

und auch das, was man gerne „den Stand der<br />

Wissenschaft“ nennt, verwandeln sich in eine Art von<br />

10 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


„moving targets“. Sonja Sieger, fachlich verantwortlich<br />

bei TÜV Hessen für das Qualitätssiegel: „Was aber Halt<br />

geben kann und soll, ist ein objektiver Nachweis dafür,<br />

dass alles getan ist, um sichere Arbeitsbedingungen für<br />

Mitarbeiter zu schaffen und Kunden vor gesundheitlichen<br />

Schäden zu schützen.“<br />

Auf dieser Basis entwickelten die Experten von TÜV<br />

Hessen aus den Bereichen Industrie-Sicherheit und Arbeitsmedizin<br />

dieses Prüfgerüst, mit dem Unternehmen<br />

die eigenen Bemühungen um das Wohl nicht nur ihrer<br />

Kundinnen und Kunden, sondern auch für alle Stakeholder<br />

in ihren Supply Chains prüfen, optimieren, bewerten<br />

und nachweisen (lassen) können.<br />

Bemerkenswert an dieser Vorgehensweise ist, dass<br />

das statistische Risikomanagement als Allzweckwaffe<br />

nahezu aller Systemansätze des 21. Jahrhunderts hier<br />

auf der Basis der für den Einzelfall beziehungsweise für<br />

einzelne Branchen nicht vorhandenen oder viel zu kleinen<br />

Datenbasis kaum Bedeutung hat. Es muss auch ohne<br />

gehen. So geht es darum, die Gefährdungslage zu Infektionsgefahren<br />

in jedem Unternehmen individuell zu<br />

prüfen, um daraus konkrete Schutzmechanismen abzuleiten<br />

und zu etablieren. Das gilt für Unternehmen jeder<br />

Branche und Größe.<br />

Eine Reihe von Organisationen haben das Qualitätssiegel<br />

„Sicher gegen Corona“ bereits erhalten. Dazu gehören<br />

Fraport, die ADAC Luftrettung und das Medikationskontrollsystem<br />

der Nationalen Anti Doping Agentur<br />

(NADA).<br />

Fraport ist die Betreibergesellschaft des Flughafens<br />

Frankfurt/Main. Der Airport ist mit über 70 Millionen<br />

Passagieren im Jahr 2019 der größte in Deutschland<br />

und der viertgrößte in Europa. Die Leitung von Fraport<br />

ist sich der gesellschaftlichen Relevanz ihrer europäischen<br />

und weltweiten Drehscheibenfunktion ebenso<br />

bewusst wie der Notwendigkeiten, die sich aus der auch<br />

in Corona-Zeiten noch hohen Anzahl von Menschen ergeben,<br />

die hier ankommen und losfliegen: Als Markenprodukt<br />

wollten die Frankfurter die Qualität ihres Umgangs<br />

mit Corona bis in den kleinsten Prozess hinein<br />

durch eine unabhängige Prüfung deutlich machen.<br />

Fraport beauftragte TÜV Hessen mit der Prüfung der<br />

Infektionsschutzmaßnahmen und -prozesse am europäischen<br />

Drehkreuz. Wie man eine solche Prüfung am<br />

besten durchführt? In diesem Fall lautete die Antwort:<br />

Indem man den üblichen Reiseverlauf aus Sicht von Passagieren<br />

komplett „vom Hin bis zum Zurück“ durchspielt.<br />

Auf einzelne Prozessschritte heruntergebrochen<br />

und unter Realbedingungen entstand dabei ein umfangreicher<br />

Prüfkatalog, mit dem die Experten von TÜV<br />

Hessen mehrere Tage lang vor Ort waren.<br />

Dabei spielte das TÜV Hessen-Prüfteam „Sicher gegen<br />

Corona“ nicht nur die Rolle des Advocatus Diaboli,<br />

der jeweils das Schlimmste anzunehmen gewohnt ist,<br />

sondern auch des zufriedenen Passagiers: Der Flughafenbetreiber<br />

Fraport konnte mit seinem stimmigen<br />

und vorbildlich umgesetzten Gesamtkonzept zum<br />

Schutz aller Beteiligten überzeugen: Die branchenspezifischen<br />

Schutz- und Hygieneanforderungen Sars-Cov-<br />

2/Covid-19 und auch die geltenden Empfehlungen des<br />

Robert-Koch-Instituts waren hier vorbildlich berücksichtigt.<br />

„Sämtliche Prozesse und Abläufe wurden an die außergewöhnliche<br />

Situation angepasst. Die Reisenden<br />

So sieht das Konzept von TÜV Hessen für das Qualitätssiegel „Sicher gegen Corona“ aus Bild: TÜV Hessen<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 11


:: Management<br />

Im Sommer 2020 wurde das Corona-Sicherheits- und Hygienekonzept der ADAC Luftrettung von TÜV Hessen unter die Lupe genommen Bilder: ADAC Luftrettung<br />

werden mit zahlreichen optischen und akustischen Hinweisen<br />

kontinuierlich an die aktuellen Verhaltensregeln<br />

erinnert und zur Einhaltung aufgefordert“, sagt Sieger.<br />

„Mit einem eigenen medizinischen Dienst und der Errichtung<br />

von Corona-Testzentren hat Fraport zusätzliche<br />

Bausteine zur Eindämmung der Pandemie geschaffen.<br />

Wichtig für alle Flugreisenden ist natürlich, sich<br />

auch strikt an die entsprechenden Vorgaben zu halten,<br />

um sich vor einer möglichen Ansteckung zu schützen.“<br />

Neben den vielfältigen Hygienevorkehrungen lobten<br />

die Prüfer vor allem die zahlreichen optischen und akustischen<br />

Hinweise zur stetigen Erinnerung an aktuelle<br />

Verhaltensregeln. Außerdem habe der Flughafen sämtliche<br />

Prozesse optimal an die Pandemie-Situation angepasst.<br />

Mit dem eigenen medizinischen Dienst und der<br />

Einrichtung von Corona-Testzentren liefert Fraport ein<br />

stimmiges Komplettpaket im Kampf gegen das Virus.<br />

ADAC Luftrettung mit individueller,<br />

mehr als 100 Punkte umfassender Checkliste<br />

Im September 2020 wurde auch das Sicherheits- und<br />

Hygienekonzept der ADAC Luftrettung vom TÜV Hessen<br />

Das Infektionsschutzgesetz<br />

Das Infektionsschutzgesetz (IfSG) – genauer gesagt das „Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung<br />

von Infektionskrankheiten beim Menschen“ – kann auch im Falle der Corona-<br />

Pandemie als führende Leitplanke für Strukturierung und Umsetzung dienen. Es liegt im<br />

Wesen der Sicherheitsstandards insbesondere in Deutschland, dass man für Fälle auch<br />

dann vorbereitet ist, wenn sie bislang noch nicht in vollem Umfang eingetreten sind.<br />

Dank der weltweiten Vernetzung der Wissenschaften ist es beruhigend zu wissen: Tritt ein<br />

Fall ein, werden Strukturen und Regeln auch durch die Erfahrungen aus anderen Staaten<br />

auf den jeweils aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik aktualisiert.<br />

mit dem bundesweiten Qualitätssiegel „Sicher gegen<br />

Corona“ ausgezeichnet. Die Teams dieser engagierten<br />

Organisation mit den gelben Hubschraubern haben alleine<br />

zwischen Mitte März und Ende Juni dieses Jahres<br />

rund 450 Coronavirus-Einsätze absolviert. Der Nachweis<br />

von gesicherten Prozessen und Strukturen im<br />

Kampf gegen Covid-19 wurde durch den TÜV Hessen<br />

quasi quer durch Deutschland in einer repräsentativen<br />

Auswahl von elf der insgesamt 37 ADAC-Luftrettungsstationen<br />

geführt.<br />

Der Bewertungskatalog überprüfte dabei entlang<br />

der aktuell gültigen Pandemie-Anforderungen des Robert-Koch-Institutes,<br />

wie die ADAC Luftrettung die für<br />

Hygiene und Schutz nötigen Maßnahmen in der Praxis<br />

umsetzt. Geprüft wurde zum einen das Verhalten im<br />

realen Rettungseinsatz unter Vollschutz mit Overall,<br />

Handschuhen, FFP2-Maske und Schutzbrille sowie Abstandsregeln<br />

und Kommunikation. Zum anderen bewerteten<br />

die Prüfer das Hygienemanagement mit. Das<br />

umfasst zum Beispiel die Reinigung und Belüftung der<br />

Station, die Desinfektion von Dienstkleidung sowie die<br />

Reinigungs- und Waschverfahren. Verbesserungen<br />

konnten direkt in den täglichen Betrieb integriert werden.<br />

Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung,<br />

sieht sich in seiner Entscheidung für die Aufwände,<br />

die das Siegel durchaus mit sich brachte, mehr als<br />

bestätigt: „Die Crews und Mitarbeiter der ADAC Luftrettung<br />

haben seit Ausbruch der Pandemie Außergewöhnliches<br />

geleistet. Rund um die Uhr – auf den Stationen, in<br />

den Werften, im Simulatorzentrum, in der Zentrale und<br />

aus dem Homeoffice. Das Qualitätssiegel bestätigt unseren<br />

hohen Sicherheitsstandard bei Infektionsschutztransporten<br />

und belohnt die harte Arbeit an der Corona-Front.“<br />

TÜV-Expertin Sieger zeigte sich ebenso begeistert:<br />

„Zusammen mit branchenspezifischen Anforderungen<br />

haben wir eine Checkliste von insgesamt mehr als 100<br />

12 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Punkten abgearbeitet. Darüber hinaus wurden auf den<br />

Stationen mehrstündige Interviews mit einem umfangreichen<br />

Fragenkatalog geführt. Die Zusammenarbeit<br />

war über den gesamten Weg quer durch Deutschland<br />

extrem konstruktiv und produktiv – man zog ja wirklich<br />

an einem Strang.“<br />

Basis bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur<br />

ist die Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001<br />

Arbeitsschutz bei Covid-19<br />

Der Sars-Cov-2-Arbeitsschutzstandard – genauer gesagt das „Betriebliche Maßnahmenkonzept<br />

für zeitlich befristete zusätzliche Maßnahmen zum Infektionsschutz vor Sars-<br />

Cov-2 (Sars-CoV-2-Arbeitsschutzstandard) – wurde am 16. April 2020 definiert. Darin<br />

heißt es„Die Corona (Sars-Cov-2)-Pandemie trifft das gesellschaftliche sowie wirtschaft -<br />

liche Leben gleichermaßen, Beschäftigte und Nichtbeschäftigte. Diese Pandemielage ist<br />

eine Gefahr für die Gesundheit einer unbestimmten Zahl von Personen und zugleich für<br />

die öffentliche Sicherheit und Ordnung (…) Die Verantwortung für die Umsetzung notwendiger<br />

Infektionsschutzmaßnahmen trägt der Arbeitgeber entsprechend dem Ergebnis der<br />

Gefährdungsbeurteilung. Der Arbeitgeber hat sich von den Fachkräften für Arbeitssicherheit<br />

und Betriebsärzten beraten zu lassen sowie mit den betrieblichen Interessensvertretungen<br />

abzustimmen.“<br />

Ein weiteres Beispiel ist die Nationale Anti Doping<br />

Agentur Deutschland (Nada). Die bereits seit 2018 nach<br />

DIN EN ISO 9001 zertifizierte Geschäftsstelle der Nada<br />

betreibt aktiv ihr Qualitätsmanagementsystem. Insofern<br />

mag es nicht verwundern, dass die DIN EN ISO<br />

9001 als „Mutter aller Qualitätsnormen“ auch für die<br />

Beurteilung der Robustheit von Strukturen und Prozessen<br />

im Kampf gegen Corona eine ausgezeichnete Basis<br />

darstellte.<br />

Auf der Basis eines speziell auf die Anforderungen<br />

der Medikations- und Doping-Kontrollen bei Pferden<br />

durch die Nada zugeschnittenen Prüfpfads wurde das<br />

individuelle Schutz- und Hygienekonzept zur Infektionsverhütung<br />

auf Herz und Nieren geprüft. Dabei wurde<br />

nicht nur das eigentliche Verfahren zur Durchführung<br />

sowie die Zuständigkeit für die Kontrollen geprüft: Ein<br />

weiterer Schwerpunkt lag auf der Prüfung des Monitorings<br />

zur Einhaltung und Dokumentation der festgeschriebenen<br />

Hygienemaßnahmen. Als ein weiterer wesentlicher<br />

Bestandteil erwies sich bei der Nada die konsequente<br />

Unterweisung von Mitarbeitern im korrekten<br />

Umgang mit der hygienischen Aufbereitung von Mund-<br />

Nasen-Bedeckungen.<br />

Das Sprichwort vom Teufel, der im Detail steckt, ist<br />

auch hier eindeutig richtig. Bei einem Thema wie Covid-19<br />

muss der Prozess dort ansetzen, wo die konkreten<br />

Risiken sind. Und das ist ja der Punkt: Masken mögen<br />

lowtech sein, aber wenn man sie richtig einsetzt<br />

und den richtigen Umgang damit kennt, reduziert man<br />

damit wirksam das Ansteckungsrisiko. Anfang September<br />

wurde die NADA für diesen Bereich mit dem Qualitätssiegel<br />

„Sicher gegen Corona“ zertifiziert.<br />

■<br />

Das Qualitätssiegel<br />

Das Qualitätssiegel „Sicher gegen Corona“ bedeutet:<br />

• Sicherheit bezüglich des betrieblichen<br />

Schutz- und Hygienekonzepts<br />

• Prüfbericht mit allen relevanten Ergebnissen<br />

und Hinweisen zur weiteren Optimierung<br />

• Schulungsfilm „Hygiene und Infektionsschutz“<br />

für Mitarbeiter<br />

• Nachweis der Erfüllung der Fürsorgepflicht<br />

als Arbeitgeber (Compliance)<br />

• Stärkung des Vertrauens von Mitarbeitern<br />

und Kunden<br />

• Transparenz gegenüber Mitarbeitern, Kunden<br />

und Partnern<br />

• Positiver Imagefaktor und Auszeichnung der<br />

Maßnahmen zum Infektionsschutz<br />

So sieht der Ablauf der Prüfung aus: Nach der<br />

Kontaktaufnahme erfolgt eine Vorprüfung anhand<br />

des Schutz- und Hygienekonzepts. Parallel<br />

steht eine Frageliste als Basis für die zu prüfenden<br />

Prozesse zur Verfügung. Es folgt ein<br />

Vor-Ort-Termin, bei dem der TÜV Hessen anhand<br />

einer Checkliste und transparenten Kriterien<br />

prüft, ob die für die jeweilige Branche aktuell<br />

zutreffenden Schutz- und Hygieneanforderungen<br />

bezüglich Sars-Cov-2/Covid-19 umgesetzt<br />

werden.<br />

Das Unternehmen erhält einen Prüfbericht mit<br />

allen relevanten Ergebnissen und gegebenenfalls<br />

Hinweisen zur weiteren Verbesserung Ihres<br />

Hygienekonzepts. Sind alle Anforderungen<br />

umgesetzt, erhält die Organisation das Qualitätssiegel<br />

„Sicher gegen Corona“. Das Qualitätssiegel<br />

ist nach erfolgreichem Abschluss der<br />

Prüfung für sechs Monate gültig und muss anschließend<br />

erneuert werden.<br />

■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 13


:: Im Fokus: Future Trends<br />

Projekte zeigen den Nutzen von Augmented Reality<br />

Im virtuellen<br />

Realitäts-Check<br />

Für Augmented Reality gibt es in der Qualitätssicherung ein großes Potenzial. Prüfungen<br />

lassen sich direkt mit den CAD-Daten abgleichen, QS-Mitarbeiter erhalten<br />

relevante Informationen in Echtzeit auf ihre Datenbrillen. Doch es gibt auch Entwicklungsbedarf:<br />

Die Technik muss sich besser an die Produktionsumgebung anpassen.<br />

Der Autor<br />

Markus Strehlitz<br />

Redaktion<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Im privaten Alltag begegnet Augmented Reality einem<br />

häufig als Spielerei. So jagen Menschen zum Beispiel Pokemons,<br />

die über die Kamera des Smartphones in die<br />

reale Umgebung projiziert werden. Doch Augmented<br />

Reality (AR) ist weit mehr als bloßer Zeitvertreib. Zunehmend<br />

mehr Projekte beschäftigen sich damit, die Technologie<br />

in Fertigungsprozesse einzubinden. Dabei<br />

schält sich vor allem die Qualitätssicherung als wichtiges<br />

Einsatzgebiet heraus.<br />

Grundsätzlich sei die große Stärke von AR „Informationen<br />

im Kontext zum richtigen Zeitpunkt für das richtige<br />

Produkt im richtigen Moment bereitzustellen“, sagt<br />

Marc Schütz, Vicepresident für das AR-Product Management<br />

beim Software-Anbieter PTC. Sein Unternehmen<br />

ist Spezialist für Produktlebenszyklus-Management<br />

(PLM) und hat auch ein AR-System im Angebot.<br />

Wie sich das einsetzen lässt, zeigt ein Projekt beim<br />

Autobauer Volvo. Dort werden die Funktionen von PTCs<br />

AR-Software Vuforia in der Qualitätssicherung der Motoren<br />

genutzt. Jeder einzelne Motor durchläuft bei Volvo<br />

40 Prüfungen mit 200 möglichen Qualitätssicherungsvarianten<br />

– innerhalb von nur acht Minuten.<br />

Vor Einführung der AR-Lösung wurden den Mitarbeitern<br />

die Informationen für diese komplexe Tätigkeit in<br />

gedruckter Form bereit gestellt. Das kostet jedoch viel<br />

Zeit, wenn neue Qualitätsmitarbeiter eingelernt werden<br />

oder die Prüfung auf neue Motorenkonfigurationen<br />

eingestellt werden muss.<br />

Mithilfe von AR wird das Ganze nun beschleunigt.<br />

Dafür nutzen die Qualitätssicherungsmitarbeiter die<br />

Datenbrille Hololens von Microsoft. Über diese können<br />

sie die Konfigurationen der Motoren und die dazugehörigen<br />

Prüfanweisungen nahezu in Echtzeit aufrufen.<br />

„Sie schauen auf die Seriennummer oder auf den Barcode,<br />

der auf dem Prüfobjekt ist. Dann wird eine Suchanfrage<br />

durch die ganzen Systeme gestartet und die Mitarbeiter<br />

erhalten alle relevanten Informationen“, berichtet<br />

Marc Schütz, Vicepresident für das AR-Product<br />

Management bei PTC. Die 3D-Daten und Qualitätssicherungsinformationen<br />

werden direkt über den realen<br />

Motoren eingeblendet.<br />

Feedback-Schleifen sorgen für Qualitätsverbesserung<br />

Die Datenbasis speist sich aus verschiedenen Quellen.<br />

Dazu zählen unter anderem die CAD-Modelle, die PLM-<br />

Software und Fertigungssysteme. PTC spricht vom Digital<br />

Thread – als quasi einem digitalen Faden, der die Daten<br />

aus den verschiedenen Systemen mit einander verbindet.<br />

Dieser sorgt dafür, dass die Daten, welche den<br />

Mitarbeitern auf ihren Brillen eingeblendet werden,<br />

stets auf dem aktuellen Stand sind.<br />

Der Datenfluss verläuft dabei in beide Richtungen.<br />

Die Qualitätssicherungstechniker erfassen auch spezifische<br />

Defekte und leiten diese an Entwicklung sowie Fertigung<br />

zurück. Solche Feedback-Schleifen sorgen für eine<br />

kontinuierliche Prozess- und Qualitätsverbesserung.<br />

„Augmented Reality kann seine Stärken vor allem<br />

dann ausspielen, wenn es um komplexe Aufgaben geht,<br />

wenn Konfigurationen häufig wechseln und wenn lan-<br />

14 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


ge Checklisten vorliegen“, erklärt Schütz. Der Nutzen,<br />

den die Technologie bringt, lässt sich beziffern. So hat<br />

Volvo bei neuen Motoren-Iterationen an verschiedenen<br />

Arbeitsplätzen und Werken mehr als einen Tag für die<br />

Aktualisierung und Validierung der Konfigurations- und<br />

Qualitätssicherungs-Checklisten gebraucht. Seit der Implementierung<br />

von AR und Digital Thread sei dafür weniger<br />

als eine Stunde nötig, heißt es von PTC-Seite.<br />

Außerdem konnte die Schulung neuer QS-Mitarbeiter<br />

deutlich verkürzt werden: von fünf auf unter zwei<br />

Wochen. Insgesamt erwartet Volvo bei durchschnittlich<br />

fünf Qualitätssicherungsstationen in jedem der 20 Werke<br />

Einsparungen von mehreren Tausend Euro pro Station<br />

und Jahr.<br />

Relevante Informationen über die Datenbrille zum<br />

Mitarbeiter zu bringen, ist auch Ziel des Fraunhofer Instituts<br />

für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung<br />

(IFAM). Die Forscher arbeiten dabei an einer<br />

speziellen Lösung für Klebeprozesse.<br />

Da sich Klebungen nicht zu 100 % zerstörungsfrei<br />

prüfen lassen, muss man einen möglichst fehlerfreien<br />

Prozess schaffen. Die DIN 2304 regelt diese organisatorische<br />

Qualitätssicherung in der Klebtechnik. „Häufig<br />

werden die Regeln und Anforderungen über seitenweise<br />

ausgedruckte Handbücher vermittelt, die der Anwender<br />

beim jeweiligen Prozessschritt zu Rate ziehen<br />

muss“, sagt Tim Strohbach, Mitarbeiter am Fraunhofer<br />

IFAM. Hinzu kämen oft noch unternehmensspezifische<br />

Vorgehensweisen, die ebenso berücksichtigt werden<br />

müssten. Gemeinsam mit dem Start-up Bitnamic arbeitet<br />

das Fraunhofer IFAM daher daran, dass Experten diese<br />

Informationen direkt auf der Datenbrille oder einem<br />

anderen mobilen Endgerät beim jeweiligen Prozessschritt<br />

abrufen können.<br />

CAD-Geometrien werden über das reale Bild gelegt<br />

Ohne menschlichen Eingriff funktioniert ein System,<br />

das im Projekt Scrutinize 3D entwickelt wurde. In diesem<br />

haben das Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung<br />

(IGD) mit Autobauer Daimler und den<br />

Unternehmen Tigris Elektronik sowie Ensenso zusammengearbeitet.<br />

Ergebnis ist ein automatisches System<br />

zur optischen Qualitätssicherung im Fahrzeugbau. Eine<br />

entscheidende Technologie ist auch hier Augmented<br />

Reality.<br />

An einer Produktionslinie werden Kameras fest verbaut.<br />

Diese nehmen die von Robotern oder Arbeitern<br />

zusammengebauten Teile auf. Das Produktionskontrollsystem<br />

prüft mithilfe von Algorithmen, ob alle Bestandteile<br />

vorhanden sind, ob die richtigen Teile verbaut wurden<br />

und ob alle für den nächsten Verarbeitungsschritt<br />

korrekt positioniert sind.<br />

Dafür gleicht das System das zusammengebaute<br />

Prüfobjekt mit den Konstruktionsdaten aus der CAD-<br />

Software ab. Die CAD-Geometrien werden dabei quasi<br />

über das reale Bild gelegt.<br />

Der Vorteil der Lösung liegt unter anderem in der<br />

deutlichen Zeitersparnis und der Reduzierung des Trainingsaufwands.<br />

Alternative Machine-Learning-Lösun-<br />

Volvo nutzt Augmented<br />

Reality in der Qualitäts -<br />

sicherung von Motoren<br />

und rechnet mit Einsparungen<br />

von mehreren<br />

Tausend Euro pro QS-<br />

Station und Jahr Bild: PTC<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 15


:: Im Fokus: Future Trends<br />

Daneben wurde im Projekt auch eine mobile Prüfvariante<br />

entworfen. Dabei wird das Prüfteil von der Kamera<br />

eines Tablets aus unterschiedlichen Perspektiven erfasst,<br />

mit dem CAD-Modell registriert und abgeglichen.<br />

Damit ist dann eine handgeführte, visuelle Inspektion<br />

durch den Nutzer möglich – zum Beispiel außerhalb des<br />

Werkes bei einem Zulieferer. „In einem nächsten Schritt<br />

arbeiten wir daran, auch Tiefeninformationen auf diese<br />

Weise zu verarbeiten, um Deformationen am Objekt erkennen<br />

zu können“, berichtet Graf.<br />

Unterschiedliche Beleuchtung fordert die Technik<br />

Ein AR-Kontrollsystem des Fraunhofer IGD prüft in der Montage, ob alle Bestandteile vorhanden<br />

sind, ob die richtigen Teile verbaut wurden und ob alle für den nächsten Verarbeitungsschritt<br />

korrekt positioniert sind Bild: Fraunhofer IGD<br />

AR spielt seine Stärken<br />

vor allem bei komplexen<br />

Aufgaben aus, sagt Marc<br />

Schütz von PTC<br />

Bild: PTC<br />

AR-Systeme sorgen bei<br />

Variantenumstellungen<br />

für Flexibilität, so Holger<br />

Graf vom Fraunhofer<br />

IGD Bild: Fraunhofer IGD<br />

gen müssen erst eintrainiert werden und brauchen dafür<br />

eine große Menge an Referenzbildern. „Der Lernaufwand<br />

bei diesen Systemen ist sehr hoch“, sagt Holger<br />

Graf, Leiter der Abteilung Virtual & Augmented Reality<br />

beim Fraunhofer IGD. „Und wenn man jetzt an agile<br />

Produktionsprozesse denkt, dann ist es unwirtschaftlich,<br />

eine Produktionslinie mit den unterschiedlichsten<br />

Varianten, die hergestellt werden, zu prüfen.“<br />

Mit dem System auf Basis von Augmented Reality ist<br />

man dagegen deutlich flexibler. „Wenn eine Variantenumstellung<br />

innerhalb eines Tages in der Produktionslinie<br />

stattfindet, können wir schnell umrüsten“, so Graf.<br />

„Man muss nur das CAD-Modell der neuen Variante einschwemmen<br />

und dann die Prüffälle aufsetzen.“<br />

Prozess könnte auf Prüfstopp verzichten<br />

Auch der Fertigungsprozess selbst könnte dank der Lösung<br />

beschleunigt werden. Denn das zu prüfende Objekt<br />

– zum Beispiel der Unterbau beziehungsweise das<br />

Fahrgestell eines Autos – fährt unter das Kamera-Array,<br />

bleibt dort stehen, wird aufgenommen und dann geprüft.<br />

„Mithilfe von Augmented Reality lassen sich Objekte<br />

aber auch dynamisch erfassen“, erklärt Graf. „Die<br />

Linie muss also nicht unbedingt anhalten.“ Das heißt:<br />

Die Produktion könnte theoretisch in einem durchgehenden<br />

Fluss laufen – ohne einen Prüfstopp. Derzeit<br />

wird dies jedoch noch nicht umgesetzt, da die nachfolgenden<br />

Prozesse ebenfalls an einen definierten Produktionstakt<br />

angepasst sind.<br />

Auch bei Scrutinize 3D lässt sich der Nutzen der AR-<br />

Lösung quantifizieren. „Es gibt dafür Modellrechnungen“,<br />

sagt Graf. „Laut diesen liegen die Einsparungen<br />

gegenüber traditionellen optischen Prüfsystemen, die<br />

eingelernt werden müssen, pro Produktionslinie im höheren<br />

sechsstelligen Bereich.“<br />

Solche und andere Projekte belegen zwar den Nutzen,<br />

den Augmented Reality in der Qualitätssicherung haben<br />

kann. Doch für den Einsatz der Technologie auf breiter<br />

Ebene muss noch an einigen Punkten gearbeitet werden.<br />

Eine Herausforderung für Augmented Reality in Fertigungsprozessen<br />

sind unter anderem noch die Produktionsumgebungen.<br />

Dort haben die Systeme mit zum<br />

Teil schwierigen Bedingungen zu kämpfen – wie etwa<br />

unterschiedlichen Beleuchtungssituationen oder komplexen<br />

Hinterschneidungen. Herausfordernd sind auch<br />

Situationen, in denen Objekte in einer Menge von hochreflektierenden<br />

lackierten Teilen erkannt werden sollen.<br />

„Wir arbeiten bereits an entsprechenden Optimierungsverfahren“,<br />

sagt Graf. Dabei spielen auch Verfahren der<br />

künstlichen Intelligenz eine wichtige Rolle.<br />

Verbesserungsbedarf gibt es zudem bei den Datenbrillen.<br />

Diese sind noch nicht an den Einsatz in der Fertigung<br />

angepasst. Es fehlt an notwendigen Funktionen<br />

wie etwa dem Objektracking.<br />

Außerdem müssen auch bestimmte Voraussetzungen<br />

erfüllt sein, um AR in der Fertigung nutzen zu können.<br />

Die zugrunde liegenden Daten müssen strukturiert<br />

und in ausreichender Qualität vorliegen. „Unternehmen<br />

brauchen ein gutes Daten- und Konfigurationsmanagement“,<br />

so Schütz von PTC. „Wenn es keinen Zugriff auf<br />

die Daten in jeder Konfiguration gibt, dann lässt sich die<br />

Konfiguration auch nicht prüfen.“<br />

Das Potenzial für den Einsatz von AR in der Qualitätssicherung<br />

sei jedoch sehr groß, so Schütz. Daher plant<br />

PTC, Anfang des kommenden Jahres eine spezielle Lösung<br />

für die Qualitätssicherung auf den Markt zu bringen.<br />

Um das Thema AR weiter voranzutreiben, hat sich<br />

PTC außerdem mit dem deutschen Startup Ioxp verstärkt.<br />

Das Unternehmen entwickelt kognitive Augmented<br />

Reality, die mit Künstlicher Intelligenz arbeitet. Eines<br />

der Einsatzgebiete: die Qualitätssicherung.<br />

■<br />

Webhinweis<br />

Welche Möglichkeiten die Technologie<br />

von Ioxp eröffnet, zeigen Videos<br />

unter: http://hier.pro/EJE0A<br />

16 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Stadtbesichtigung mit digitaler Unterstützung: Informationen erhält man über die<br />

AR-Brille. Der Reiseführer kann also zu Hause bleiben Bild: Mariia Korneeva/stock.adobe.com<br />

Eine Redaktion – zwei Meinungen<br />

Erweitert oder beschränkt?<br />

In der Arbeitswelt ist Augmented Reality (AR) angekommen. Auch im Auto: Head-up-Displays,<br />

bei denen Informationen etwa vom Navi auf die Windschutzscheibe projiziert werden, sind<br />

praktisch, weil der Fahrer den Blick weiter auf die Straße richten kann. Doch ist AR auch sonst im<br />

Privatleben sinnvoll? Die Redaktion von <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> hat dazu zwei Meinungen.<br />

Cool wäre es auf alle Fälle: Die<br />

Stadtbesichtigung mit einer Datenbrille.<br />

Eine Führung in der<br />

Gruppe mit echtem Guide ist<br />

aktuell wegen Corona eher<br />

schwierig. Und einen gedruckten<br />

Reiseführer den ganzen Tag<br />

mitzuschleppen, geht auf Dauer<br />

auf den Rücken. Mal ganz davon<br />

Sabine Koll, Redaktion abgesehen, dass man ständig<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong>, blättern muss. Und wenn es<br />

trägt lieber Mütze statt regnet, ist der Citytrip mit Buch<br />

AR-Brille auf dem Kopf unterm Arm auch kein Spaß.<br />

Unter Gesundheitsaspekten<br />

wäre eine Datenbrille also prima: Man bekommt die Informationen<br />

zum Beispiel über ein Bauwerk, eine Statue<br />

oder ein Museum vermittelt, sobald man dieses in<br />

Augenschein genommen hat. Hersteller von Datenbrillen<br />

prognostizieren schon lange einen Durchbruch ihrer<br />

Technologie auf dem Consumer-Markt. Doch eingetreten<br />

ist dies noch nicht. Ich kenne jedenfalls noch keine<br />

Stadt, in der das möglich ist. Seitdem ich vor drei Jahren<br />

auf einer Messe zum ersten Mal eine Datenbrille aufgesetzt<br />

habe, ahne ich auch, warum man auf den Straßen<br />

von Stuttgart oder New York noch niemanden damit<br />

sieht: Die Teile sind einfach sackschwer. Spätestens<br />

nach einer halben Stunde hätte ich damit Kopf und Rücken.<br />

Also doch keine gesundheitsgerechte Lösung. ■<br />

Ich finde Augmented und Virtual<br />

Reality grundsätzlich faszinierend.<br />

Und das Potenzial für die<br />

Qualitätssicherung ist ohne<br />

Zweifel groß. Aber im Privatleben<br />

kann ich den Technologien<br />

bisher nicht viel abgewinnen.<br />

Als es den großen Pokemon-Go-<br />

Hype gab, habe ich nur mit Verwunderung<br />

die Menschen be-<br />

Markus Strehlitz,<br />

Redaktion <strong>Quality</strong> obachtet, die an Straßenecken<br />

<strong>Engineering</strong>, reicht die oder auf Plätzen mit ihrem<br />

reale Welt<br />

Smartphone kleine bunte Wesen<br />

gejagt haben. Ich konnte<br />

auch nie verstehen, warum sich Freunde von mir in virtuellen<br />

Welten treffen, um dort Abenteuer zu bestehen<br />

– und jeder von ihnen dabei allein zu Hause vor seinem<br />

Rechner sitzt. In Pandemie-Zeiten mag das ja noch einen<br />

Sinn ergeben. Aber sonst? Die reale Welt ist doch<br />

spannend genug. Viele lieber laufe ich bei einer Old-<br />

School-Schnitzeljagd durch einen echten Wald. Und<br />

noch viel mehr Freude bereitet es mir, meine Freunde<br />

live zu treffen. Gemeinsam mit ihnen am Tisch zu sitzen,<br />

auf dem ein klassisches Brettspiel ausgebreitet ist, erfüllt<br />

mich deutlich mehr, als meine Mitspieler nur auf<br />

einem platten Bildschirm zu sehen. Und das Essen und<br />

Trinken, das zu so einem Abend ja dazu gehört, macht in<br />

Gesellschaft sowieso am meisten Spaß.<br />

■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 17


:: Im Fokus: Future Trends<br />

5G in der digitalen Fabrik<br />

Sensordaten in Echtzeit<br />

für Qualitätssicherung 4.0<br />

5G ist weit mehr als die nächste Mobilfunkgeneration: In privaten Netzwerken kann 5G die<br />

Qualitätssicherung in der Fabrik auf ein Echtzeit-Level heben. Notwendig sind dafür Sensoren,<br />

die gerne auch als die Sinnesorgane von Industrie 4.0 bezeichnet werden. Verschiedene Institute<br />

forschen in Deutschland daran.<br />

Die Autorin<br />

Sabine Koll<br />

Redaktion<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

„Echtzeitfähige Kommunikation ist ein Erfolgsfaktor<br />

für Industrie 4.0. Mithilfe von 5G<br />

werden sich Flexibilität, Wandelbarkeit und<br />

Produktivität der industriellen Fertigung<br />

deutlich erhöhen“, sagte Professor Martin<br />

Ruskowski, Vorstandsvorsitzender der Technologie-Initiative<br />

Smart Factory KL, kürzlich<br />

auf dem 5G Industrie Summit, den die<br />

Deutsche Messe Technology Academy im<br />

September gemeinsam mit dem Konradin<br />

Verlag veranstaltete. Im Zusammenspiel<br />

mit Künstlicher Intelligenz ermögliche 5G<br />

die nahtlose Integration autonomer Syste-<br />

me und mobiler Plattformen ohne Kabelbindung<br />

und somit ganz neue Fertigungsmethoden.<br />

Sensoren räumt Ruskowski eine zentrale<br />

Rolle ein, um Qualitätsdaten aus der Fertigung<br />

zu generieren: „Wenn ich etwa eine<br />

Spritzgießmaschine mit angeschlossenem<br />

Roboter habe, muss ich heute bei Problemen<br />

herausfinden, ob es am Roboter oder<br />

an der Spritzgießmaschine oder aber an der<br />

Konnektivität liegt. Das ist für uns der falsche<br />

Ansatz. Industrie 4.0 geht von einer Autonomie<br />

der Fertigungsressourcen aus: Die<br />

18 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Zu den Vorteilen des 5G Release 16 gehören<br />

vor allem hohe Geschwindigkeiten,<br />

geringe Latenz und Verlässlichkeit<br />

Bild: sdecoret/stock.adobe.com<br />

Produktionszelle wird als eine Einheit greifbar<br />

gemacht und zu flexiblen Linien zusammengeschaltet.<br />

Smarte Maschinen bekommen<br />

dabei ein ‚Gehirn‘ mit Intelligenz verpasst.<br />

Dafür brauchen wir neue Kommunikationstechnologien<br />

wie 5G“, betont Ruskowski.<br />

Während die großen öffentlichen Netzbetreiber<br />

in Deutschland bereits 5G in der<br />

Fläche ausrollen, wird es allerdings noch<br />

dauern, bis die Technologie in Campusnetzen<br />

ihre vollen Möglichkeiten ausspielen<br />

kann. Denn die Features, welche die großen<br />

Vorteile für die Fabrikautomatisierung versprechen,<br />

stehen erst mit Release 16 zur<br />

Verfügung. Und diese Version hat die internationale<br />

Standardisierungsorganisation<br />

3GPP im Juli 2020 veröffentlicht. Nun muss<br />

die Implementierung auf Chipsets und Produkten<br />

erfolgen. Ewald Kuk, Vice President<br />

Product Management Industrial Communication<br />

and Identification bei Siemens, rechnet<br />

damit, dass private 5G-Standalone-Netze<br />

2022 oder 2023 möglich sein werden –<br />

und das zu erschwinglichen Lizenzpreisen.<br />

Er nannte auf dem 5G Industrie Summit die<br />

Summe von 5730 Euro für zehn Jahre für<br />

das 5G-Campusnetz im Siemens-Werk<br />

Karlsruhe.<br />

Zu den Features, die Release 16 mit sich<br />

bringt, gehören vor allem Geschwindigkeiten<br />

von bis zu 10 Gigabit pro Sekunde sowie<br />

Latenz und Verlässlichkeit: Bei privaten Netzen<br />

sind Latenzen, also Verzögerungen im<br />

Submilisekundenbereich sowie eine Verlässlichkeit<br />

von 99,9999 % gegeben. Diese<br />

Rate impliziert eine erwartete Ausfallzeit<br />

von nur 5 min Minuten pro Jahr. Dies entspricht<br />

der Leistung von Ethernet-Netzwerken.<br />

Auch eine massive Dichte von Sensoren<br />

wird mit Release 16 möglich sein, nämlich<br />

bis zu eine Million pro Quadratkilometer.<br />

Wie die Kombination aus Sensorik und<br />

5G in der digitalen Fabrik für eine Qualitätssicherung<br />

in Echtzeit sorgen kann, das erforscht<br />

derzeit das Fraunhofer IPT in Aachen<br />

anhand mehrerer Use Cases. Ein Beispiel ist<br />

die spanende Herstellung sogenannter Blade<br />

Integrated Disks (Blisks), die etwa in<br />

Strahltriebwerken verwendet werden. Blisks<br />

werden auf Werkzeugmaschinen in einem<br />

Prozess aus einem Stück Metall gefräst. Dabei<br />

sind Präzision und Genauigkeit gefragt,<br />

um teuren Ausschuss zu vermeiden. „Welligkeit<br />

auf dem Bauteil ist zum Beispiel ein<br />

Qualitätsmangel“, erklärte Niels König, Abteilungsleiter<br />

Produktionsmesstechnik am<br />

Fraunhofer IPT während seines Vortrags auf<br />

dem 5G Industrie Summit.<br />

So hat das Institut einen Schwingungssensor<br />

entwickelt, der aus einem Piezoaufnehmer<br />

besteht und auf das Bauteil aufgeklebt<br />

wird. Eine Sensorelektronik und ein<br />

5G-Gateway sorgen für die Übertragung der<br />

Schwingungsdaten über 5G in eine Cloud.<br />

Dort werden die Daten prozessnah weiterverarbeitet.<br />

König: „Auf dem digitalen Zwilling<br />

des Bauteils also im 3D-Modell, lassen<br />

sich die kontinuierlich aus Maschine und<br />

Werkzeug generierten Daten mit diesen Daten<br />

aus dem Schwingungssensor überlagern.<br />

Eine rote Färbung zeigt dem Metallverarbeiter<br />

dann auf einen Blick kritische<br />

Schwingungen, die sich auf der Bauteiloberfläche<br />

bemerkbar machen, sodass er Gegenmaßnahmen<br />

ergreifen kann.“ In diesem Fall<br />

spielt die sehr geringe Latenzzeit von 5G eine<br />

entscheidende Rolle. „Allerdings muss<br />

man sagen, dass es Stand heute auch noch<br />

zu wenige geeignete Sensoren für diese Art<br />

von Use Cases gibt“, wendet König ein. ■<br />

Die Software<br />

für Prozessund<br />

Qualitätsmanagement<br />

Prozesse<br />

Berichte<br />

Datenschutz<br />

LDAP<br />

Formulare<br />

Maßnahmen Social QM<br />

Mehrsprachigkeit<br />

WIKI<br />

Validierung<br />

Matrixorganisation<br />

GxP<br />

QM<br />

International<br />

Auditmanagement<br />

Schulungen<br />

Kennzahlen<br />

BPMN<br />

<br />

Compliance<br />

Dokumente<br />

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Schnittstellen<br />

Risikomanagement<br />

IMS<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 19


:: Im Fokus: Future Trends<br />

Sinnvoller Einsatz von Blockchain-Technologie im Qualitätsmanagement<br />

Digital in Blöcken dokumentiert<br />

Die dezentrale Vernetzung von Unternehmensprozessen und die Transparenz der Blockchain sind<br />

eine Chance für das Qualitätsmanagement der Zukunft. Vor allem für das Qualitätsmanagement<br />

der Lieferkette bietet sich die Blockchain-Technologie an. Neben der Sicherstellung der<br />

Rückführbarkeit ist insbesondere die Effizienzsteigerung hervorzuheben.<br />

Die Blockchain-Technologie sorgt im Qualitäts -<br />

management der Lieferkette für die Sicherstellung<br />

der Rückführbarkeit und für Effizienzsteigerungen<br />

Bild: Siarheia/adobe.stock.com<br />

Der Autor<br />

Hartmut Winkler<br />

Berater<br />

Q-Future<br />

www.q-future.de<br />

Die Dokumentation ist ein notwendiges Instrument<br />

des Qualitätsmanagements und dient als Nachweis,<br />

dass bestimmte Anforderungen erfüllt sind. Seit der<br />

neuen Revision der DIN EN ISO 9001:2015 spricht man<br />

von dokumentierter Information. Dokumentierte Information<br />

wird sowohl in der Produktion von Gütern als<br />

auch bei Dienstleistungen eingesetzt, um entsprechende<br />

Nachweise bezüglich der Einhaltung von Anforderungen<br />

zu liefern. Bei diesen Nachweisen kann es sich<br />

zum Beispiel um Werkzeugnisse, Konformitätserklärungen<br />

oder Erstmusterprüfungen handeln.<br />

Im Supply Chain Management nehmen diese Konformitätsnachweise<br />

eine besondere Rolle ein. Die Lieferkette<br />

gleicht heute mehr einem komplexen Liefernetzwerk<br />

als einer linearen Wertschöpfungskette. Unternehmen<br />

sind global in diesem Wertschöpfungsnetzwerk verbunden.<br />

Da globale Lieferketten so komplex sind, dass<br />

selbst große Erstausrüster vor der Herausforderung stehen,<br />

die Lieferanten bis in die n-te Ebene zu überwachen,<br />

steigt das Risiko für die Verbreitung gefälschter<br />

oder qualitativ minderwertiger Kaufteile.<br />

In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Durchführung<br />

von Konformitätsnachweisen zur Bescheinigung<br />

der Authentizität von Produkten innerhalb der Lieferkette<br />

durch Zertifikate vorgenommen. Dennoch<br />

bleibt eine Unsicherheit, welche erfahrungsgemäß mit<br />

der Tiefe der Lieferantenstufe steigt und somit in den<br />

frühen Instanzen der Wertschöpfung am höchsten ist.<br />

Jede Instanz der Supply Chain hat verschiedene Informationen<br />

über das Produkt und dessen Entstehungsprozess,<br />

jedoch gibt es keine zentrale Sammelstelle für<br />

all diese Informationen. Erstausrüster haben meist nur<br />

in den ersten Lieferantenstufen einen transparenten<br />

Blick auf die Supply Chain. Regelmäßige Audits erfolgen<br />

in der Regel nicht in frühen Stufen der Lieferkette.<br />

Die Digitalisierung bringt neue Möglichkeiten zur<br />

vollständigen Transparenz von Lieferketten. Die Blockchain<br />

ist eine Technologie, die aus der Virtualisierung<br />

von Maschinen und der damit ermöglichten gesteigerten<br />

Rechenleistung hervorgegangen ist. Blockchain<br />

kann überall dort eingesetzt werden, wo Echtheit und<br />

Sicherheit von Daten eine kritische Rolle spielen. Dies ist<br />

in der Regel bei jeglichen Transaktionen der Fall, wie etwa<br />

entlang einer Lieferkette.<br />

Die Blockchain ist eine Verkettung von Datenblöcken,<br />

welche verschiedene Informationen enthalten. Jeder<br />

Datenblock ist mit einem Vorgänger und einem Nachfolger<br />

verkettet. Die Verkettung entsteht durch einen<br />

Code (Hash), der die beiden Blöcke untrennbar miteinander<br />

verbindet. Dieser Code wird nach einem komplexen<br />

Algorithmus aus allen vorangegangenen Blöcken<br />

berechnet. Es ist also nicht möglich Inhalte eines<br />

Blocks zu verändern, da alle nachfolgenden Codes dann<br />

nicht mehr konsistent sind.<br />

Sicherheit durch dezentrale Datenspeicherung<br />

Sicher wird die Blockchain durch die dezentrale Speicherung<br />

in sogenannten Knoten. Das heißt, die Blockchain<br />

existiert nicht nur einmal, sondern jeder Knoten hat die<br />

gesamte Blockchain auf Servern gespeichert. In jedem<br />

Knoten sind somit alle vorgenommenen Transaktionen<br />

dokumentiert. In der Blockchain einer Lieferkette kann<br />

jede Instanz einen Knoten darstellen, der die gesamten<br />

Transaktionen der Lieferkette aufzeichnet. Diese dezentrale<br />

Speicherung der Blockchain ermöglicht ein sofortiges<br />

Aufdecken von Manipulationsversuchen.<br />

Für die Lieferkette empfiehlt sich eine private Blockchain,<br />

auf die alle Instanzen der Lieferkette Zugriff haben.<br />

Um einen neuen Block zu generieren muss eine<br />

Konsensbildung stattfinden, zum Beispiel durch die Be-<br />

20 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


echnung eines Proof-of Work. Der Proof-of-Work ist in<br />

diesem Fall eine komplexe Rechenaufgabe, die als Ergebnis<br />

den Hashcode liefert, welcher verschiedene Bedingungen<br />

erfüllt und den neuen Block mit allen anderen<br />

Blöcken untrennbar verbindet. Diese Berechnung erfordert<br />

eine hohe Rechenleistung, was zu einem enormen<br />

Stromverbrauch bei der Konsensbildung führt. Neben<br />

dem Proof-of-Work existieren weitere Möglichkeiten<br />

der Konsensbildung, die weniger Ressourcen verbrauchen.<br />

Da es sich bei Blockchain-Transaktionen um Peer-to-<br />

Peer Verbindungen handelt, fällt eine zentrale Vermittlungsinstanz<br />

weg. Die Transaktionen werden zwischen<br />

zwei Clients (entsprechend Lieferant – Kunde) im Netzwerk<br />

durchgeführt und manipulationssicher dokumentiert.<br />

Eine nachträgliche Modifikation ist technisch nahezu<br />

unmöglich. Die Blockchain kann also überall dort<br />

eingesetzt werden, wo Transaktionen sicher dokumentiert<br />

werden müssen und mehrere Parteien beteiligt<br />

sind.<br />

Die Technologie ist aufgrund der lückenlosen und<br />

manipulationsresistenten Eigenschaften für die Vertrauensbildung<br />

in der Lieferkette geeignet. Jede Instanz<br />

entlang der Supply Chain dokumentiert zum Beispiel<br />

Charge, Produktionsdatum und Prüfergebnisse zum<br />

Nachweis der Konformität in einem Block. Die einzelnen<br />

Blöcke werden untrennbar miteinander verknüpft und<br />

alle Daten seit Beginn der Supply Chain bleiben dokumentiert<br />

und abrufbar. Eine nachträgliche Änderung<br />

von Dokumentation ist somit ausgeschlossen. Der Kunde<br />

kann auf alle Nachweise zugreifen und dabei auch<br />

weiterführende Informationen wie Prozessdaten in den<br />

Fertigungsstufen abrufen. Dies kann insbesondere zur<br />

nachträglichen Analyse bei Qualitätsproblemen nützlich<br />

sein.<br />

Die Blockchain kann außerdem zur Sicherstellung<br />

der Rückverfolgbarkeit von Teilen oder Chargen beitragen,<br />

welche in Regelwerken verschiedener Branchen gefordert<br />

werden. Sie dient weiterhin dem Echtheitsnachweis<br />

von Bauteilen. Die Elektronikindustrie hat mit gefälschten<br />

elektronischen Komponenten und Baugruppen<br />

zu kämpfen. In Dritt-Welt-Ländern wird Elektroschrott<br />

gesammelt und elektronische Komponenten<br />

werden demontiert. Bauteile werden per Hand ausgelötet<br />

und wieder in den Markt gebracht. Man spricht bei<br />

diesen Teilen von Counterfeit Parts. Oftmals geht dies<br />

mit einer Fälschung der Dokumentation einher.<br />

Prüfdokumente sind in der Blockchain speicherbar<br />

Ein weiterer positiver Effekt ist das Wegfallen von umfangreichen<br />

Dokumentationen, die mit den Kaufteilen<br />

geliefert werden. Bei komplexen Modulen fallen pro Lieferung<br />

häufig Prüfdokumente im Umfang von mehreren<br />

hundert Seiten an. Durch das Wegfallen von Scanvorgängen<br />

und automatische Kontrolle der Prüfergebnisse<br />

wird der Aufwand für Warenvereinnahmungen reduziert,<br />

ohne dass höhere Qualitätsrisiken entstehen.<br />

Die Vorstellung, dass die Lieferkette für alle Instanzen<br />

vollkommen transparent wird, mag beunruhigen,<br />

insbesondere, wenn es um Preise von Kaufteilen geht.<br />

Doch die Blockchain ermöglicht Datensicherheit und<br />

Datenschutz durch das Management von Zugriffsrechten.<br />

Durch die Vergabe von Rechten durch sogenannte<br />

Ledger ist es möglich, sensible oder nicht relevante Informationen<br />

für bestimmte Instanzen der Lieferkette zu<br />

verbergen. Ein Lkw-Fahrer kann beispielsweis nur auf<br />

solche Informationen der Blockchain zugreifen, die für<br />

ihn relevant sind – wie etwa welchen maximalen Beschleunigungen<br />

die Fracht bisher ausgesetzt oder ob<br />

die Kühlkette durchgängig eingehalten wurde. Informationen,<br />

die alle Instanzen des Liefernetzwerks benötigen,<br />

können durch die Blockchain geteilt werden.<br />

Durch das Internet der Dinge (IoT) ist eine automatische<br />

Aufzeichnung von Prozessdaten während der Produktentstehung<br />

in die Blockchain realisierbar. Die Dokumentation<br />

einer Kühlkette ist eine denkbare Anwendung<br />

für die Blockchain in der Logistik. Durch smarte<br />

Sensoren, die mit dem IoT kommunizieren, können<br />

Messdaten aufgezeichnet und in der Blockchain sicher<br />

gespeichert werden. Die Blockchain stellt somit die<br />

Transparenz der Kühlung in der Lieferkette sicher. ■<br />

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Automatisierung, künstliche<br />

Intelligenz – diese Trends sind<br />

in der Bildverarbeitung allgegenwärtig,<br />

wie dieses Special<br />

zeigt. Die Corona-Krise geht<br />

aber auch an der Branche nicht<br />

vorbei, wie die Verschiebung<br />

der Vision verdeutlicht. In<br />

Statements erklären die Aussteller,<br />

was sie davon halten.<br />

SPECIAL<br />

Bildverarbeitung<br />

Im Werk München von BMW beschäftigen sich KI-Projekte im<br />

Bereich der Fahrzeugmontage mit automatisierten Bilderkennungsverfahren:<br />

Mit dieser Methode prüfen Montagemitarbeiter,<br />

ob das Warndreieck, die Scheibenwischerkappen oder die<br />

Einstiegsleisten richtig montiert sind Bild: BMW<br />

Inhalt<br />

24 CEO von Stemmer Imaging<br />

Arne Dehn spricht über<br />

Trends und die Auswirkungen<br />

der Digitalisierung<br />

27 Statements zur Vision<br />

Die Branche hofft auf die<br />

Messe im kommenden Jahr<br />

30 Blitz-Controller<br />

Integrierte Steuerungseinheit<br />

reduziert Aufwand<br />

32 Schnelle Prozesse<br />

Technik-Kombi ermöglicht<br />

Inspektion bei vollem Speed<br />

34 100-Prozent-Prüfung<br />

Rotationssymmetrische<br />

Objekte im 360-Grad-Blick<br />

36 Machine Learning<br />

Visuelle Prüfungen mit<br />

Intelligenz<br />

38 Autonome Lösung<br />

Plug & Play für die<br />

Bildverarbeitung mit KI<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 23


:: Special Bildverarbeitung<br />

Chef von Stemmer Imaging im Interview<br />

„Wir erleben eine Transformation“<br />

Trends in der Bildverarbeitung, Auswirkungen der Digitalisierung und die<br />

Bedeutung von Cloud-Plafformen für die Branche – darüber spricht Arne<br />

Dehn , CEO von Stemmer Imaging, im Interview . Außerdem erklärt er,<br />

warum es beim Deep Learning noch viele Traumschlösser gibt.<br />

Arne Dehn ist sich sicher, dass Themen<br />

wie Edge Computing und Datensicherheit<br />

auch in der Bild verarbeitung zunehmend<br />

an Bedeutung gewinnen<br />

Bild: Stemmer Imaging<br />

24 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


„Wir wollen Themen wie Embedded, 3D<br />

und Hyperspektral weiter vorantreiben.“<br />

Arne Dehn<br />

CEO, Stemmer Imaging<br />

:: Herr Dehn, welche Trends sehen Sie zur Zeit in der<br />

Bildverarbeitung?<br />

Dehn: Zunächst sehen wir Qualitätssicherung und Bildverarbeitung<br />

nicht mehr nur im klassischen Produktionsbereich,<br />

sondern auch in Bereichen wie etwa Landwirtschaft<br />

oder Smart Infrastructure. Dort spielt Qualitätssicherung<br />

auch eine ganz wesentliche Rolle und die<br />

Bildverarbeitung wird dafür zunehmend eingesetzt.<br />

Dann gibt es natürlich noch den wichtigen Trend der Digitalisierung.<br />

Dabei geht es zum Beispiel um die Vernetzung<br />

von Maschinen. Und Bildverarbeitung spielt dort<br />

auch eine wichtige Rolle. Es gibt jedoch eine Studie von<br />

McKinsey, die zeigt, dass wir dabei über ein paar Leuchtturmprojekte<br />

noch nicht hinaus gekommen sind. Es gibt<br />

noch viel zu tun. Daneben sehen wir noch Trends auf<br />

Applikationsebene.<br />

:: Und die wären?<br />

Dehn: Ich spreche dabei von Anwendungen wie Vision<br />

Guided Robotics, Sorting, Nachverfolgbarkeit im Produktionsfluss<br />

und Materialanalyse. Auf der Produktebene<br />

gibt es dann außerdem die Trends Embedded Vision,<br />

3D-Analyse und Infrarot. Außerdem gewinnt das Edge<br />

Computing in der Bildverarbeitung zunehmend an Bedeutung.<br />

:: Die Einsatzfelder der Bildverarbeitung erweitern sich.<br />

Welche Rolle spielt eigentlich noch das Anwendungsfeld<br />

Qualitätssicherung für Stemmer Imaging?<br />

Dehn: Bildverarbeitung kommt natürlich aus der Qualitätssicherung.<br />

Das ist ein ganz wichtiger Bereich, den<br />

wir weiterhin im Fokus haben. Wir machen heute 65<br />

Prozent unseres Geschäfts im Produktionsumfeld. Aber<br />

Qualitätssicherung darf nicht nur auf den Production<br />

Floor reduziert werden, sondern muss breiter gesehen<br />

werden. Qualitätssicherung ist für alle Prozesse relevant.<br />

:: Sie haben die Digitalisierung als einen wichtigen<br />

Trend genannt. Welche Auswirkungen hat diese auf die<br />

Bildverarbeitung?<br />

Dehn: Zunächst mal müssen wir uns als Unternehmen<br />

digitalisieren. Das hängt stark damit zusammen, wie<br />

wir mit Kunden und Marktpartnern zusammenarbeiten.<br />

Wir arbeiten sehr stark in Projekten – besonders im<br />

Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Und dabei<br />

werden sehr viele Daten ausgetauscht. Das heißt, das<br />

Thema Datensicherheit ist entscheidend. Es wird in Zukunft<br />

ein ganz wichtiger Differentiator im Wettbewerb<br />

sein, auf dem höchsten IT-Sicherheitsstandard zu arbeiten.<br />

Dann geht es natürlich auch um die Digitalisierung<br />

bei unseren Kunden. Ich denke dabei an die Vernetzung<br />

von Anlagen und die Nutzung von Cloud-Applikationen.<br />

Die Bildverarbeitungs-intelligenz erfordert einen erhöhten<br />

Austausch von Daten. Und wir brauchen Konzepte,<br />

wie dieser Austausch mit der Cloud stattfinden wird.<br />

Dabei geht es auch um Fragen wie „Wo sitzt die Software?<br />

Wo findet die Bildverarbeitungslogik statt?“. Das<br />

wird in einem ganz anderen Kontext diskutiert, wenn<br />

man an die Plattformökonomie denkt.<br />

:: Was heißt das?<br />

Dehn: Wir glauben, dass auch Bildverarbeitungssoftware<br />

sich nicht anders verhalten wird als Software-Systeme<br />

in anderen Bereichen. Wir müssen unser gesamtes<br />

Leistungsangebot daran anpassen. Beim Prototypen angefangen,<br />

über das Test & Development bis zur Implementierung<br />

und Wartung von Bildverarbeitungslösungen<br />

– das alles wird sehr viel stärker über Plattformen<br />

bereit gestellt werden. Software-Angebote müssen<br />

auch über solche Plattformen darstellbar sein. In diese<br />

Richtung wollen wir uns entwickeln. Wie das genau aussieht,<br />

das werden wir in den kommenden Jahren sehen.<br />

:: Generell wächst auch die Bedeutung der Software in<br />

der Bildverarbeitung.<br />

Dehn: Ja. Wir verkaufen zwar viel Hardware. Aber die<br />

Software-Kompetenz ist sehr wichtig. Wir erleben eine<br />

Transformation, wie Intelligenz in Maschinen und Applikationen<br />

aufgebaut ist. Dabei geht es auch darum, wie<br />

man hochkomplexe Algorithmen auf eine möglichst bezahlbare<br />

Hardware bekommt. Stichwort Deep Learning.<br />

Es ist zwar sehr viel möglich, aber es muss auch bezahlbar<br />

bleiben und in Realtime abbildbar sein. Da wird<br />

noch sehr viel Innovation stattfinden. Wir sehen uns als<br />

Teil davon – immer mit dem Fokus Bildverarbeitung natürlich.<br />

Der Autor<br />

Markus Strehlitz<br />

Redaktion<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 25


:: Special Bildverarbeitung<br />

Zur Person<br />

Arne Dehn ist seit März 2019 Vorstandsvorsitzender<br />

von Stemmer Imaging. Er trägt dabei die Verantwortung<br />

für die Bereiche Konzernstrategie und -entwicklung,<br />

Marketing, Produktmanagement, die Steuerung<br />

der Regionen, sowie Einkauf und Logistik, Finanzen,<br />

Investor Relations und M&A. Er ist seit über 20 Jahren<br />

in Führungspositionen bei Technologieunternehmen<br />

der Kommunikations- und Sensortechnologie tätig.<br />

:: Welche Bedeutung hat Künstliche Intelligenz generell<br />

in der Bildverarbeitung?<br />

Dehn: Wir unterteilen das Thema Künstliche Intelligenz<br />

in Machine Learning und Deep Learning. Gerade beim<br />

Deep Learning erleben wir aber erst die Anfänge. Es<br />

werden im Moment sehr hohe Erwartungen an die<br />

Technologie gestellt. Viele Kunden machen sich zu<br />

schnell auf diesen Weg. Doch Deep Learning stellt hohe<br />

Anforderungen an die Trainingsszenarien und Trainingsbilder.<br />

Daher muss man sich fragen: „Habe ich die? Und<br />

woher bekomme ich die?“ Außerdem muss man sich<br />

überlegen, was so eine Deep-Learning-Umgebung kosten<br />

darf. Denn die wird zwar günstiger, ist aber im Vergleich<br />

zu Machine Learning immer noch teuer. Der Aufwand,<br />

sich mit Deep Learning zu beschäftigen, zwingt<br />

Unternehmen zumindest mal auf eine Lernkurve, die<br />

länger ist, als viele denken. Wir versuchen, diese zu verkürzen,<br />

indem wir in unserer European Imaging Akademie<br />

Trainings anbieten und mit Kunden Projekte machen.<br />

Aber es gibt diesbezüglich noch viele Traumschlösser.<br />

Alle unsere Kunden erwarten in der Qualitätssicherung<br />

eine hohe Stabilität – bei einer hohen Geschwindigkeit<br />

und Genauigkeit. Und Deep Learning bietet<br />

diese Stabilität oft nicht.<br />

:: Sie sagen, dass viele Kunden sich beim Thema Deep<br />

Learning zu schnell auf den Weg machen. Was meinen<br />

Sie damit?<br />

Dehn: Einige Kunden kommen auf uns zu und sind der<br />

Meinung, dass Deep Learning heute schon Standardund<br />

alles andere nicht zukunftsfähig ist. Es gibt Anwendungen,<br />

wo das der Fall ist – aber eben auch viele, wo<br />

dies nicht zutrifft. Wir raten Kunden, erst mal Erfahrungen<br />

mit dem Thema zu sammeln. Deep Learning erfordert<br />

Know-how-Aufbau – und auch die Bereitschaft,<br />

sich damit zunächst spielend auseinander zu setzen.<br />

:: Was sind die Schwerpunkte in der Strategie von Stemmer<br />

Imaging?<br />

Dehn: Wir bezeichnen uns als Technologiehaus. Das Zusammenbringen<br />

von Innovationen und Kerntechnologien<br />

– zwischen Hardware, Software und Mehrwertdiensten<br />

– dort sehen wir uns. Ein wichtiger Strategieblock<br />

ist, dass wir gemeinsam mit unseren Kunden Dinge<br />

entwickeln wollen, mit Methoden des agilen Co-Developments.<br />

Wir müssen Teillösungen – wir nennen es<br />

Subsysteme – anbieten, die Teilfunktionen der Bildverarbeitung<br />

erledigen. Es ist ein großer Trend, dass bestimmte<br />

Funktionen schon als Module zur Verfügung<br />

gestellt werden, die früher erst beim Kunden entstanden<br />

sind. Zum Beispiel Vision Guided Robotics, Bin Picking<br />

oder Farberkennung und Feuchtigkeitserkennung.<br />

Das sind alles Applikationen, die wir in Teillösungen zur<br />

Verfügung stellen können. Daneben wollen wir unsere<br />

Software-Kompetenz weiter stärken, wie wir das zum<br />

Beispiel durch unsere Beteiligung an Perception Park im<br />

Bereich Hyperspektral getan haben.<br />

:: Auf welchen Technologiefeldern sehen Sie denn noch<br />

Lücken im Stemmer-Portfolio?<br />

Dehn: Wir wollen Themen wie Embedded, 3D und Hyperspektral<br />

weiter vorantreiben. Es gibt im Bereich Embedded<br />

grundsätzlich im Markt noch viele Lücken zu<br />

schließen. Ich meine damit das Verständnis, was Embedded<br />

ist und welche Module dabei eine Rolle spielen.<br />

Darauf müssen wir Antworten finden, auch als Stemmer<br />

Imaging. Daneben gibt es Trends, die am Horizont<br />

erscheinen, wie zum Beispiel das Thema Terahertz. Darüber<br />

sprechen viele und sehen es als Kerntechnologie<br />

der Zukunft. Das ist ein Thema, das uns reizt und das wir<br />

beobachten. Wir haben es aber noch nicht im Portfolio.<br />

:: Die Corona-Pandemie treibt jetzt schon seit einigen<br />

Monaten die Menschen und die Wirtschaft um. Welche<br />

Auswirkungen hat sie auf die Strategie von Stemmer<br />

Imaging?<br />

Dehn: Wir glauben, dass durch Corona die Automatisierung<br />

in Europa zunehmen wird. Mit der Bildverarbeitung<br />

sind wir somit in der richtigen Branche. Außerdem<br />

werden wir eine größere Akzeptanz von technischen Innovationen<br />

erleben. Webkonferenzen, Corona-App, die<br />

Testmöglichkeiten – das alles hat der ganzen Gesellschaft<br />

noch mal klar gemacht, dass wir alle von Technologie<br />

und Innovation abhängig sind. Davon werden wir<br />

sicherlich profitieren. Allerdings steigt damit auch der<br />

Erwartungsdruck an noch kürzere Entwicklungszyklen.<br />

Innovationen aus dem Business-Development-Stadium<br />

müssen noch schneller in stabile Lösungen umgesetzt<br />

werden. Dabei geht es um agile Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung. In diesem Zusammenhang möchte ich<br />

noch mal das Thema Cloud und Plattformökonomie ansprechen.<br />

Dezentrale Intelligenz bekommt eine große<br />

Bedeutung. Diesem Trend kann sich unsere Branche<br />

nicht mehr entziehen.<br />

:: Vielen Dank für das Gespräch.<br />

26 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Die Vision wird künftig<br />

immer in ungeraden<br />

Messejahren und parallel<br />

zur Motek, der internationalen<br />

Fachmesse<br />

für Produktions- und<br />

Montageautomatisierung,<br />

stattfinden<br />

Bild: Messe Stuttgart<br />

Statements zur Coronavirus-bedingten Verschiebung der Messe<br />

Die Branche hofft auf<br />

die Vision im kommenden Jahr<br />

Keine Vision in diesem Jahr – die Coronavirus-Pandemie hat zur Verschiebung der Weltleitmesse<br />

für Bildverarbeitung geführt, die vom 10. bis 12. November in Stuttgart hätte stattfinden sollen.<br />

Nun ist sie für die Zeit vom 5. bis 7. Oktober 2021 terminiert. Wir haben uns in der Branche umgehört,<br />

was die Verschiebung für die Hersteller bedeutet.<br />

Florian Niethammer<br />

Projektleiter Vision, Messe Stuttgart<br />

Arne Dehn<br />

CEO, Stemmer Imaging<br />

Bild: Messe Stuttgart<br />

Bild: Stemmer Imaging<br />

„Die Vision ist fester Bestandteil im Messekalender der Branche und ein<br />

Termin auf den wir uns alle immer sehr freuen. Die Entscheidung ist uns<br />

dadurch nicht leichter gefallen. In Telefonaten und Workshops haben wir<br />

unseren Ausstellern und unserem ideellen Träger VDMA Machine Vision gut<br />

zugehört und uns zusätzlich in einer Umfrage unter Ausstellern und Besuchern<br />

die Einschätzungen der Branche hinsichtlich einer Durchführung in<br />

diesem Jahr eingeholt. Letztlich waren die hohe Internationalität der Weltleitmesse<br />

und die anhaltenden Reisebeschränkungen sowie die Planungs -<br />

sicherheit für unsere Aussteller ausschlaggebend für die Verschiebung“<br />

„Die Vision hat für die Bildverarbeitung eine exponierte Stellung. Es war jedoch die<br />

richtige Entscheidung, die Messe auf das kommende Jahr zu verschieben. Auch<br />

wenn man vielleicht unterschiedlicher Meinung sein kann, ob man noch ein digitales<br />

Angebot hätte machen sollen. Wir als Messeteilnehmer sind nun aufgefordert,<br />

mit den Messeveranstaltern Konzepte zu entwickeln, die im Jahr 2021 und darüber<br />

hinaus tragfähig sind. Da gibt es unterschiedliche Vorstellungen und die müssen<br />

zusammengebracht werden. Ich habe volles Vertrauen, dass die Messegesellschaft<br />

diesen Ball aufnimmt. Digitalisierung wird sicher eine wichtige Rolle spielen.<br />

Präsenzveranstaltungen werden aber grundsätzlich weiterhin notwendig sein“<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 27


:: Special Bildverarbeitung<br />

Dr. Dirk Samiec<br />

Geschäftsfeldleiter Photonik, Polytec<br />

Jan Hartmann<br />

Geschäftsführer, IDS Imaging Development Systems<br />

„Die Verschiebung der Vision bedeutet für uns zunächst einmal,<br />

dass wir uns nach (Online-)Alternativen umschauen. Die Entscheidung<br />

für den Termin 2021 parallel zur Motek hat uns dennoch<br />

erleichtert, da die zeitliche Lücke so reduziert wird. Die Vision<br />

ist für uns mit Abstand die wichtigste Bildverarbeitungsmesse<br />

und nicht so einfach zu ersetzen. Das persönliche Gespräch mit<br />

Besuchern und Kollegen ist extrem wichtig, um aktuelle Trends<br />

und Anforderungen zu erkennen und das Gespür für den Markt<br />

zu erhalten. Dafür sind Online-Alternativen derzeit nur bedingt<br />

geeignet, auch wenn sie in Zukunft vermutlich eine zunehmend<br />

wichtige Rolle spielen werden“<br />

Bild: Polytec<br />

Bild: IDS<br />

„Die Vision Messe in Stuttgart war natürlich<br />

ein Fixpunkt in unseren Entwicklungsund<br />

Kommunikationsplanungen für dieses<br />

Jahr. Wir waren sehr fleißig bei IDS. Mit der<br />

Verschiebung der Messe entfällt uns natürlich<br />

eine wichtige Plattform, um unsere<br />

vielzähligen Produktneuheiten rund um<br />

die Themen 3D-Vision und Bildverarbeitung<br />

mit KI live vorzuführen und unsere<br />

Interessenten und Kunden zu begeistern.<br />

Die Neuansetzung war aber naheliegend,<br />

sodass wir frühzeitig alternative Kommunikationswege<br />

und -plattformen aufgebaut<br />

haben. Nichtsdestotrotz freuen wir<br />

uns schon sehr auf die Vision 2021“<br />

Dietmar Ley<br />

CEO, Basler<br />

Lorenz Peiffer<br />

Senior Director, Mitutoyo Deutschland<br />

Bild: Mitutoyo<br />

„Leider war die Verschiebung der Vision<br />

wünschenswert, um unsere Mitarbeiter<br />

und unsere Kunden zu schützen. Derzeit<br />

gehen wir nicht davon aus, das in absehbarer<br />

Zeit bedeutende Branchenmessen stattfinden.<br />

Wir hätten auf der Vision in Stuttgart<br />

natürlich gerne unser Variofokusobjektiv<br />

Taglens dem Publikum näher gebracht.<br />

Durch ultraschnelle akustische<br />

Fokussierung auf vordefinierte Ebenen mit<br />

stark erweitertem Schärfentiefenbereich<br />

eignet sie sich ideal für Inspektionszwecke<br />

und kann in vielfältigen Anlagen zum<br />

Einsatz kommen“<br />

„Wir bedauern, dass die Vision dieses Jahr nicht stattfindet, da sie<br />

ein wertvolles Event für die Bildverarbeitungsbranche weltweit<br />

ist und auch bei uns ein wichtiger Baustein in der Marketingplanung.<br />

Gleichwohl war es angesichts der aktuellen Situation die<br />

richtige Entscheidung, sie auf 2021 zu verschieben. Messen sind<br />

immer eine tolle Gelegenheit, sich dem Markt zu präsentieren.<br />

Da wir unsere Produktentwicklungen und Launches aber in der<br />

Regel nicht an Messen oder anderen externen Gegebenheiten<br />

ausrichten, beeinflusst die Verschiebung unsere Aktivitäten nur<br />

in geringem Maße. Der für uns wesentlichere Teil, der dieses Jahr<br />

fehlen wird, sind der persönliche Kontakt und das direkte Feedback<br />

von Kunden und Partnern“<br />

Bild: Basler<br />

28 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Dr. Boris Lange<br />

Manager Imaging für Europa, Edmund Optics<br />

Dr. Andreas Franz<br />

Geschäftsführer, Framos<br />

Thierry Lelaure<br />

Vice President Sales, Cognex Europe<br />

Bild: Edmund Optics<br />

„Die Vision zählt für uns zu den wichtigsten<br />

Veranstaltungen im Bereich Bildverarbeitung.<br />

Der Ausfall der Messe ist<br />

durchaus bedauerlich, aber in Anbetracht<br />

der aktuellen Situation und im Sinne der<br />

Sicherheit für Aussteller, Besucher und<br />

auch unserer Mitarbeiter die richtige Entscheidung,<br />

in diesem Jahr darauf zu verzichten.<br />

Wir freuen uns, dass mit Oktober<br />

2021 bereits ein Zeitfenster im nächsten<br />

Jahr gefunden werden konnte und keine<br />

vierjährige Pause entsteht, sodass Marktentwicklungen<br />

und auch die Innovationszyklen<br />

der Unternehmen nahtlos fortgesetzt<br />

werden können“<br />

„Ohne Frage ist die Vision seit Anbeginn Framos‘ wichtigste Messe,<br />

auf der die neuesten und innovativsten Produkte vorgestellt<br />

und am Markt eingeführt werden. Die Verschiebung ist aus unserer<br />

Sicht notwendig, da auch wir befürchten, dass wir unsere<br />

Zielkunden dieses Jahr auf diesem Wege nicht erreichen können.<br />

Ebenso müssen wir unser Messepersonal schützen und können<br />

wohl auch keine unserer international tätigen Applikationsingenieure<br />

als Ansprechpartner oder hochkarätige Vertreter der<br />

Hersteller wie etwa von Sony aus Japan für Kunden anbieten.<br />

Natürlich hoffen wir, dass sich mit einem passenden Impfstoff<br />

bis Herbst 2021 die Lage weitgehend normalisieren wird“<br />

Bild: Framos<br />

Bild: Cognex<br />

Andreas Vrabl<br />

Head of Center Vision, Automation & Control, AIT<br />

„Wir bedauern natürlich, dass die Messe in diesem Jahr nicht<br />

stattfinden kann. Die Vision ist für uns ein wichtiger Branchentreff<br />

zum Austausch mit Integratoren, Zuliefern und Endkunden<br />

und eine ideale Plattform, neue Produkte im Markt zu lancieren.<br />

Andererseits begrüßen wir, dass die Vision 2021 zeitgleich mit<br />

der Motek und im Wechsel mit der Automatica stattfindet. Die<br />

Messen haben zwar eigene Profile, aber die Besuchergruppen<br />

überschneiden sich. Daher bauen wir Messen als Marketinginstrument<br />

nicht über Quadratmeter aus, sondern über die digitale<br />

Reichweite und hoffentlich spannende Exponate, die virtuell<br />

wie auch real abbilden, was unsere Bildverarbeitungsprodukte<br />

leisten können“<br />

Bild: AIT<br />

„Die Vision bietet uns die Möglichkeit,<br />

unsere neuesten Technologien und<br />

Methoden aus den Bereichen High-<br />

Speed Sensing, Computational Imaging<br />

und Deep Learning einem internationalen<br />

Fachpublikum kompakt und anschaulich<br />

zu präsentieren. Sie ist eine<br />

Plattform für Forschung und Industrie,<br />

um sich auszutauschen und zu vernetzen.<br />

Wir hoffen daher, dass die nächste<br />

Vision 2021 stattfinden kann und<br />

freuen uns, unsere Kunden und Partner<br />

dort zu treffen“<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 29


:: Special Bildverarbeitung<br />

In der aktuellen EXO-Industriekamerafamilie<br />

von SVS-Vistek<br />

sind Blitz-Controller bereits<br />

integriert Bild: SVS-Vistek<br />

Integrierte Blitz-Controller<br />

Schlanke Machine Vision<br />

Um die benötigte Lichtmenge für qualitativ hochwertige Bilder zu erzeugen, arbeiten<br />

Bildverarbeitungssysteme in der Regel mit externen Blitz-Controllern. In die Kamera integrierte<br />

Steuerungseinheiten bietet jedoch Vorteile: Sie reduzieren Aufwand und Kosten für den<br />

Anwender. SVS-Vistek hat ein entsprechendes System entwickelt.<br />

Der Autor<br />

Stefan Waizmann<br />

Technisches Marketing<br />

SVS-Vistek<br />

www.vistek.com<br />

Wichtige Voraussetzung für detailgetreue, hochauflösende<br />

Bilder ist neben der Qualität von Kamera und Optik<br />

eine optimale Beleuchtung. Moderne Bildverarbeitungssysteme<br />

nutzen heutzutage meist Licht aus LED-<br />

Quellen. Welche geometrische Form der Beleuchtung,<br />

welche Lichtfarbe und welche Lichtstärke die optimalen<br />

Bedingungen für die Aufnahme der bestmöglichen Bilder<br />

ermöglichen, hängt von der jeweiligen Aufgabenstellung<br />

ab. Wenn sich die zu prüfenden Objekte zum<br />

Beispiel auf einem Transportband oder einer sonstigen<br />

Fördereinrichtung unter einem Bildverarbeitungssystem<br />

hindurch bewegen, benötigt man sehr viel Licht,<br />

um kurze Aufnahmezeiten der Kamera und damit unverzerrte<br />

Bilder der Prüfobjekte zu realisieren. Viel Licht<br />

bedeutet jedoch zwangsläufig auch viel Abwärme, und<br />

die ist für jede LED auf Dauer tödlich.<br />

Der Ausweg aus dieser Problematik besteht darin,<br />

Beleuchtungen nicht dauerhaft zu betreiben, sondern<br />

nur dann einzuschalten, wenn die Kamera gerade belichtet.<br />

Der wesentliche Vorteil dieser Vorgehensweise<br />

besteht darin, dass Wärme nur während der tatsächlichen<br />

Leuchtdauer produziert wird. Die LED kann in den<br />

Zwischenphasen abkühlen und wird somit geschont.<br />

Zudem lassen sich geblitzte LED-Beleuchtungen mit<br />

Strömen betreiben, die um bis zu 100 % über ihrer Dauerstrom-Spezifikation<br />

liegen. Durch dieses so genannte<br />

Überblitzen lässt sich eine entsprechend höhere Lichtausbeute<br />

während der Leuchtphase erzielen.<br />

Controller sorgt für stabile Stromstärke<br />

Zur Ansteuerung von LED-Beleuchtungen wird in vielen<br />

Bildverarbeitungssystemen ein externer Blitz-Controller<br />

verwendet. Seine Aufgabe ist es, die Ein- und Ausschaltvorgänge<br />

exakt zu kontrollieren und dabei unter anderem<br />

sicherzustellen, dass die Stromstärke über die gesamte<br />

Dauer des Blitzes hinweg stabil ist und die eingestellte<br />

Leuchtdauer möglichst präzise eingehalten wird.<br />

Der Einsatz solcher Beleuchtungssteuerungen ist<br />

heutzutage Standard. Dass diese Geräte jedoch separat<br />

zur Kamera betrieben werden, bringt einige Nachteile<br />

mit sich. Abgesehen von den zusätzlichen Anschaffungskosten<br />

müssen Kamera und Blitz-Controller verkabelt<br />

werden und erfordern einen nicht zu vernachlässi-<br />

30 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


genden Mehraufwand bei der Software-Einbindung in<br />

die Applikation über zwei unterschiedliche Interfaces.<br />

Das aufwendigere Gesamtsystem muss zudem über die<br />

Lebenszeit der Applikation gewartet werden.<br />

Ein alternativer, kostengünstigerer Weg besteht darin,<br />

die Blitzsteuerung in die Kamera zu integrieren. SVS-<br />

Vistek hat aus diesen Gründen bereits vor über zehn<br />

Jahren die Entwicklung von Kameras mit integrierter<br />

Blitzsteuerung angestoßen. Bis zu vier getrennt steuerbare<br />

Kanäle stehen in den aktuellen Kameramodellen<br />

mit der so genannten 4IO-Funktion des Unternehmens<br />

zur Verfügung. Jeder dieser kurzschlussfesten Power-<br />

Ausgänge liefert im Blitzbetrieb kurzzeitig bis zu 3 A<br />

Strom, was für 95 % aller Anwendungen ausreicht.<br />

Die Steuerung der I/Os erfolgt über die GenICam-<br />

Schnittstelle der Kamera. Auf diese Weise entfallen die<br />

Integration und Synchronisation eines weiteren Software-Interfaces,<br />

was dem Anwender Zeit spart und den<br />

Weg zur Applikation vereinfacht. Durch den Wegfall der<br />

Verkabelung zwischen Kamera und Blitz-Controller und<br />

vor allem des gesamten (und in der Regel teuren) externen<br />

Blitz-Controllers reduzieren sich darüber hinaus die<br />

Anschaffungskosten der Bildverarbeitungs-Hardware.<br />

Anwendungen werden auf diese Weise sowohl physisch<br />

als auch in der Software schlanker, was neben den Hardware-Einsparungen<br />

auch die Entwicklungskosten der<br />

Software verringert. Die Präzision hingegen nimmt zu:<br />

Die Blitzsteuerung ist auf 15 ns genau einstellbar.<br />

PWM und Sequenzer relativ frei auf bis zu vier Leitungen<br />

unabhängige Ausgangssignale programmieren, die<br />

als direkter Eingang zum Beispiel für Servomotoren<br />

oder die SPS dienen können.<br />

Die 4IO-Funktionalität stellt SVS-Vistek Anwendern<br />

in all seinen Kamerafamilien durchgängig zur Verfügung.<br />

Die besonders für den Factory Floor geeigneten<br />

EXO- und die neuen FXO-Kameras sind in zahlreichen<br />

Varianten mit unterschiedlichen CMOS- und CCD-Sensoren<br />

von Sony, ON Semiconductor und CMOSIS verfügbar<br />

und decken Auflösungen von 2,3 bis 31 Megapixel<br />

ab. Trotz des integrierten Blitz-Controllers ermöglichen<br />

die meisten dieser Kameras überdurchschnittliche Betriebstemperaturen<br />

von (modellabhängig) bis zu 70 °C.<br />

Möglich wird dies durch eine sehr enge thermische Anbindung<br />

der Low-Power-optimierten Elektronik und des<br />

Sensors an das gefräste Unibody-Gehäuse.<br />

Natürlich ist es auch weiterhin möglich, die Power-<br />

Out-Ausgänge einer Kamera mit einem externen Controller<br />

zur Ansteuerung von LED-Beleuchtungen zu verbinden.<br />

Die integrierte Lösung ist technisch jedoch unstrittig<br />

einfacher und ökonomischer, so dass der Einsatz<br />

von externen Blitz-Controllern in absehbarer Zeit wohl<br />

zur Ausnahme werden wird.<br />

■<br />

Wärmeentwicklung wird verhindert<br />

Wärmeentwicklungen in der Kamera führen zu einem<br />

verstärkten Rauschen und somit zu einer schlechteren<br />

Bildqualität. Um diesen Effekt zu umgehen, verwendet<br />

SVS-Vistek bei seinen Kameras mit integriertem Blitz-<br />

Controller leistungsfähige Metall-Oxid-Halbleiter-Feldeffekttransistor<br />

(Mosfet) für den Power-Out, die nur<br />

schalten können. Der Strom und damit die Helligkeit der<br />

LED-Beleuchtung lässt sich mit der integrierten Pulse<br />

Width Modulation (PWM) regulieren. Dabei ist die Taktfrequenz<br />

in weiten Bereichen einstellbar, um flexibel<br />

auf die jeweiligen Anforderungen reagieren zu können.<br />

Die Ausgangsspannung entspricht immer der Versorgungsspannung<br />

der Kamera.<br />

Das 4IO-Interface der Kameras von SVS-Vistek kann<br />

neben der Ansteuerung von LED-Beleuchtungen noch<br />

weitere Aufgaben übernehmen. So beinhaltet es unter<br />

anderem mehrere entprellbare physikalische Eingänge,<br />

logische Funktionen zur Verarbeitung von Eingangssignalen<br />

und einen äußerst flexiblen Sequenzer, über den<br />

die exakte Ansteuerung mehrerer Beleuchtungseinheiten<br />

vorgenommen werden kann. Alle Ein- und Ausgänge<br />

arbeiten mit Pegeln bis zu 24 V und sind dadurch sehr<br />

gut für die direkte Kommunikation mit einer SPS geeignet.<br />

Wenig bekannt, aber von einigen Industriekunden<br />

genutzt ist auch die Möglichkeit, das sehr flexibel programmierbare<br />

PWM-Modul für Steuerungsaufgaben<br />

mittels PWM-Signal zu verwenden. So lassen sich mit<br />

Qualitätsstatistiken online<br />

mit der OriginPro-Serverversion<br />

Schnell signifikante Ausreißer erkennen sowie Muster und<br />

Trends in Produkt- und Prozesseigenschaften aufdecken<br />

Statistische Analysewerkzeuge in OriginPro:<br />

Hypothesentests, ANOVA, Regression, Nichtparametrische Tests,<br />

Lebensdaueranalyse, Multivariate Analysen, ...<br />

www.additive-origin.de/statistik<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 31


:: Special Bildverarbeitung<br />

Detail einer 50-Euro-Banknote – aufgenommen bei 10 m/s. Links: mit State-of-the-Art<br />

Setup und Auflösung von 200 μm/px. Rechts: mit Xposure Farbkamera mit einer Auf -<br />

lösung von 50 μm/px. Feinste Druckdetails sind scharf abgebildet Bild: AIT<br />

Prüfung bei schnellen Produktionsprozessen<br />

Inspektion bei vollem Speed<br />

Qualitätsprüfungen bei hoher Geschwindigkeit stellen eine Herausforderung für die<br />

Bildverarbeitungssysteme dar. Das AIT setzt dafür auf das Verfahren Computational Imaging,<br />

das mit anderen Technologien kombiniert wird. Das ermöglicht zum Beispiel hochaufgelöste<br />

Banknoten inspektion bei 10 m/s oder die Batteriefolienprüfungen mit bis zu 500 mm/s.<br />

Die Autorin<br />

Petra Thanner<br />

Senior Research Engineer<br />

AIT Austrian Institute of<br />

Technology<br />

www.ait.ac.at/hvs<br />

Immer höhere Qualitätsanforderungen bei<br />

kontinuierlich steigenden Produktionsgeschwindigkeiten<br />

wecken den Bedarf für immer<br />

schnellere, genauere aber auch flexiblere<br />

Bildverarbeitungssysteme und -komponenten.<br />

Um diesem Bedarf gerecht zu werden,<br />

kombiniert das AIT Austrian Institute of<br />

Technology Aufnahmekonzepte für die Prüfung<br />

bei höchsten Transportgeschwindigkeiten<br />

mit neuen Verfahren des Computational<br />

Imaging. Dieses ist ein schnell wachsendes<br />

Forschungsgebiet, das moderne<br />

Bilderfassungstechnologien mit intelligenten<br />

Algorithmen kombiniert. Ziel ist es dabei<br />

– aus Bildsequenzen aufgenommen mit<br />

unterschiedlichen Betrachtungs- und Beleuchtungswinkeln<br />

– Bildinformationen zu<br />

extrahieren, die mit konventioneller Bildverarbeitung<br />

nicht abgeleitet werden können.<br />

Die Kombination der Technologien ermöglicht<br />

die Inspektion schwierigster Oberflächeneigenschaften<br />

bei höchsten Prüfgeschwindigkeiten.<br />

Beispiel Banknoten:<br />

Kleinste Details gestochen scharf<br />

Ausgangsbasis dafür ist eine am AIT entwickelte<br />

Kamera. Sie erreicht Zeilenraten bis<br />

zu 600 kHz in monochrome und 200 kHz in<br />

RGB. Im Vergleich zu anderen Zeilenkameras<br />

ist sie um den Faktor 2 bis 3 schneller. Für<br />

die industrielle Inspektion bedeutet das,<br />

dass bei gleicher Produktionsgeschwindigkeit<br />

höhere optische Auflösungen erzielbar<br />

sind. Damit können selbst kleinste Merkmale<br />

automatisiert überprüft und Fertigungsprozesse<br />

optimiert werden.<br />

32 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Ein Beispiel für den Einsatz der Technologie<br />

ist die Produktion von Sicherheitsdokumenten<br />

wie zum Beispiel Banknoten. Diese<br />

unterliegen höchsten Qualitätsanforderungen.<br />

Sie werden bei einer Geschwindigkeit<br />

von 10 m/s produziert. Dabei müssen auch<br />

die kleinsten Defekte zuverlässig erkannt<br />

und aussortiert werden.<br />

Aktuell eingesetzte Kameratechnologien<br />

erreichen bei diesen Prüfgeschwindigkeiten<br />

eine optische Auflösung von 100 μm pro Pixel.<br />

Kleine Druckelemente – wie zum Beispiel<br />

feinste Linien oder Mikrotext – lassen<br />

sich mit dieser Auflösung nicht ausreichend<br />

scharf abbilden. Die 600 kHz Zeilenfrequenz<br />

der Xposure:camera hingegen ermöglicht<br />

es, die Banknoten mit 50 μm pro Pixel bei 10<br />

m/s zu inspizieren. Damit können selbst<br />

kleinste Details wie Mikrotexte gestochen<br />

scharf abgebildet und automatisiert überprüft<br />

werden.<br />

Geschwindigkeit als Enabler<br />

für neue Sensorkonzepte<br />

Die hohe Zeilenfrequenz ermöglicht nicht<br />

nur höhere optische Auflösungen, sondern<br />

kann auch genutzt werden, um im Zeitmultiplex-Verfahren<br />

aus unterschiedlichen<br />

Richtungen zu beleuchten. Die schnelle LED-<br />

Blitztechnologie Xposure:flash mit Blitzfrequenzen<br />

bis zu 600 kHz ist dafür die perfekte<br />

Ergänzung. Gemeinsam mit der Xposure:camera<br />

ergibt das ein kompaktes und robustes<br />

High-speed Photometric Stereo System<br />

(xposure:photometry) mit Abtastraten<br />

bis zu 200 kHz bei simultaner Berechnung<br />

von Albedo-Bild und Gradientenbild.<br />

Photometric Stereo (PS) ist eine Methode<br />

des Computational Imaging, die auf Basis<br />

mehrerer Aufnahmen eines Objektes mit<br />

unterschiedlichen Beleuchtungsrichtungen<br />

die lokalen Oberflächenkrümmungen berechnet.<br />

Photometric Stereo ist zum Beispiel<br />

für die Inspektion von Batteriefolien eine<br />

geeignete Prüfmethode, um Beschichtungsfehler<br />

zu detektieren.<br />

Materialkombination als Herausforderung<br />

für die Prüftechnik<br />

Die Sicherheit von Batterien hängt von der<br />

Qualität des Produktionsprozesses ab. Fehler<br />

bei der Herstellung der Elektroden können<br />

zu Leistungseinbußen oder sogar zu<br />

Kurzschlüssen führen, die schwerwiegende<br />

Folgen nach sich ziehen können.<br />

Batteriefolien bestehen aus metallisch<br />

glänzendem Trägermaterial aus Aluminium<br />

oder Kupfer mit dunkelgrauer bis schwarzer<br />

Beschichtung aus NMC oder Graphit. Sie<br />

werden in einem kontinuierlichen Beschichtungsprozess<br />

bei Geschwindigkeiten bis zu<br />

500 mm/s gefertigt. Der Einsatz von PS umgeht<br />

hier die traditionellen Schwierigkeiten,<br />

die bei der optischen Inspektion dieser Materialkombination<br />

typischerweise entstehen.<br />

■<br />

KUNDENSPEZIFISCHE<br />

LÖSUNGEN FÜR:<br />

TELEZENTRISCHE<br />

OBJEKTIVE<br />

TELEZENTRISCHE<br />

BELEUCHTUNGEN<br />

CCD OBJEKTIVE<br />

ASPHÄREN<br />

F-THETA OBJEKTIVE<br />

STRAHLAUFWEITER<br />

LINSENSYSTEME<br />

TRAPPED ION<br />

Links: Prüfanordnung zur Batteriefolieninspektion. Rechts: 2D-Aufnahme der Batteriefolie (oben), Oberflächennormalen<br />

(Mitte) mit sichtbaren Falten und Blasen, Gradientenbild (unten) mit sichtbaren Falten und Dellen<br />

Bild: AIT<br />

Sill Optics GmbH & Co. KG<br />

Johann-Höllfritsch-Str. 13<br />

90530 Wendelstein<br />

T. +49 9129 9023-0 info@silloptics.de<br />

WWW.SILLOPTICS.DE<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong>_60x270_sill optics_05.indd 1 02.09.2020 13:59:37 33


:: Special Bildverarbeitung<br />

Die Kameras nehmen je ein<br />

90°- Segment des zu prüfenden<br />

Produktes auf. Die Bilder werden<br />

anschließend softwareseitig zur<br />

einer Aufnahme zusammengesetzt<br />

Bild: ISW<br />

Einfache Abbildung rotationssymmetrischer Objekte<br />

Alles im 360-Grad-Blick<br />

Bisherige Systeme zur Kontrolle von rotationssymmetrischen Objekten erkennen häufig nur<br />

Serienfehler. Eine neue Lösung von IWS ermöglicht eine 100-%-Prüfung, die auch einmalig<br />

auftretende Produktfehler entdeckt. Mit dabei: vier Industriekameras der CX-Serie von Baumer,<br />

deren gleichzeitig aufgenommene Bilder ein Produkt komplett abbilden.<br />

Die Autorin<br />

Nicole Marofsky<br />

Marketing<br />

Communication<br />

Baumer<br />

www.baumer.com<br />

Rotationssymmetrische Objekte – hinter dieser etwas<br />

sperrigen Bezeichnung verbergen sich viele Produkte<br />

des täglichen Lebens. Dazu zählen etwa Sprühdosen,<br />

Ampullen oder Konserven – also Objekte, die komplett<br />

abbildbar sind, wenn man sie um die eigene Achse<br />

dreht. Man findet sie in Zylinderform häufig im Pharmabereich<br />

und in der Verpackungsindustrie für Lebensmittel<br />

und Getränke.<br />

Derzeitige Ansätze zur Kontrolle rotationssymmetrischer<br />

Produkte konzentrieren sich darauf, dass diese auf<br />

einer definierten Strecke mit konstanter Geschwindigkeit<br />

und exakter Belichtungszeit vor einer Kamera einmal<br />

komplett um die eigene Achse gedreht werden. Die<br />

Aufnahme wird dann abgewickelt und per Bildverarbeitung<br />

geprüft.<br />

„Oft sind die Nahtbereiche zwischen den einzelnen<br />

Bildern jedoch unsauber, so dass teilweise nur Serienfehler,<br />

also Fehler über mehrere Produkte, in einem<br />

Strom erkannt werden können“, sagt Stefan Tukac, Prokurist<br />

bei Industrielle Sensorsysteme Wichmann (ISW).<br />

Das muss besser gehen, dachten sich die Ingenieure bei<br />

ISW: eine 100 % Kontrolle, die auch einmalig auftretende<br />

Produktfehler sicher detektiert und gleichzeitig im<br />

Produktionstakt bleibt. Ein halbes Jahr später war die<br />

neue Prüfanlage unter dem Namen „4ninety“ fertig. Der<br />

Name ist dabei Programm: Das System deckt mit vier<br />

Kameras von Baumer jeweils 90° des Umfangs eines<br />

runden Körpers ab. „Genau also die 360°, die auch eine<br />

Abwicklung beinhaltet“, erläutert Tukac. Die vier Einzelbilder<br />

werden softwareseitig ohne Überlappung zu einem<br />

Gesamtbild zusammengesetzt und ausgewertet.<br />

System lässt sich schnell anpassen<br />

Der Ansatz von ISW ist mit geringem Aufwand in bestehende<br />

Produktionsprozesse integrierbar. Die Prüfzelle<br />

kann über jedem beliebigen Förderband platziert werden.<br />

Mithilfe verschiedener Achsen sind Kameras und<br />

Beleuchtung an unterschiedliche Transportbänder und<br />

Produkte innerhalb kürzester Zeit angepasst.<br />

Einmal platziert, korrekt ausgerichtet und softwareseitig<br />

eingerichtet, übernimmt die Anlage vielfältige<br />

34 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Prüfaufgaben. Kontrolliert werden können die Formen<br />

von Produkten – zum Beispiel auf Unversehrtheit, Maßeinhaltung<br />

oder Deckelplatzierung. Aber auch die Anwesenheit<br />

und Lage von Merkmalen wie die korrekte<br />

Platzierung von Etiketten bis hin zur Prüfung von aufgebrachten<br />

1D- und 2D-Codes oder von Texten (OCR/OCV)<br />

sind möglich.<br />

„Unsere Standard-Bibliothek besteht aus mehreren<br />

tausend Schriftarten. So können wir Klarschriften von<br />

Kunden unseren Standardschriften wie „Document“,<br />

„Universal“ oder „Pharma“ für eine sichere Lesbarkeit<br />

zuordnen“, erläutert Tukac das Vorgehen bei OCR. Die<br />

Lage und Position von Merkmalen werden in Weltkoordinaten<br />

gemessen, so dass durch die einfache Definition<br />

fester Schwellwerte fehlerhafte Produkte anhand<br />

der gemessenen Abweichungen in Millimeter oder Grad<br />

aussortiert werden können. Bei der Etikettenerkennung<br />

setzt ISW auf einen Graustufen- und Kontur-Algorithmus,<br />

der aufgenommene Etiketten mit einem Master<br />

vergleicht. Bei Unterschieden wird das Produkt ausgeworfen.<br />

Herzstück Bildverarbeitung<br />

Das Herzstück der Prüfanlage liegt in der softwareseitigen,<br />

eigens entwickelten Bildverarbeitung. Grundlage<br />

ist dabei die Aufnahme von Bildern mit sehr guter Bildqualität.<br />

„Wir setzen dafür auf Kameras der CX-Serie von<br />

Baumer, mit denen wir sehr gute Erfahrung bezüglich<br />

hoher Zuverlässigkeit und guter Kompatibilität zu unseren<br />

Software-Routinen haben“, sagt Tukac. Zum Einsatz<br />

kommen vier 5-Megapixel-CX.I-Kameras mit Sony Pregius<br />

IMX264 Sensor. Polarisationsfilter unterdrücken die<br />

Reflektionen auf den Produkten durch die Beleuchtung.<br />

Mit dem vom Baumer patentierten modularen Tube-<br />

System werden Kamera und Objektiv zusätzlich durch<br />

eine variable Anzahl an Zwischenringen zum Beispiel<br />

gegen Staub geschützt. Gleichzeitig wird damit die<br />

Schutzart IP 65 / IP 67 erreicht. Kombiniert mit der hartanodisierten<br />

Oberfläche sind die Kameras so gegenüber<br />

den in Lebensmittelumgebungen oft notwendigen Reinigungen<br />

perfekt gerüstet.<br />

„Neben standardkonformer GigE-Vision-Schnittstelle<br />

sind die Kameras zudem lichtstark, liefern rauscharme<br />

Bilder und überzeugten uns mit schneller, zuverlässiger<br />

Bildübertragung“, so Tukac. Mit ihrer hohen Bildqualität<br />

unterstützen die Kameras ideal bei der Detektion<br />

kleiner Abweichungen und der korrekten Nahtbildung<br />

zwischen den Einzelbilden. Know-how steckt dabei<br />

auch in der Rechenleistung, die immer ein rares Gut<br />

ist, wie Tukac weiß: „Das Zurückrechnen der vier einzelnen<br />

Bilder mit je fünf Megapixel Auflösung in eine Ebene<br />

und die Berechnung der Nahtstellen ist sehr prozessorlastig“.<br />

ISW löste dies mit einem leistungsstarken<br />

Rechner, Multithreading, einer sehr guten Grafikkarte<br />

zur Auslagerung rechenintensiver Operationen und einer<br />

cleveren Programmierung. Sollen Produkte mit<br />

mehreren Etiketten geprüft werden, die starke Hell- und<br />

Dunkelkontraset aufweisen, kann das System auch mit<br />

vier LXG-Modellen mit einer Auflösung von vier Megapixel<br />

und HDR-Funktion betrieben werden.<br />

„Seit 2019 bieten wir unser System am Markt an. Unsere<br />

bisherigen Kunden aus dem Pharmabereich und<br />

der Verpackungsindustrie für Lebensmittel sind durchweg<br />

zufrieden“, freut sich Tukac. Das Potenzial ist aufgrund<br />

der breiten Anwendbarkeit jedoch noch viel größer.<br />

Denn: Nicht nur zylindrische Objekte – auch andere<br />

geometrische Formen, z.B. sechseckige Verpackungen<br />

sind mit 4ninety überprüfbar. „Eine Anpassung in der<br />

Software reicht hier aus, damit wir mögliche Abbildungsfehler<br />

aufgrund der Objektgeometrie ausgleichen<br />

können“, so Tukac.<br />

■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> hakt nach<br />

Stefan Tukac,<br />

Prokurist bei IWS,<br />

über den Nutzen<br />

der neuen Bildver -<br />

arbeitungslösung<br />

:: Was würden Sie als den größten Nutzen<br />

beschreiben, den die neue Lösung den Anwendern<br />

bringt?<br />

Tukac: Die Lösung ist eine einfach zu integrierende,<br />

kostengünstige Alternative zu<br />

herkömmlichen Anwendungen auf Basis einer<br />

Zeilenkamera in Kombination mit komplexem<br />

Maschinenbau für das Produktund<br />

Bauteil-Handling.<br />

:: Gibt es bestimmte technische Voraussetzungen,<br />

die bei Unternehmen gegeben sein<br />

müssen, um Ihre Lösung einsetzen zu können?<br />

Tukac: Die 4ninety kann je nach Ausführungsvariante<br />

autark mit eigener Vereinzelung<br />

und NIO-Ausschleusung oder vernetzt<br />

im Anlagenverbund betrieben werden. Im<br />

vernetzten Modus können alle Schnittstellenstandards<br />

wie etwa TCPIP oder Profinet<br />

bedient werden. Gerade in Hinblick auf<br />

Support, Schulung, Anlaufbegleitung oder<br />

Anlegen und Rüsten von neuen Produkten<br />

beziehungsweise Bauteilen macht es Sinn,<br />

eine Fernwartungsmöglichkeit über die IT<br />

zu realisieren<br />

:: Gibt es neue Anwendungen, die mit der<br />

Lösung möglich werden, die mit bisheriger<br />

Technik nicht umzusetzen sind?<br />

Tukac: Der Vorteil ist die Bildaufnahme in<br />

Bewegung bei maximaler Geschwindigkeit.<br />

Bisher mussten Produktionsschritte aufwendig<br />

angepasst werden, um zum Beispiel<br />

das Produkt oder Bauteil gezielt vor einer<br />

Zeilenkamera rotieren zu lassen, damit<br />

eine 360°-Abwicklung aufgenommen werden<br />

kann.<br />

■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 35


:: Special Bildverarbeitung<br />

Mit Spezialkameras und<br />

Künstlicher Intelligenz<br />

lassen sich Prüfvorgänge<br />

automatisieren Bild: Deevio<br />

Machine Learning automatisiert visuelle Kontrollen<br />

Visuelle Prüfungen mit Intelligenz<br />

Das Zusammenspiel von moderner Kameratechnik, Beleuchtungstechnik und<br />

Bildverarbeitungslösungen, die auf Machine Learning basieren, übertrifft manuelle<br />

Prüfverfahren in puncto Genauigkeit und Zuverlässigkeit. Dabei ist das volle Potenzial der<br />

Machine-Vision-Technologie noch längst nicht ausgereizt.<br />

Der Autor<br />

Damian Heimel<br />

COO und Co-Founder<br />

Deevio<br />

www.deevio.ai<br />

In der digitalen Fabrik spielen Machine-Learning-Verfahren<br />

eine bedeutende Rolle. Dies gilt auch und gerade<br />

für Systeme zur Kontrolle der Produktqualität. Zum Einsatz<br />

kommen hier automatisierte Machine-Vision-Systeme<br />

– ein komplexes Zusammenspiel aus Kameras<br />

und Lichtanlagen, aus Hard- und Software, sowie aus einem<br />

ausgeklügelten, auf den spezifischen Anwendungsfall<br />

ausgerichteten Bildauswertungsregelwerk.<br />

Der Vorteil des automatisierten Machine-Vision-Verfahrens<br />

gegenüber einem „manuellen“ Prüfverfahren<br />

durch menschliche Fachkräfte liegt auf der Hand: Konstanter<br />

und gleichmäßiger werden die Kontrollrichtlinien<br />

– die zudem jederzeit nachverfolgt werden können –<br />

durchgesetzt. Die durchschnittliche Fehlerquote des<br />

Produktionsausstoßes kann signifikant gesenkt werden.<br />

Zudem beeinflusst nicht die „Tagesform“ des geschulten<br />

Prüfpersonals die finale Fehlerquote.<br />

Lange Zeit hielt sich der Einsatz Machine-Learningbasierter<br />

Bildverarbeitungssysteme dennoch in überschaubaren<br />

Grenzen. Der benötigte Rechenbedarf war<br />

einfach zu groß. Statt über ein Machine-Learning-Verfahren<br />

wurden die Regeln der Machine-Vision-Systeme<br />

deshalb umständlich von einem Systemintegrator definiert<br />

und manuell – Bild für Bild – eingegeben, mit der<br />

Folge eines stark beschränkten Anwendungsspektrums.<br />

Bei regelbasierten Bildverarbeitungssystemen muss<br />

der verantwortliche Systemintegrator feste Regeln definieren.<br />

Dem System werden bei der späteren Auswertung<br />

der zu vergleichenden Bilddaten praktisch keine<br />

Spielräume gewährt. Für bestimmte Aufgabenbereiche<br />

genügt dieses Verfahren vollauf. Etwa dann, wenn es<br />

um die Prüfung klar definierter Eigenschaften geht, die<br />

nicht in Varianz auftreten können. Soll beispielsweise<br />

die korrekte Länge, Höhe oder Breite eines Produkts kontrolliert<br />

werden – und gilt es nur, „richtig“ oder „falsch“<br />

festzustellen – lassen sich mit diesem System sehr gute<br />

Ergebnisse erzielen. Auch heute noch ist es deshalb vielerorts<br />

erfolgreich im Einsatz, aber eben nicht in besonders<br />

komplexen Qualitätskontrollen.<br />

Denn bei Anwendungsgebieten mit größerer Varianz<br />

stoßen regelbasierte Machine Vision-Systeme rasch an<br />

ihre Grenzen. Müssen im Rahmen eines regelbasierten<br />

Verfahrens doch alle erdenklichen Varianten eines Fehlers<br />

– für alle erdenklichen Fehlerarten – eingegeben<br />

werden. Qualitätskontrollen, bei denen ein Produkt auf<br />

einen variantenreichen Fehler wie zum Beispiel eine<br />

36 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Delle oder einen Riss kontrolliert werden soll, scheiden<br />

damit oft aus. Außerdem müssen alle möglichen Umweltbedingungen<br />

bei der Bildaufnahme – beispielsweise<br />

Änderungen der Lichteinstrahlung – berücksichtigt<br />

werden, da sonst die Pseudofehlerrate signifikant ansteigen<br />

könnte. Erhebliche Teile der zu kontrollierenden<br />

Produktion, die eigentlich in Ordnung sind, würden<br />

dann fälschlich als fehlerhaft identifiziert und aussortiert.<br />

Aus diesem Grund konnten sich kostenintensivere,<br />

ungenauere und weniger konstante manuelle Qualitätsprüfungen<br />

in den vergangenen Jahren vielerorts<br />

noch halten. Doch dies ändert sich nun. Denn technische<br />

Fortschritte im Hardwarebereich ermöglichen<br />

mittlerweile den Einsatz von rechenintensiven Deep-<br />

Learning-Verfahren bei der Erstellung der Kontrollregeln.<br />

Nun können automatisierte Machine-Vision-Systeme<br />

zeigen, was wirklich in ihnen steckt.<br />

Bildverarbeitungssysteme trainieren<br />

Beim Deep Learning, einem Verfahren auf Basis künstlicher<br />

neuronaler Netze, wird ein Modell anhand von Beispielen<br />

auf die verschiedenen Defekte trainiert. Mit jedem<br />

Training gewinnt es an Effizienz. Richtig trainiert<br />

kann es einen Genauigkeitsgrad von über 99 % erreichen<br />

– was es insbesondere für Qualitätskontrollen in<br />

sehr fehlersensitiven Branchen wie Automotive oder<br />

Pharma empfiehlt. Gerade im Automotive-Kontext können<br />

moderne, KI-basierte und lernfähige Systeme ihre<br />

Stärken voll ausspielen. Das Spektrum an Materialien,<br />

die sehr eng getaktete und teilweise über den gesamten<br />

Globus verteilte Supply Chain und nicht zuletzt die<br />

mögliche Ausstattungs- und Farbenvielfalt beschert<br />

den eingesetzten Qualitätskontroll-Systemen ein fast<br />

unerschöpfliches Potential an möglichen Fehlern. Selbst<br />

ein Blechprägestück kann bereits eine so breite Vielfalt<br />

von Dellen, Kratzern oder anderen Formabweichungen<br />

aufweisen, dass regelbasierte Lösungen schnell aufgeben<br />

und Ausschussquoten produzieren, die früher oder<br />

später die Produktion ausbremsen und die Kosten explodieren<br />

lassen.<br />

Drei Trainingsoptionen für maschinelles Lernen<br />

Über drei Trainingsvarianten können Machine-Learning-<br />

Modelle beim Deep Learning prinzipiell ausgebildet<br />

werden: Supervised Learning, Unsupervised Learning<br />

und Reinforcement Learning. Beim Supervised Learning<br />

wird das Modell in Begleitung einer Produkt-Fachkraft<br />

trainiert. Sie kontrolliert die korrekte Eingabe der Daten<br />

sowie die Anwendung des Erlernten durch das Modell.<br />

Ist diese korrekt, gibt sie eine positive Rückmeldung.<br />

Diese Methode ist am weitesten verbreitet und funktioniert<br />

bereits prozesssicher. Beim unüberwachten Lernen<br />

erzeugt das Modell dagegen selbstständig Klassifikatoren,<br />

nach denen es die Eingabemuster beurteilt –<br />

ohne Zielvorgaben und ohne „Belohnung“ durch die<br />

Umwelt. Beim Reinforcement Learning schließlich,<br />

sucht das Modell über Trial-and-Error-Verfahren nach<br />

Lösungen, die seine „Belohnung“ maximieren. Diese<br />

beiden Technologien haben enormes Potential, benötigen<br />

allerdings noch weitere Forschung für den dauerhaften<br />

Einsatz in Produktionslinien.<br />

Beim Anlernen von Machine-Vision-Deep-Learning-<br />

Modellen im Produktionskontext kommt meist ein Supervised<br />

Learning-Verfahren zum Einsatz. Zunächst<br />

wird in das Modell ein Set von fehlerfreien und fehlerhaften<br />

Bildern des zu überprüfenden Produkts eingespeist,<br />

anhand derer es dann von Data Scientists trainiert<br />

wird. Hat es hier eine gewisse Effizienz erreicht<br />

und sich die Grundlagen erarbeitet, werden dann in einem<br />

zweiten Schritt Produktbilder aus der laufenden<br />

Produktion eingespeist. Das Training wird nun zusätzlich<br />

von einer Produkt-Fachkraft begleitet, deren Feedback<br />

zu den Einschätzungen des Modells in den Trainingsprozess<br />

integriert wird. Unablässig wird das Modell<br />

so über mehrere Wochen trainiert. Am Ende, wenn<br />

ein Genauigkeitsgrad von über 99 % erreicht ist, werden<br />

das Modell und die Machine Vision-Apparatur dann in<br />

die Produktionslinie integriert. Der Vorteil daran: Defekt-Merkmale<br />

kann das Deep Learning-Modell dann<br />

generalisieren – also auch an bislang unbekannten,<br />

neuen Produkten erkennen und richtig zuordnen.<br />

Der Ansatz von Deevio bezieht bei der eigenentwickelten,<br />

KI-basierten Lösung bereits vorhandene Hardware<br />

umfassend mit ein – und nutzt zudem auch noch<br />

bestehende Bilder-Datenbanken. Dies verbessert einerseits<br />

den Return on Investment, sorgt aber auch dafür,<br />

dass die Zeitspanne bis zum Regelbetrieb erheblich reduziert<br />

werden kann. Benötigen manuelle Prüfer für die<br />

Prüfung und Freigabe eines Werkstücks bis zu 20 s, erkennt<br />

die KI-automatisierte Qualitätskontrolle von Deevio<br />

üblicherweise bereits innerhalb von weniger als 1 s,<br />

ob das geprüfte Produkt den vorab definierten strengen<br />

Kriterien entspricht – oder direkt ausgesondert werden<br />

muss. Die dazugehörigen „AI-Boxen“ (Mini-Computer<br />

und einsatzoptimierte Grafikkarte) lassen sich einfach<br />

in vorhandene Infrastrukturen integrieren.<br />

■<br />

Bildverarbeitungssoftware<br />

ist bereits bei der<br />

Qualitätskontrolle im<br />

Einsatz Bild: Deevio<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 37


Das System S70 von<br />

Inspekto auf einer<br />

Produktionslinie: Auf<br />

dem Bildschirm ist das<br />

zu überprüfende Bauteil<br />

zu sehen Bild: Inspekto<br />

Plug & Play für die industrielle Bildverarbeitung mit KI<br />

Intelligent und autonom<br />

Unternehmen in allen Branchen flexibilisieren ihre Fertigungsprozesse. Sensorik hilft hier dabei<br />

zu gewährleisten, dass neue Prozesse keine Qualitätseinbußen mit sich bringen. Autonome<br />

Maschinenbildverarbeitung kann in diesem Kontext die Grenzen der Künstlichen Intelligenz (KI)<br />

ausdehnen. So kann letztlich auf Marktbedürfnisse schneller reagiert werden.<br />

Der Autor<br />

Yonatan Hyatt<br />

CTO und Mitbegründer<br />

Inspekto<br />

www.inspekto.com<br />

Industrielle Bildverarbeitung spielt eine entscheidende<br />

Rolle in der Qualitätssicherung, da sie Herstellern ermöglicht,<br />

zu ermitteln, welche Produkte gemäß den Vorgaben<br />

hergestellt wurden und welche Fehler aufweisen –<br />

eine unumgängliche Folge eines jeden Fertigungsprozesses.<br />

Durch den Einsatz von Bildverarbeitungslösungen<br />

für die Qualitätsprüfung können Fertigungsunternehmen<br />

fehlerhafte Produkte schnell und effizient identifizieren<br />

und auf diese Weise manuelle Prüfungen vermeiden,<br />

die teuer, zeitaufwändig und unzuverlässig sind.<br />

Der Erfolg der Bildverarbeitung für die Qualitätssicherung<br />

in der industriellen Fertigung beruht auf der<br />

Tatsache, dass sie schnellere, genauere und kostengünstigere<br />

Ergebnisse bietet als manuelle visuelle Inspektionen.<br />

In Deutschland bringt ein Mitarbeiter in der Automobilbranche<br />

einen Mehrwert von durchschnittlich<br />

596.000 Euro pro Jahr für das Unternehmen ein. Wenn<br />

Mitarbeiter also für mühselige Inspektionsaufgaben<br />

eingesetzt werden, die keinen Mehrwert generieren,<br />

wird dies für den Hersteller nicht effektiv sein.<br />

Darüber weisen manuelle Inspektionen eine Fehlerquote<br />

von rund 25 % auf. In komplexen Anwendungen,<br />

wie zum Beispiel bei Baugruppen mit vielen kleinen<br />

Komponenten und engen Toleranzen, kann die Fehlerrate<br />

sogar noch höher sein. Oder es kann sein, dass die<br />

manuelle Inspektion aufgrund der Komplexität der Aufgabe<br />

keine realistische Option ist.<br />

Durch den Einsatz von Bildverarbeitungslösungen<br />

können Hersteller diese Probleme überwinden, aber<br />

auch diese Lösungen sind mit vielen Nachteilen behaftet.<br />

Das erste Problem ist, dass Werkleiter keine direkte<br />

Kontrolle über das System haben, da herkömmliche Maschinenbildverarbeitungslösungen<br />

ad hoc von einem<br />

Systemintegrator entwickelt werden. Der Integrator ist<br />

verantwortlich für die Auswahl der richtigen Komponenten<br />

– Objektive, Framegrabber, Software und mehr –<br />

sowie für Konzeption, Integration und Testen der Lösung<br />

in der Produktionsstraße.<br />

Die Kosten sind ein weiteres Hindernis, da herkömmliche<br />

Lösungen einen Mindestpreis von 20.000 Euro haben<br />

und bis zu 150.000 Euro pro Prüfungspunkt kosten<br />

können. Schließlich erfordern diese Lösungen lange<br />

Stillstandszeiten, um installiert und geschult zu werden.<br />

Und sie sind inflexibel, da sie nur für die Inspektion<br />

eines bestimmten Produkts an einem bestimmten<br />

Standort ausgelegt sind.<br />

Als Antwort auf die Probleme in Bezug auf Kosten,<br />

Komplexität und mangelnde Flexibilität, die Hersteller<br />

davon abhalten, Bildverarbeitungstechnologien in großem<br />

Maßstab einzusetzen, hat Inspekto mit der autonomen<br />

Maschinenbildverarbeitung (AMV) eine neue Kategorie<br />

der Bildverarbeitung für die Qualitätsprüfung entwickelt.<br />

AMV ist eine Hybridtechnologie, die computergestütztes<br />

Sehen, Deep Learning und Softwareoptimie-<br />

38 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Special Bildverarbeitung ::<br />

rung in Echtzeit miteinander verbindet. Im Gegensatz zu<br />

herkömmlichen Bildverarbeitungsprojekten sind AMV-<br />

Systeme eigenständige Produkte, die beliebige Anwender<br />

in 30 bis 60 min an der Produktionslinie installieren<br />

können, ohne dabei auf einen Bildverarbeitungsexperten<br />

zurückgreifen zu müssen. Der Anwender muss dabei<br />

keine Erfahrung in der Kommentierung oder Kennzeichnung<br />

von Daten haben, da das System die Eigenschaften<br />

des zu inspizierenden Objekts vollständig autonom und<br />

mit minimalem menschlichen Eingriff lernt.<br />

Bei der Einrichtung schaltet der Anwender lediglich<br />

den Controller ein und stellt sicher, dass das Sichtfeld<br />

den zu untersuchenden Bereich abdeckt. Er platziert<br />

dann einen guten Musterartikel im Sichtfeld und markiert<br />

den Bereich von Interesse, in dem das System Fehler<br />

erkennen soll. Im Gegensatz zu herkömmlichen Qualiätssicherungslösungen,<br />

bei denen Hunderte oder sogar<br />

Tausende von guten und defekten Musterprodukten<br />

erforderlich sind, benötigen AMV-Systeme durchschnittlich<br />

nur 20 bis 30 gute Muster und keine defekten<br />

Teile. Die autonome Maschinenbildverarbeitung<br />

stellt die Parameter der herkömmlichen Qualitätssicherung<br />

auf den Kopf. Anstatt sich zu merken, wie ein fehlerhaftes<br />

Objekt aussieht, lernen Systeme – ähnlich wie<br />

ein Mensch –, wie ein einwandfreies Objekt aussehen<br />

soll.<br />

Sobald ein AMW-System in Betrieb ist, vergleicht es<br />

jedes Bild mit den der Einrichtung gespeicherten und verifiziert<br />

sowohl Formtoleranzen als auch Oberflächenvariationen,<br />

um Fehler und Mängel zu erkennen. Das System<br />

kommuniziert dann den Ort eines Defekts an einen<br />

Bediener oder eine speicherprogrammierbare Steuerung<br />

(SPS), sodass das defekte Produkt schnell aus der Produktionsstraße<br />

entfernt werden kann. Auf diese Weise werden<br />

keine Zeit und Ressourcen verschwendet werden,<br />

um ein bereits fehlerhaftes Produkt fertigzustellen.<br />

über tatsächliche Fehler, da es keine Fehlalarme aufgrund<br />

von Bewegungs-, Ausrichtungs- oder Beleuchtungsänderungen<br />

gibt. Während sie in Betrieb sind, lernen<br />

AMV-Systeme ständig weiter. Sollte das System eine<br />

Abweichung erkennen, die der Hersteller nicht als<br />

Fehler ansieht, dann lernt es daraus und meldet den<br />

gleichen Fehler in Zukunft nicht wieder.<br />

Sehr hohe Flexibilität hinsichtlich der<br />

zu inspizierenden Bauteile<br />

AMV-Systeme sind nicht produktspezifisch, sondern<br />

universell. Da sie nicht speziell für die Inspektion eines<br />

bestimmten Artikels konfiguriert werden, können sie<br />

für Artikel in beliebigen Branchen und für jegliche Fertigungsmethoden<br />

verwendet werden. AMV-Systeme können<br />

über alle gängigen Industrieprotokolle wie zum Beispiel<br />

Profinet, Ethercat oder Modbus mit den SPS des<br />

Herstellers kommunizieren, und sie können an beliebigen<br />

Positionen entlang eines Profils von Bosch installiert<br />

werden, das in den meisten Produktionsstraßen<br />

verwendet wird.<br />

Ein Techniker kalibriert<br />

das S70 System<br />

Bild: Inspekto<br />

Systeme sind selbsteinstellend, selbstlernend<br />

und selbstjustierend<br />

Die Autonomie in der autonomen Maschinenbildverarbeitung<br />

basiert auf mehreren KI-Modulen, die zusammenarbeiten.<br />

Die von Inspekto entwickelten Algorithmen<br />

machen AMV-Systeme selbsteinstellend, selbstlernend<br />

und selbstjustierend. Ein KI-Modul zur Videosensor-Optimierung<br />

passt die Beleuchtung und Kameraparameter<br />

automatisch an das zu untersuchende Produkt<br />

und die Umgebungsbedingungen an, damit das System<br />

ein Bild erhält, bei dem Fokus, Tiefenschärfe, Belichtung<br />

und Dynamikumfang perfekt sind. Dank dieser Funktionsweise<br />

können sich AMV-Systeme im Gegensatz zu<br />

herkömmlichen Lösungen an veränderte Lichtverhältnisse<br />

anpassen und zu jeder Tageszeit effektiv betrieben<br />

werden. Ein KI-Modul zur Erkennung und Ausrichtung<br />

erkennt Produkte automatisch im 3D-Raum. Dies bedeutet,<br />

dass das System Produkte auch dann erkennt,<br />

wenn sie an einem anderen Ort oder in einer anderen<br />

Ausrichtung als die gespeicherten erscheinen. Deshalb<br />

benachrichtigt das System den Bediener ausschließlich<br />

Diese Flexibilität, gekoppelt mit den minimalen Anfangsinvestitionen<br />

für AMV-Systeme, unterstützt die visuelle<br />

Qualitätssicherung in jeder Phase der Produktion<br />

– ein Ansatz, den Inspekto als Total <strong>Quality</strong> Assurance<br />

bezeichnet, also umfassende Qualitätssicherung. Im<br />

Laufe der Zeit können Hersteller mit Hilfe von Total <strong>Quality</strong><br />

Assurance Bereiche identifizieren, in denen Fehler<br />

häufiger auftreten, und diese optimieren.<br />

■<br />

Webhinweis<br />

In diesem Video von der Vision 2018 erklärt Inspekto-<br />

CEO Harel Boren den Ansatz des Unternehmens:<br />

http://hier.pro/all3U<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 39


:: Technik<br />

Hairpins aus beschichtetem<br />

Kupfer ersetzen im<br />

neuen VW Elektromotor<br />

herkömmlichen Kupferdraht<br />

Bild: Zeiss<br />

Messtechnik ist Schlüssel für die Serienfertigung bei Volkswagen<br />

Hairpins haargenau vermessen<br />

In seinem Komponentenwerk in Salzgitter produziert Volkswagen wichtige Bauteile für den<br />

Elektromotor App 310, der seit diesem Jahr einem breiten Kundenkreis Elektromobilität<br />

ermöglicht. Das Konzept des Hairpin-Stators stellte dabei die Qualitätssicherung vor neue<br />

Herausforderungen. Eine Messlösung von Zeiss brachte den Durchbruch.<br />

Glücklich mit der Lösung von Zeiss: Die beiden VW-<br />

Mitarbeiter Pascal Schmidt (links) und Philip Kurz<br />

Bild: Zeiss<br />

Der Autor<br />

Dr. Matthias Ernst<br />

Storymaker<br />

im Auftrag von<br />

Zeiss<br />

www.zeiss.de<br />

Bis zu 310 Nm Drehmoment, 204 PS und<br />

550 km Reichweite – das sind die Eckdaten<br />

des VW ID3, dem ersten rein als Elektroauto<br />

konzipierten Serienfahrzeug von Volkswagen.<br />

Der Kompaktwagen ist der Vorreiter einer<br />

ganzen Reihe von Elektrofahrzeugen aus<br />

dem Volkswagen-Konzern, der für die Zukunft<br />

konsequent auf die Elektrifizierung<br />

seines Portfolios setzt. Und diese elektrische<br />

Zukunft ist für VW seit September Realität:<br />

Künftig sollen allein in Deutschland jährlich<br />

bis zu 500.000 ID3 vom Band laufen. Zusätzliche<br />

Werke in anderen Ländern mit hoher<br />

Nachfrage nach Elektroautos, wie etwa China,<br />

werden diese Stückzahl noch weiter erhöhen.<br />

Wesentliche Bauteile des Elektromotors<br />

für die Plattform Modularer E-Antriebs-Baukasten<br />

(MEB) entstehen im Volkswagen<br />

Group Components Werk in Salzgitter, darunter<br />

der Rotor und Stator des E-Antriebs.<br />

Beim Stator setzt Volkswagen auf ein Konzept<br />

mit Hairpins. Dadurch können Statoren<br />

in ähnlichen Taktzeiten wie beim Verbrennungsmotor<br />

hergestellt werden. Aber das<br />

ist nicht der einzige Vorteil: „Der Hairpin-<br />

Motor bietet gegenüber herkömmlichen<br />

Elektromotoren spürbar mehr Leistung bei<br />

deutlich weniger Gewicht“, erklärt Philip<br />

Kurz, der im Komponentenwerk Salzgitter<br />

zuständig ist für Motorplanung und -prüfung<br />

ist. An dieser Technologie arbeiten viele,<br />

so Kurz, „aber wir sind definitiv die ersten,<br />

die das in Großserie produzieren.“<br />

Ein wesentlicher Faktor stellte dabei ursprünglich<br />

eine Hürde dar: die Qualitätssicherung.<br />

Durch die Beschaffenheit der Hairpins<br />

ist eine Vermessung mit taktilen oder<br />

optischen Messmethoden, wie sie im traditionellen<br />

Motorenbau zum Einsatz kommen,<br />

nicht möglich. Daher hat Zeiss zusammen<br />

mit Volkswagen eine Messlösung entwickelt,<br />

die alle Anforderungen von VW erfüllt,<br />

und es dem Autobauer ermöglicht, mit<br />

der Elektromobilität wie geplant in Großserie<br />

zu gehen.<br />

Bei den Hairpins kommt<br />

die klassische Messtechnik an ihre Grenzen<br />

Beim neuen Stator des intern APP 310 genannten<br />

Elektromotors kommen statt der<br />

herkömmlichen Wicklung von Kupferdraht<br />

Hairpins aus beschichtetem Kupfer zum<br />

Einsatz. Diese werden in einem automatisierten<br />

Prozess in ihre namensgebende<br />

40 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Form einer übergroßen Haarnadel gebogen.<br />

Die klassische Messtechnik kam angesichts<br />

der Beschaffenheit und des Verarbeitungsprozesses<br />

hier an ihre Grenzen, erklärt Pascal<br />

Schmidt, Mitarbeiter der Qualitätssicherung:<br />

„Das Kupfer ist leicht verformbar, deswegen<br />

können wir es nicht taktil antasten.<br />

Außerdem glänzt es und ist halb lichtdurchlässig,<br />

ist also auch für optische Sensoren<br />

schwer zu erfassen.“<br />

Dazu kommt die Tatsache, dass die Form<br />

der gefertigten Hairpins nicht der der Einbauposition<br />

entspricht, wenn sie als Verbund<br />

in die Nuten des Stators eingeführt<br />

werden. Und nicht zuletzt erforderte die<br />

„virtuelle Bauraumhülle“ eine völlig neue<br />

Herangehensweise an die Qualitätssicherung<br />

im Motorenbau. Dabei muss der aus<br />

über 100 Hairpins bestehende Wickelkopf<br />

sensorisch erfasst werden. Die virtuelle Bauraumhülle<br />

deckt sich mit den Ausmaßen<br />

des Gehäuses des Elektromotors, dieses<br />

dürfen die Hairpins keinesfalls berühren.<br />

Vollständige Erfassung des<br />

Wickelkopfs war gewünscht<br />

Es galt also, eine Messlösung zu finden, die<br />

nicht nur mit dem Material der Hairpins zurechtkommt,<br />

sondern den Wickelkopf vollständig<br />

erfassen und sowohl den Fertigungs-<br />

als auch Einbauzustand der Hairpins<br />

prüfen kann. Zudem musste eine effiziente<br />

Messstrategie entwickelt werden, die zugleich<br />

alle gesetzlichen und unternehmensinternen<br />

Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen<br />

an den Elektromotor erfüllt. Denn<br />

angesichts der bis zu 16.000 1/min erfordert<br />

der Motor eine sehr hohe Güte aller<br />

Komponenten. Anfang 2019 begann die Kooperation<br />

zwischen Zeiss und Volkswagen<br />

Group Components in Salzgitter mit dem<br />

Ziel, diese Herausforderungen der Qualitätssicherung<br />

zu lösen.<br />

Durchbruch durch Multisensorik<br />

und angepasste Vorrichtungen<br />

„Als wir intern definiert hatten, welche Anforderungen<br />

wir an die Sensoren stellen,<br />

stellte sich das Multisensor-Koordinatenmessgerät<br />

Zeiss Prismo als die ideale Lösung<br />

heraus“, berichtet Kurz. Das Koordinatenmessgerät<br />

verfügt in der gewählten<br />

Konfiguration über den taktilen Scanning-<br />

Messkopf Vast XXT, den optischen Formsensor<br />

Linscan, den chromatischen Weißlichtsensor<br />

Dotscan sowie eine Dreh-Schwenk-<br />

Einheit – alles aus der Hand von Zeiss.<br />

Soweit möglich, setzt VW auf das taktile<br />

Verfahren als das genaueste, etwa um das<br />

Blechpaket des Stators zu messen. Um die<br />

virtuelle Bauraumhülle zu prüfen, kommt Linescan<br />

zum Einsatz, der den Wickelkopf als<br />

eine Punktewolke digitalisiert, die dann mit<br />

dem CAD-Modell in einem Soll-Ist-Vergleich<br />

abgeglichen wird. Zur Vermessung der Hairpins<br />

wird Dotscan verwendet.<br />

Eine Vorrichtung von Zeiss fixiert den fertig montierten Stator reproduzierbar Bild: Zeiss<br />

Ein Unternehmen von <strong>Quality</strong> Vision International<br />

Der größte optische Multisensorkonzern der Welt<br />

65719 Hofheim-Wallau<br />

T: 06122/9968-0 • www.ogpgmbh.de<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 41


:: Technik<br />

Für die Prüfung der einzelnen Hairpins<br />

vor dem Einbau in den Stator hat Zeiss eine<br />

Vorrichtung entwickelt, die es ermöglicht,<br />

die Hairpins in genau der Position für den<br />

Messvorgang einzuspannen, wie sie später<br />

auch im Stator vorherrscht.<br />

Der Meisterbock für den Motorenbau –<br />

entwickelt von Zeiss<br />

„Dieses Vorgehen ist keineswegs neu, das<br />

kennen wir zum Beispiel aus dem Karosseriebau,<br />

dort nennt man so eine Vorrichtung<br />

einen Meisterbock“, sagt Kurz. „Jetzt wenden<br />

wir dieses Prinzip zum ersten Mal im<br />

Motorenbau an.“ Auch für das Blechpaket<br />

entstand bei Zeiss eine Aufspannvorrichtung,<br />

die dieses für die taktilen Messungen<br />

immer reproduzierbar fixiert.<br />

Die Kompetenz auf der Hardwareebene<br />

war aber nur einer von mehreren Faktoren,<br />

der Volkswagen zur Zusammenarbeit mit<br />

Zeiss brachte. „Ein weiterer ausschlaggebender<br />

Punkt war, dass Hard- und Software<br />

aus einem Guss sind“, so Kurz. „Bei allen<br />

Kurz erklärt: Der VW E-Antrieb<br />

Der taktile Scanning-Messkopf vermisst das Blechpaket, der optische Formsensor den Wickelkopf Bild: Zeiss<br />

Sensortypen arbeite ich aus der Messtechnik-Software<br />

Calypso heraus, alle Messdaten<br />

laufen da zusammen, und in der Qualitätsdatenmanagement-Lösung<br />

Piweb kann<br />

ich alles parallel dokumentieren. Diese Gesamtlösung<br />

ist unglaublich smart, stabil<br />

und anwenderfreundlich.“ Das ist insbesondere<br />

deshalb wichtig, weil die Qualitätssicherung<br />

des Elektromotors direkt in der Fertigung<br />

stattfindet. Nicht Messtechniker,<br />

sondern die Fertigungsmitarbeiter prüfen<br />

jeden Tag stichprobenartig die produzierten<br />

und montierten Komponenten.<br />

Schmidt, der die Fertigungsmitarbeiter<br />

bei dieser Aufgabe betreut, sieht dafür beste<br />

Voraussetzungen: „Zeiss bietet eine übersichtliche<br />

Oberfläche mit Bildern und Text,<br />

auf der der Mitarbeiter auswählt, was er<br />

machen will. Er spannt das zu messende Teil<br />

ein, gibt ein, aus welcher Maschine das Teil<br />

kommt, wählt das Messprogramm aus, und<br />

dann läuft das automatisch ab. Da kann<br />

man quasi nichts falsch machen.“ Auch Piweb<br />

überzeugt durch die Möglichkeit, einfach<br />

und schnell aussagekräftiger Messberichte<br />

zu erstellen und Messdaten anschaulich<br />

zu visualisieren – etwa mit interaktiven<br />

CAD-Ansichten, Formplots, Falschfarbendarstellungen<br />

oder Histogrammen.<br />

Eine ganzheitliche Messlösung,<br />

nicht nur ein Messgerät<br />

Der E-Antrieb im Volkswagen ID3 Bild: Volkswagen<br />

In jedem Elektromotor befindet sich ein fest stehender Stator und ein sich darin drehender Rotor. Der Stator besteht<br />

aus Kupferdrahtspulen. Fließt durch diese Spulen elektrischer Strom, entsteht im Stator ein umlaufendes<br />

Magnetfeld, welches den Rotor zum Rotieren bringt. Die Drehbewegung beruht auf einem einfachen physikalischen<br />

Prinzip: Ungleichnamige Pole von Magneten ziehen sich an, gleichnamige hingegen stoßen sich ab. Des<br />

Weiteren unterscheidet man zwei Arten von elektrischen Antrieben: permanenterregte Synchronmaschinen und<br />

Asynchronmaschinen. Ein starker Dauermagnet als Rotor, der synchron mit dem Magnetfeld des Stators mitläuft,<br />

zeichnet die permanenterregte Synchronmaschine aus. Bei Asynchron maschinen hingegen wird der Rotor<br />

mittels Stromzufuhr selbst magnetisiert und läuft daher dem Magnetfeld des Stators nach.<br />

Im neuen ID3 von Volkswagen wird der E-Antrieb mit der Bezeichnung „App 310“ verbaut. Hierbei handelt es<br />

sich um eine permanentmagneterregte Synchronmaschine. Aus der Bezeichnung App leitet sich die achsparallele<br />

Anordnung von Antrieb und Getriebe ab, aus der ergänzten Ziffernfolge das maximale Drehmoment von 310<br />

Nm. Die wesentlichen Bauteile für diesen Antrieb entstehen in einem Mix aus Spezialisierung und Verbundfertigung<br />

an unterschiedlichen Produktionsstandorten der Volkswagen Group Components.<br />

Auch Kurz ist froh, dass Volkswagen Group<br />

Components für die Qualitätssicherung dieser<br />

neuen Generation von Antrieben eine<br />

ganzheitliche Lösung gefunden hat: „Ich<br />

brauche gutes Equipment von Lieferanten,<br />

die wissen, worum es geht. Zeiss macht hervorragende,<br />

zu Ende entwickelte Produkte.<br />

Und wir in der Planung suchen nie nur das<br />

konkrete Gerät, sondern eine ganzheitliche<br />

Messlösung. Zeiss versteht unsere Produkte,<br />

die Messaufgabe, und sie entwickeln mit ihrem<br />

Portfolio dann die ideale Lösung, die<br />

auf unsere Anforderungen bestens abgestimmt<br />

ist.“<br />

Volkswagen kann sich jetzt ganz auf die<br />

Produktion der angepeilten Stückzahlen<br />

konzentrieren. Weitere Modelle auf der<br />

MEB-Plattform wie der Elektro-SUV ID4 stehen<br />

zudem schon in den Startlöchern. Der<br />

Hairpin-Elektromotor von Volkswagen hat<br />

also eine einsatzreiche Zukunft vor sich. ■<br />

42 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Mobiles Rauheitsmessgerät in der Fertigung von Langlaufskiern<br />

Mit Mikrometer-Vorsprung<br />

zum Weltmeister<br />

Fischer stellt die Skier für die Weltelite des nordischen Skisports. Ein Faktor für Erfolg oder<br />

Misserfolg ist dabei der Schliff der Bretter. Dass dieser die genau richtige Rauheit besitzt, messen<br />

die Fachleute des Herstellers mit dem Surfcom Touch 50 von Accretech. Dieses sorgt für kürzere<br />

Rüstzeiten sowie eine bessere Qualität – und ist auch im Wettkampf mit dabei.<br />

Der Schliff entscheidet,<br />

ob ein Ski optimal auf<br />

der Loipe liegt, schnell<br />

gleitet und sich gut lenken<br />

lässt Bild: Fischer Sports<br />

Wenn Sebastian Stadlbauer sein Werk verrichtet, dann<br />

geht es um Sieg oder Niederlage. Stadlbauer arbeitet<br />

beim Skihersteller Fischer in der Produktentwicklung. Er<br />

ist dort für die Skier der Spitzensportler im nordischen<br />

Bereich zuständig. Zu seinem Job gehört es, sich um den<br />

richtigen Schliff zu kümmern.<br />

Dieser hat großen Anteil daran, ob der Athlet im<br />

Langlauf oder Biathlon als erster über die Ziellinie<br />

kommt – neben anderen technischen Faktoren wie dem<br />

Ski selbst und dem Wachs. Der Schliff entscheidet, ob<br />

ein Ski optimal auf der Loipe liegt, schnell gleitet und<br />

sich gut lenken lässt. Dafür gibt es eine fast unendlich<br />

große Zahl an unterschiedlichen Muster aus Rillen, die<br />

in den Ski geschliffen werden. Die Auswahl hängt von<br />

der Beschaffenheit des Schnees ab und von den individuellen<br />

Präferenzen des Sportlers.<br />

Fischer nutzt circa 30 verschiedene Strukturen. Deren<br />

Qualität sowie die des gesamten Skis muss allerhöchsten<br />

Anforderungen genügen. Das Unternehmen<br />

rüstet schließlich die überwiegende Mehrheit der Weltklasselangläufer<br />

und -biathleten aus. „Wenn unser Produkt<br />

nicht passt, dann haben wir ein riesiges Problem“,<br />

sagt Stadlbauer. „Denn wir reden im Spitzensport von<br />

Nuancen, die entscheiden können. Wenn ein Athlet aufgrund<br />

seines Skis in der Abfahrt nur zehn Zentimeter<br />

länger gleiten und sich ausruhen kann, kann das schon<br />

den Unterschied machen.“<br />

Messung beginnt nach dem Schleifen<br />

Stadlbauer und sein Team setzen auf das Surfcom Touch<br />

50 von Accretech, um die Profile der Skier nach der Produktion<br />

zu messen. Das mobile Rauheitsmessgerät<br />

kommt zum Einsatz, wenn ein Ski eine der vier Schleifmaschinen<br />

verlässt, die bei Fischer in der Fertigung stehen.<br />

Die Maschinen schneiden mit einem Diamanten<br />

Die Autorin<br />

Mona Choueiri<br />

Content Marketing<br />

Manager<br />

Accretech (Europe)<br />

www.accretech.eu<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 43


:: Technik<br />

Zum Unternehmen<br />

Fischer Sports ist Hersteller von nordischer und alpiner Skiausrüstung<br />

sowie Eishockeyschlägern. Das privat geführte Unternehmen beschäftigt<br />

fast 2000 Mitarbeiter. Es wurde 1924 in Ried im Innkreis, Österreich,<br />

gegründet, wo sich auch heute noch der Hauptsitz befindet. Die Produktion<br />

findet in Ried im Innkreis und in der Ukraine statt.<br />

die speziellen Rillenmuster in den Schleifstein, der diese<br />

dann auf den Kunststoffbelag des Skis überträgt.<br />

„Nachdem wir den Schliff auf der Maschine eingestellt<br />

haben, machen wir einen Probe-Ski, der gemessen<br />

wird“, erklärt Stadlbauer das Verfahren. „Wenn wir uns<br />

mit der Messung im zulässigen Toleranzbereich befinden,<br />

beginnen wir mit dem Schleifen der Skier.“ Anschließend<br />

wird in Stichproben gemessen, ob die Ober-<br />

flächenrauheit I.O. (in Ordnung) oder N.I.O. (Nicht in<br />

Ordnung) ist. So entstehen bei Fischer pro Tag 100 bis<br />

200 Skier. 20 bis 30 davon werden der Stichprobe unterzogen.<br />

„Das variiert immer etwas“, so Stadlbauer. „Es<br />

gibt Schliffe, bei denen weiß man, dass sich problemlos<br />

50 Skier fertigen lassen. Bei anderen Schliffen muss<br />

man schon nach zehn oder 20 Stück kontrollieren.“<br />

Messdaten zeigen Entwicklungen frühzeitig auf<br />

Die gewonnenen Messdaten werden abgespeichert<br />

und miteinander verglichen. „So können wir Entwicklungen<br />

erkennen und zum Beispiel sehen, ob wir eventuell<br />

die Steine oder den Diamanten wechseln müssen“,<br />

sagt Stadlbauer. Dafür sei es gut, dass man sich die Rauheitskurve<br />

genau anschauen könne.<br />

Die richtige Einstellung der Maschine ist laut dem<br />

Experten eine Herausforderung. Es gebe sehr viele Faktoren,<br />

die Einfluss auf den richtigen Schliff haben können.<br />

Neben den Steinen und Diamanten sei das unter<br />

anderem auch die Beschaffenheit des Wassers, das verwendet<br />

wird.<br />

Wenn Fischer neue Profile ausprobiert, werden diese<br />

zunächst auf einige Skier geschliffen. Anschließend<br />

wird ein Prüfprotokoll erstellt. Und dann stellen sich<br />

Stadlbauer und seine Leute selbst auf die Bretter, um<br />

diese zu testen. Denn sie alle sind auch passionierte<br />

Langläufer. Mithilfe dieser Tests arbeiten sie sich dann<br />

an den passenden Toleranzbereich für die Rauheitsmessung<br />

heran. Für diese sind der Ra-Wert, Ra-Max und Ra-<br />

Minimum sowie der Rz-Wert, Rz-Max und Rz-Minimum<br />

relevant. „Wir schauen vor allem auf den Ra-Wert und<br />

haben dabei eine Range zwischen 0,2 und 0,3 μm“, sagt<br />

Stadlbauer. So kann ein Ski dann zum Beispiel einen<br />

Schliff mit einem Ra-Wert von 2,2 bis 2,4 μm haben.<br />

Konturanalyse ohne Prüflabor<br />

Neben der Rauheitsmessung nutzen Stadlbauer und<br />

sein Team das mobile Gerät auch für eine Konturanalyse.<br />

„Ein Langlaufski hat immer eine Laufrille“, erklärt<br />

Stadlbauer. „Und wir messen mit dem Gerät, ob diese<br />

genau mittig ist und ob ihre Tiefe stimmt.“<br />

Mit dem Messgerät, das Fischer vor dem Surfcom<br />

Touch 50 im Einsatz hatte, war eine solche Konturanalyse<br />

nicht möglich. Die Skier mussten dafür immer ins<br />

Prüflabor gebracht werden. Nun kann Stadlbauer die<br />

Messung selbst durchführen.<br />

„Somit war die Konturanalyse zunächst Neuland für<br />

uns“, berichtet er. Das zeigte sich beim Einstellen des<br />

Das Surfcom Touch im Einsatz:<br />

Relevant sind der Ra-Wert,<br />

Ra-Max und Ra-Minimum<br />

sowie der Rz-Wert, Rz-Max<br />

und Rz-Minimum<br />

Bild: Fischer Sports<br />

44 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Surfcom Touch. Der Aufwand dafür war groß. „Das geht<br />

nicht von heute auf morgen. Wir mussten an dem Programm<br />

schon etwas herumspielen.“ Doch der Support<br />

von Accretech sei sofort zur Stelle gewesen, sagt der<br />

Produktentwickler. „Uns wurden schnell Beratung, Informationen<br />

und Videos zur Verfügung gestellt, um uns<br />

das richtige Vorgehen zu zeigen.“<br />

Für die Rauheitsmessung brauchten Stadlbauer und<br />

sein Team dagegen keinen intensiven Support. Er sieht<br />

die Bedienerfreundlichkeit als eine große Stärke des Geräts.<br />

„Man speichert einmal seine Einstellungen am Gerät,<br />

spannt den Ski ein und drückt auf den Startknopf.<br />

Das war´s.“ Die Menüführung sei sehr übersichtlich,<br />

stundenlange Schulungen der Mitarbeiter seien nicht<br />

nötig.<br />

Ski lässt sich in seiner kompletten Breite messen<br />

Auch die Verfahrgeschwindigkeit lässt sich laut<br />

Stadlbauer sehr einfach einstellen. Unabhängig von der<br />

Geschwindigkeit erhalte man immer einen genauen<br />

Wert. „Das funktioniert auch, wenn man relativ schnell<br />

fährt“, so Stadlbauer. Dank des Rauheitsmessgeräts von<br />

Accretech habe Fischer auch die Qualität seiner Produkte<br />

weiter verbessern können.<br />

Wichtig für Fischer ist auch der Verfahrweg von 50<br />

mm, den das Surfcom Touch bietet. Dadurch lässt sich<br />

ein kompletter Ski in seiner Breite messen, denn die<br />

liegt bei 44 mm. Will heißen: Der Ski kann in einem Vorgang<br />

gemessen werden, ohne ihn noch mal umdrehen<br />

zu müssen. Das reduziert die Rüstzeiten.<br />

Dass das Messgerät mobil ist, stellt einen weiteren<br />

Vorteil dar. „Man kann es überall aufstellen“, so<br />

Stadlbauer. Das sei mit dem vorherigen Gerät zwar auch<br />

möglich gewesen. Aber: Der Anwender musste stets einen<br />

Laptop mitschleppen. Das Surfcom Touch 50 lässt<br />

sich dagegen über ein 7 Zoll großes Farb-Touch-Display<br />

bedienen.<br />

Schleifmaschine und Messgerät im Gepäck<br />

Für Fischer ist diese Eigenschaft des Oberflächenmessgeräts<br />

besonders relevant. Denn wenn Athleten mit den<br />

Skiern des Unternehmens bei Weltmeisterschaften<br />

starten, ist auch Stadlbauer oder einer seiner Kollegen<br />

mit dabei. Im Gepäck haben sie dann Schleifmaschinen<br />

und das Messgerät. Bei solchen großen Wettbewerben<br />

wird alles versucht, um den Sportler bestmöglich auszurüsten.<br />

Und so bringen die Experten von Fischer das Profil<br />

der Skier in der Nacht vor dem entscheidenden Rennen<br />

noch mal auf Vordermann. Mithilfe des Surfcom<br />

Touch 50 prüfen sie dann, ob der Ski die μm-genaue<br />

Rauheit besitzt, um seinen Träger zum Weltmeister zu<br />

machen.<br />

■<br />

Webhinweis<br />

Technologie in Aktion – Videos, in denen Accretech<br />

unter anderem seine Surfcom-Touch-<br />

Geräte zeigt, finden Sie hier:<br />

http://hier.pro/sQxte<br />

HEXGEN HEXAPODS VON<br />

AEROTECH FÜR BESTE<br />

POSITIONIERUNG<br />

Positionierung in 6 Freiheitsgraden<br />

Die HexGen Hexapods von Aerotech eignen sich ideal für schwere<br />

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Der HEX500-350HL bietet eine außergewöhnliche Auflösung und<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 45


:: Technik<br />

Der HP-O Hybrid erfasst<br />

Oberflächendetails<br />

schneller und mit<br />

höherer Punktdichte<br />

als taktile Lösungen<br />

Bild: Hexagon<br />

Optischer Sensor reduziert die Messzeiten drastisch<br />

Verzahnungsmessungen<br />

im Produktionstakt<br />

Für Verzahnungen hat sich die taktile Inspektion mittels Einzelpunktantastung oder Scanning<br />

bewährt. Doch mit einem optischen 4-Achsen-Scan-Sensor lassen sich die Messzeiten bei der<br />

Teilungs- und Rundlaufmessung deutlich reduzieren – und zwar um bis zu 80 %. Damit ist die<br />

Verzahnungsmessung auf Koordinatenmessgeräten in der Fertigung möglich.<br />

Der Autor<br />

Lukas Kaps<br />

Product Manager<br />

Hexagon Manufacturing<br />

Intelligence<br />

www.hexagonmi.com<br />

In industriellen Anwendungsbereichen wie dem Maschinen-<br />

und Anlagenbau, der Energieerzeugung und<br />

Präzisionsindustrie gehört die Verzahnung zu einer der<br />

wichtigsten Komponenten. Aber auch in den Bereichen<br />

Fahrzeugbau und Luftfahrt sind hochgenaue Verzahnungen<br />

unterschiedlicher Größe und Ausprägung essentieller<br />

Bestandteil der Kraftübertragung sowie<br />

Wandlung von Drehmoment und Drehzahl zwischen<br />

Motor und Achse. So hängt zum Beispiel die Haltbarkeit<br />

und Effizienz unterschiedlicher Getriebearten wie dem<br />

klassischen Stirnradgetriebe oder dem Planetenradgetriebe<br />

insbesondere von der Qualität der verbauten Verzahnungen<br />

ab und erfordert daher eine hochgenaue<br />

und reproduzierbare dimensionale Prüfung.<br />

Die taktile Inspektion von Verzahnungen mittels Einzelpunktantastung<br />

oder Scanning ist ein bewährtes<br />

Prüfverfahren. Da die Inspektion in der Regel jedoch wesentlich<br />

mehr Zeit in Anspruch nimmt als der Fertigungszyklus,<br />

ist die taktile Inspektion zwar eine passende<br />

Lösung für eine Musterinspektion, stößt aber an ihre<br />

Grenzen, wenn es um die Steuerung der Fertigung geht.<br />

Unter idealen Umständen wäre der Inspektionsprozess<br />

soweit im Gleichlauf mit der Fertigung, dass eine<br />

bessere Fertigungssteuerung möglich wäre. Die von Hexagon<br />

Manufacturing Intelligence entwickelte Produktreihe<br />

der interferometrischen optischen Sensoren verändert<br />

die Art und Weise, wie Messtechnik im Qualitätssicherungsprozess<br />

eingesetzt werden kann, grundlegend.<br />

Wo in der Vergangenheit die Hardware auf individuelle<br />

Teilmerkmale zielte, erfasst heute ein Sensor alle<br />

Details und die Software zielt auf die individuellen<br />

Merkmale.<br />

46 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Der optische Sensor HP-O Hybrid erlaubt den nahtlosen<br />

Wechsel zwischen taktiler und optischer Messung<br />

innerhalb einer Messroutine. Als interferometrischer<br />

Abstandssensors mit einer Auflösung von 0,003 μ und<br />

einem Messpunktdurchmesser von 11 μm misst der<br />

HP-O Hybrid metallische, technische Oberflächen und<br />

ist unempfindlich gegen Änderungen des Umgebungslichts.<br />

Das macht ihn zum idealen Sensor für das Erfassen<br />

von hochdichten Daten.<br />

Die neue optische Lösung erfasst das Oberflächenprofil<br />

der Verzahnung mit dem optischen Punktsensor<br />

während einer Rotation des Drehtischs. Im Vergleich zur<br />

taktilen Lösung werden die Prüfmerkmale dabei im Anschluss<br />

von der Software extrahiert und müssen nicht<br />

mehr separat vom Koordinatenmessgerät angesteuert<br />

werden. Somit wird wesentlich schneller eine größere<br />

Datenmengein vergleichbarer Genauigkeit erfasst. Sowohl<br />

die Teilungspunkte als auch die Rundlaufabweichung<br />

können somit aus einem einzigen Scan extrahiert<br />

werden. Aufgrund einer Datenrate von 1.000 Punkten<br />

pro Sekunde (im Gegensatz zu einem Punkt pro Sekunde<br />

bei der taktilen Einzelpunktantastung) und der<br />

dynamischen Rotation des Bauteils durch den hochgenauen<br />

Drehtisch, wird der zeitaufwändigste Teil im<br />

Messprogramm drastisch verkürzt.<br />

Um das Potential des HP-O Hybrid Sensors optimal<br />

auszuschöpfen, wird ein Koordinatenmessgerät mit geeigneter<br />

Präzision, entsprechender Dynamik und vier<br />

Achsen benötigt. Der optische Sensor lässt sich dann sowohl<br />

im Einzelpunkt-Modus, im kontinuierlichen Scanmodus<br />

oder dem sensorspezifischen Spin-Scan-Modus<br />

für die Erfassung rotationssymmetrischer Merkmale<br />

einsetzen.<br />

Verzahnungsmessung auf dem Koordinatenmessgerät<br />

Spezialmesssysteme waren lange Zeit die einzige Möglichkeit, Fertigungsfehler an Verzahnungen<br />

aufzudecken. Seit es möglich ist, Verzahnungsmessungen mit einem Koordinatenmessgerät – einem<br />

wesentlich flexibleren und vergleichsweise kostengünstigen Hilfsmittel – zu automatisieren,<br />

können heute praktisch alle Unternehmen, die Bedarf haben, solche Messungen selbst vornehmen.<br />

Ein weiterer Vorteil ist, dass viele Betriebe ohnehin über ein automatisches Koordinatenmessgerät<br />

verfügen, sodass die Messung von Verzahnungen nur eine neue Anwendung dafür ist.<br />

Die PC-DMIS Gear Messsoftware von Hexagon ist zur Inspektion unterschiedlicher Arten von<br />

Zahnrädern geeignet, darunter gerad- und schrägverzahnte Stirnräder sowie gerad- und bogenverzahnte<br />

Kegelräder. Für jedes dieser Zahnräder existieren eigene Definitionen, Algorithmen, Inspektionsanforderungen<br />

und Grafiken für Messprotokolle. Zahnräder lassen sich genau wie herkömmliche<br />

Werkstücke aufspannen, ausrichten und mit dem Koordinatenmessgerät auf der Arbeitsfläche<br />

prüfen. Zur Inspektion können taktile Sensoren, analoge scannende Sensoren und optische<br />

Sensoren eingesetzt werden.<br />

Im Spin-Scan-Modus steht der Sensor fest, während das<br />

Bauteil auf dem Drehtisch schnell gedreht wird. Ein wesentlicher<br />

Vorteil dieser Methode gegenüber einer taktilen<br />

Lösung ist, dass nur die Oberflächenpunkte erfasst<br />

werden, die im Messbereich des Sensors liegen. Die Merkmale<br />

der Bauteile können schnell und einfach programmiert<br />

und erfasst werden, was die Zykluszeiten minimiert.<br />

Sofortiges Umschalten zwischen taktilem<br />

und optischem Sensor ohne Rekalibrierung<br />

Die Messung der Profil-und Flankenlinien-Formabweichung<br />

kann aufgrund der erschwerten Zugänglichkeit<br />

in der Regel nicht mit dem optischen Sensor erfolgen.<br />

Aus diesem Grund kommt die klassische taktile Messmethode<br />

zum Einsatz. Der Wechsel vom optischen Sensor<br />

auf einen Taster bedarf keines Taster- oder Sensorwechsels.<br />

Ein sofortiges Umschalten zwischen den beiden<br />

Messmethoden ist ohne Rekalibrierung möglich.<br />

Diese Kombination von unterschiedlichen Technologien<br />

– ein ultrahochgenaues 4-Achsen-Koordinatenmessgerät,<br />

ein HP-O Hybrid-Sensor mit Spin-Scan-Modus<br />

sowie die Quindos-Software – ergibt eine durchsatzstarke<br />

und hochpräzise Lösung, die Gesamtzykluszeiten<br />

um bis zu 50 % verkürzen kann. Eine derart grundlegende<br />

Veränderung im Messverfahren ermöglicht es, Messtechnik<br />

an den Produktionstakt anzupassen und verbessert<br />

somit wesentlich den Durchsatz in der Fertigung. ■<br />

Webhinweis<br />

Durch das optische 4-Achsen-Scanning lassen sich die Messzeiten bei<br />

der Teilungs- und Rundlaufmessung deutlich reduzieren Bild: Hexagon<br />

In diesem Video zeigt Hexagon, wie die HTA-Lösung<br />

(High Throughput and Accuracy) für<br />

Getriebekomponenten funktioniert:<br />

http://hier.pro/fM5It<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 47


:: Technik<br />

Computertomografie und Statistik wachsen zusammen<br />

Nahtloser Workflow für<br />

Inline-Anwendungen<br />

Eine effektive Qualitätssicherung benötigt automatisierte Analyseprozesse und einen<br />

unterbrechungsfreien Datenfluss. Daher verknüpfen Volume Graphics und Q-Das ihre CT- und<br />

Statistiksoftware. Das Ziel: ein durchgehender Qualitäts-Workflow vom Scan bis zur statistischen<br />

Auswertung.<br />

Der Autor<br />

Richard Läpple<br />

im Auftrag von<br />

Volume Graphics<br />

www.volumegraphics.com<br />

Die Qualitätssicherung mit Hilfe der industriellen<br />

Computertomografie beruht auf<br />

mehreren Arbeitsschritten: Scannen des<br />

Bauteils auf dem Computertomografen,<br />

Umwandeln der CT-Projektionsbilder in ein<br />

3D-Modell, Analyse des Modells – das heißt<br />

Nachmessen der Konstruktionsmaße und<br />

Überprüfung des Materials auf Defekte. Im<br />

Anschluss kann noch eine statistische Auswertung<br />

der Qualitätsdaten folgen.<br />

Alle Arbeitsschritte sind mehr oder weniger<br />

zeitaufwändig. Allein die Datenübergabe<br />

zwischen den einzelnen Schritten kann<br />

sich als Flaschenhals erweisen. Eine effektive<br />

Qualitätssicherung benötigt daher automatisierte<br />

Analyseprozesse und vor allem einen<br />

nahtlosen Datenfluss. Das gilt insbesondere<br />

für die Inline-Anwendung beziehungsweise,<br />

wenn die Analysen innerhalb des Produktionstaktes<br />

zu erfolgen haben. Vom Scan bis<br />

zur Bauteilanalyse ist die Automatisierung<br />

schon länger verfügbar. Ein letzter Bruch<br />

fand sich bis dato noch in Richtung statistische<br />

Auswertung. Unter dem gemeinsamen<br />

Dach von Hexagon haben sich Volume Graphics<br />

und Q-Das nun daran gemacht, den<br />

nahtlosen Datenaustausch zwischen CTund<br />

Statistiksoftware zu ermöglichen.<br />

48 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Die Integration ermöglicht einen durchgängigen<br />

Workflow: vom Scannen auf dem Computertomo -<br />

grafen über die Vermessung der CT-Modelle mittels<br />

CMM-Modul bis zur Auswertung der Ergebnisse mit<br />

der Statistik-Software Bild: Volume Graphics<br />

Ein Export von Messdaten aus dem Koordinatenmessmodul<br />

von Volume Graphics<br />

für die Q-Das-Lösungen ist bereits seit vergangenem<br />

Jahr möglich. Jetzt können CT-<br />

Analysedaten zusammen mit frei konfigurierbaren<br />

3D-Darstellungen des gescannten<br />

Bauteils oder der gemessenen Merkmale im<br />

png-Format exportiert werden. In der Praxis<br />

braucht der Anwender nur das betreffende<br />

Kästchen zu markieren, um die Darstellungen<br />

anzuhängen. Werden viele gleiche Bauteile<br />

gescannt, genügt es trotzdem, das Bild<br />

nur einmal beim initialen Aufsetzen der Inspektion<br />

zu übermitteln.<br />

„Es ist grundsätzlich möglich, jedem Datensatz<br />

ein Bild hinzuzufügen. Da es aber<br />

um die Darstellung von ganzen Messreihen<br />

über mehrere Bauteile geht, reicht eine<br />

möglichst repräsentative Ansicht im Normalfall<br />

aus“, erklärt Johannes Knopp, Produktmanager<br />

Automatisierung & Inline bei<br />

Volume Graphics. Der Vorteil für den Statistiker<br />

am Ende des Auswertungskette: Berichte,<br />

die er mit QS-Stat definieren und aufrufen<br />

kann, ermöglichen eine transparente<br />

Darstellung der CT-Messergebnisse. Es ist<br />

sofort ersichtlich, welche Messreihe zu welchem<br />

Detail des Bauteils gehört.<br />

Stand heute richtet sich der Fokus auf die<br />

Koordinatenmesstechnik – also auf Messdaten.<br />

Doch dabei wird es nicht bleiben. Der<br />

Heidelberger CT-Spezialist arbeitet daran,<br />

auch zusätzliche Ergebnisse aus dem Komplex<br />

grauwertbasierter Werkstoffuntersuchungen,<br />

wie zum Beispiel Defektanalysen,<br />

in die Exportfunktionen aufzunehmen.<br />

Mehr Transparenz über Maschine<br />

und Prozess<br />

Nutzer von QS-Stat können die ankommenden<br />

CT-Datensätze unter drei verschiedenen<br />

Gesichtspunkten auswerten: Im Vorfeld<br />

eines Produktionsstarts ist es wichtig, die<br />

Maschinenfähigkeit nachzuweisen. Anhand<br />

der Messdaten einer gewissen Anzahl von<br />

Bauteilen ermittelt das System die Cm- und<br />

Cmk-Indizes und damit, ob die Fertigungsanlage<br />

in der Lage ist, Bauteile in der geforderten<br />

Produktqualität herzustellen. Oft genügt<br />

für diesen Schritt bereits ein Los von<br />

weniger als 20 Bauteilen.<br />

Die Software nimmt außerdem eine<br />

Qualifizierung der Prozessfähigkeit unter<br />

Berücksichtigung verschiedener Einflusskomponenten<br />

vor. Wichtige Kennzahlen<br />

hierfür sind die Prozessfähigkeitsindizes Cp<br />

und Cpk. Diese Kennzahlen sind schon deshalb<br />

von großer Bedeutung, weil in vielen<br />

Fällen der Anwender den Nachweis über einen<br />

einwandfreien Prozess verlangt. Welche<br />

Parameter für den Prozessqualifizierung herangezogen<br />

werden sollen – zum Beispiel<br />

Drücke, Temperaturen oder Materialeigenschaften<br />

–, kann individuell definiert werden.<br />

Folglich lassen sich die Qualitätsvorstellungen<br />

des Unternehmens gezielt abbilden.<br />

Auf einer weiteren Ebene erlaubt QS-Stat<br />

die Anwendung statistischer Verfahren, um<br />

noch detaillierter verschiedene Korrelationen<br />

zwischen den unterschiedlichsten Produktionsparametern<br />

transparent zu machen.<br />

Ein Beispiel wäre die Variation der Einspritztemperatur<br />

um soundsoviel Grad, um<br />

darzustellen, welche Schwund- und Verzugserscheinungen,<br />

mithin Maßänderungen<br />

dies zur Folge hat.<br />

Aus dieser Funktionsübersicht wird auch<br />

klar, dass die statistischen Analysen auf weitere<br />

Daten – neben den eigentlichen Qualitätsdaten<br />

des Bauteils – angewiesen sind,<br />

um vollumfänglich zu funktionieren. Diese<br />

Metadaten stammen aus ganz unterschiedlichen<br />

Quellen. Dazu gehören Kenngrößen<br />

des Prozesses selbst oder der Peripherie, beispielsweise<br />

auch Informationen über die<br />

Produktionsmaschine.<br />

Aus der Verschiedenheit der Daten folgt,<br />

dass sie auf ganz unterschiedliche Weise zu<br />

erfassen und in den Workflow zu schleusen<br />

sind. Physikalische Größen wie Einspritzdruck<br />

oder Temperatur lassen sich mittels<br />

Sensoren feststellen. Sie können bereits<br />

beim Scannen automatisch zu den CT-Modellen<br />

hinzugefügt werden. Für periphere<br />

Informationen stehen frei definierbare Felder<br />

zur Verfügung. Andere Daten wie zum<br />

Beispiel auf dem Bauteil eingravierte Seriennummern<br />

erkennt die Analysesoftware<br />

selbst und schreibt sie in dafür vorgesehene<br />

Standardfelder. „Unsere CT-Analysesoftware<br />

ist in Sachen Metadaten sehr flexibel“,<br />

sagt Knopp. „Daten, die wir in unserer Software<br />

erfassen, auch die aus externen Systemen,<br />

können wir in die Q-Das-Software exportieren,<br />

so dass ein Workflow ohne Brüche<br />

möglich wird.“<br />

■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 49


:: Technik<br />

Bei der Ariane Group<br />

bereitet ein Cobot Einspritzelemente<br />

für die<br />

Schubkammer einer<br />

Trägerrakete für Tests vor<br />

Bild: Universal Robots<br />

Cobots in der Qualitätssicherung<br />

Helfer mit viel Feingefühl<br />

Tests und Analysen in der Qualitätssicherung erfordern in der Regel einen hohen Grad an<br />

Konsistenz und Präzision. Zugleich sind sie oft monoton und strapazieren die menschliche<br />

Konzentrationsfähigkeit. Kollaborierende Roboter offenbaren sich dank integrierter Sensorik und<br />

hoher Flexibilität als Lösung, auf die viele Unternehmen in ihren Prüfprozessen zurückgreifen.<br />

Der Autor<br />

Andrea Alboni<br />

Sales Manager DACH<br />

Universal Robots<br />

www.universalrobots.com<br />

Kollaborierende Roboter sind flexibel und verfügen<br />

über eine äußerst hohe Wiederholgenauigkeit. Dies<br />

schafft optimale Voraussetzungen für Tests und Analysen.<br />

Hinzukommt, dass Cobots aufgrund ihrer Leichtbauweise<br />

räumlich flexibel einsetzbar sind und im Gegensatz<br />

zu den traditionellen Industrierobotern über eine<br />

geringe Standfläche verfügen. Angesichts dieser Eigenschaften<br />

lassen sie sich unkompliziert in bestehende<br />

Fertigungs- oder Laborumgebungen integrieren.<br />

Die Roboter können auch mit Vision-Sensoren ausstattet<br />

werden, wodurch sie optische Prüfungen vornehmen,<br />

um beispielsweise Unregelmäßigkeiten an der<br />

Werkstückoberfläche erkennen können. Zudem befähigen<br />

3D-Vision-Systeme Cobots, dreidimensional zu sehen,<br />

wodurch entweder Volumina geprüft oder geometrische<br />

Abweichungen festgestellt werden können.<br />

Der Automobilzuliefer Lear Corporation etwa setzt<br />

einen Roboterarm mit Vision-System in seiner Qualitätsprüfung<br />

ein: Ein UR5 von Universal Robots montiert<br />

dort mithilfe eines Schraubendreher-Aufsatzes Autositze<br />

auf Halterahmen. Dazu nimmt er täglich rund 8.500<br />

Bohrungen vor. Wenn an einem Sitz Schrauben fehlen,<br />

erkennt der Roboter dies mithilfe des Bildverarbeitungssystems.<br />

Er löst dann einen Alarm aus und sortiert das<br />

fehlerhafte Produkt aus.<br />

Für eine sichere Zusammenarbeit mit dem Menschen<br />

sind Cobots in der Regel mit entsprechender Sensorik<br />

ausgestattet. Die Cobots der eSeries von Universal<br />

Robots beispielsweise verfügen über einen integrierten<br />

Kraft-Momenten-Sensor. Dies ist auch für Anwendungen<br />

in der Qualitätsprüfung von Nutzen. Denn derart<br />

ausgestattet sind Roboter in der Lage, auftretende Kräfte<br />

zu erfassen und auszuwerten. Damit eignen sie sich<br />

neben Belastungstests auch für haptische Prüfverfahren,<br />

zum Beispiel an Bedienelementen wie Schaltern. Ihre<br />

Sensorik erlaubt ihnen nicht nur, die Funktionsfähigkeit<br />

des jeweiligen Elements zu beurteilen, sondern<br />

auch, gegebene Toleranzen zu berücksichtigen.<br />

Wie wichtig die richtige Sensorik für den Robotik-Einsatz<br />

in der Qualitätsprüfung ist, zeigt das Beispiel der<br />

Ariane Group. Am Standort Ottobrunn bei München entwickelt<br />

und produziert das Unternehmen Triebwerks -<br />

komponenten und Ventile für Weltraumfahrzeuge – mitunter<br />

auch die Schubkammern für die europäischen Trägerraketen<br />

Ariane 5 und 6.<br />

Bei einem Raketenstart gibt es in der Regel nur eine<br />

einzige Erfolgschance. Damit in den entscheidenden Sekunden<br />

alles glatt läuft, muss die zuständige Testabteilung<br />

eine einwandfreie Funktionalität der verarbeiteten<br />

Bauteile sicherstellen. Die Tests an den Schubkammern<br />

50 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Incircuit-Funktionstestsysteme,<br />

Adaptionen, Kabeltester<br />

implizieren mitunter, dass 566 Einspritzelemente mit<br />

Kunststoffstöpseln versehen und verschraubt werden.<br />

Diese zeitraubende Arbeit führte lange Zeit ein Mitarbeiter<br />

händisch aus, da gängigen Automatisierungslösungen<br />

das nötige Feingefühl für die kleinteilige Arbeit<br />

fehlte.<br />

Heute bereitet ein UR5e von Universal Robots Raketen-Einspritzköpfe<br />

für Tests vor. Dank seines integrierten<br />

Kraft-Momenten-Sensors ist er in der Lage, die Einspritzelemente<br />

mit Kunststoffstöpseln zu bestücken<br />

und anschließend mit Messinghülsen zu verschrauben.<br />

Nach dem Testverfahren montiert der Roboterarm die<br />

Elemente wieder ab.<br />

Änderungen brauchen keinen Programmierer mehr<br />

Neben der Entlastung der Mitarbeiter bringen Cobots<br />

auch den Vorteil mit, dass sie sich leichter programmieren<br />

lassen. So sind auch Mitarbeiter ohne entsprechende<br />

Expertise in der Lage, Cobots Aufträge zuzuweisen.<br />

Dies geschieht beispielsweise bei Nordic Sugar, das in<br />

Schweden eine der größten Zuckerfabriken Europas betreibt.<br />

Circa 80.000 Zuckerrübenproben analysiert die<br />

dortige Testabteilung pro Jahr. Da das Einwiegen der Behälter<br />

sehr monoton ist, setzt Nordic Sugar schon seit<br />

1993 auf Roboter. Jedoch waren diese schwierig zu bedienen,<br />

sodass bei jeder Änderung ein Programmierer<br />

geholt werden musste. „Das war sehr kostenintensiv”,<br />

erklärt Bo Berghdahl, Leiter der Produktions- und Analyseabteilung<br />

bei Nordic Sugar.<br />

Das Unternehmen entschied sich daher für die kollaborative<br />

Robotertechnologie von Universal Robots. Heute<br />

befördern drei UR5-Roboter die zu analysierenden<br />

Zuckerbehälter von den Waagen zu den Filtern und<br />

bringen sie nach der Analyse wieder zurück. Nach einer<br />

erfolgreichen Risikobeurteilung dürfen die Cobots ohne<br />

Schutzumhausung neben den Mitarbeitern arbeiten.<br />

Diese können den Roboterarmen über das zugehörige<br />

Teach Panel selbst neue Aufträge zuweisen, wodurch<br />

der Prozess nun wesentlich günstiger ist.<br />

■<br />

Testsysteme für elektronische Flachbaugruppen,<br />

Module und Geräte für die Qualitätssicherung<br />

Incircuit- und Funktionstest, Boundary Scan,<br />

Mehrfachnutzentest, Paralleltest (auch Flashen),<br />

Displaytest, EOL<br />

praxisnahe und anwenderfreundliche Testprogrammerstellung,<br />

hohe Prüfschärfe und Prüftiefe<br />

breitestes Spektrum an Produkten für das automatische<br />

Testen aus eigener Entwicklung<br />

Stand-alone und Inline-Einsatz<br />

manuelle und pneumatische Adaptionen<br />

Niederhaltersysteme für bis zu 1000 gefederte<br />

Kontaktstifte<br />

austauschbare Adapterplatten (Nadelbett)<br />

langlebig und geringe Folgekosten<br />

MCT192 Kabel- und Backplanetester mit 192<br />

Messkanälen<br />

Teststecker für viele gängige Kabel<br />

optionales Lochrasterfeld<br />

Prüfprogrammerstellung mit Autolern von einem<br />

<br />

REINHARDT<br />

System- und Messelectronic GmbH<br />

Bergstr. 33 D-86911 Diessen Tel. 08196 934100 Fax 08196 7005<br />

E-Mail: info@reinhardt-testsystem.de http://www.reinhardt-testsystem.de<br />

Erste Hilfe.<br />

Selbsthilfe.<br />

Beim Automobilzulieferer Lear Corporation erkennt ein kollaborierender<br />

Roboter mithilfe eines Vision-Systems, wenn ein Sitz fehlerhaft<br />

verschraubt ist, und sortiert diesen aus Bild: Universal Robots<br />

Wer sich selbst ernähren kann,<br />

führt ein Leben in Würde.<br />

brot-fuer-die-welt.de/selbsthilfe<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 51


:: Produkte<br />

Qualität 4.0 im Fokus<br />

Mittelständische Unternehmen in ihrem Qualitätsmanagement unterstützen –<br />

das ist die Idee eines gemeinsamen Projekts des Fraunhofer-Instituts für<br />

Produktionstechnologie (IPT) und der Fachhochschule Südwestfalen. Die beiden<br />

Partner entwickeln dafür ein Qualität-4.0-Modell und ein Softwaretool.<br />

Als Ergebnis des Fraunhofer-Projekts „Qbility<br />

– <strong>Quality</strong> 4.0 Capability Determination<br />

Model“ soll ein Reifegradmodell erarbeitet<br />

werden, das die individuellen Anforderungen<br />

von KMU in ihren jeweiligen Unternehmensbereichen<br />

berücksichtigt. Die Forscher<br />

entwickeln auf Basis des Modells eine Software,<br />

die dem Unternehmen konkrete Maßnahmen<br />

empfiehlt, anhand derer es digitale<br />

Technologien in seine Prozesse integrieren<br />

Im Projekt Qbility<br />

werden KMU dabei<br />

unterstützt, digitale<br />

Technologien in ihre<br />

Prozessezu integrieren<br />

und so ihre Qualitätsstandards<br />

zu verbessern<br />

Bild: bakhtiarzein/<br />

stock.adobe.com<br />

und so seine Qualitätsstandards verbessern<br />

kann. In Kooperation mit den Partnerunternehmen<br />

im Projektausschuss wird die Software<br />

in der industriellen Praxis validiert.<br />

Das Modell basiert auf einer generischen<br />

Roadmap, die dem KMU eine Maximallösung<br />

der Qualitätssicherung in einer Industrie<br />

4.0 aufzeigt. Sie beziffert Kosten und<br />

Nutzen neuer Technologien, die KMU praktisch<br />

in ihren Unternehmensprozessen einsetzen<br />

können. Anhand von Checklisten für<br />

jeden Unternehmensbereich werden der<br />

Status quo und der Bedarf zur Verbesserung<br />

des Qualitätsmanagements festgestellt.<br />

Dabei wird berücksichtigt, in welchem Funktionsbereich<br />

neue Technologielösungen eingesetzt<br />

werden sollen und welchen Zweck<br />

sie erfüllen.<br />

Auf Basis des Modells entwickeln die Projektpartner<br />

ein webbasiertes Softwaretool.<br />

Dieses Tool können Anwender für ihr Unternehmen<br />

zur Analyse und Orientierung nutzen,<br />

um den Reifegrad des eigenen Qualitätsmanagements<br />

zu bestimmen und Maßnahmen<br />

zur Weiterentwicklung abzuleiten.<br />

Die Potenziale neu eingesetzter Technologien<br />

für die Qualitätssicherung können damit<br />

auch von produzierenden KMU effizient<br />

und gewinnbringend ausgeschöpft werden.<br />

Das Forschungsprojekt hat eine Laufzeit von<br />

zwei Jahren und wird durch das Bundeswirtschaftsministerium<br />

gefördert. ■<br />

Bildverarbeitung<br />

Tief ins Glas geschaut<br />

Ein neuer Blasenprüfautomat,<br />

den Bi-Ber Bilderkennungssysteme<br />

speziell für einen Hersteller<br />

von Quarzglasprodukten gefertigt<br />

und programmiert hat, liefert<br />

die Daten für den optimalen<br />

Zuschnitt von Glasbarren. Der<br />

Kunde hat die Glasbarren in der<br />

Vergangenheit manuell geprüft.<br />

Der Zeitaufwand, der je nach<br />

Barrengröße und Zahl der zu untersuchenden<br />

Blasen stark variiert,<br />

ist mit Einführung des automatischen<br />

Messsystems um<br />

mehr als 90 % gesunken. Das<br />

optische Inspektionssystem des<br />

Berliner Unternehmens erreicht<br />

hohe, gleichbleibende Genauigkeit.<br />

Es detektiert und vermisst<br />

Blasen bis 50 μm Durchmesser<br />

und ermittelt die 3D-Koordinaten,<br />

sodass der Anwender anschließend<br />

die optimalen<br />

Schnittebenen für seine Quarzglasprodukte<br />

ermitteln kann,<br />

um Ausschuss zu minimieren.<br />

Das System ist für bis zu 500 kg<br />

schwere Glasbarren mit Kantenmaßen<br />

bis maximal 880 mm x<br />

630 mm x 450 mm ausgelegt. Es<br />

besteht aus einem stabilen<br />

Edelstahlschrank, der durch eine<br />

Lichtgitter-geschützte Öffnung<br />

mit einem Kran beladen wird. ■<br />

Prüfgerät<br />

Elastomere im Belastungstest<br />

Zwei Prüfgeräte zur Prüfung von elastomeren Werkstoffen hat<br />

Hegewald & Peschke ausgeliefert. Neben der Qualitätssicherung,<br />

die vorwiegend die mechanische Belastbarkeit – Zugfestigkeit<br />

und Reißdehnung –untersucht, werden beide Prüfmaschinen<br />

auch in der Entwicklung eingesetzt. Die Mischungsund<br />

Verarbeitungsqualität der Blends als auch die Lebensdauer/Alterungsbeständigkeit<br />

sollen damit optimiert werden. In<br />

einem Fall handelt es sich um eine verlängerte Inspekt Duo<br />

5kN mit einer Prüfraumhöhe von 1325 mm. Sie ist ausgestattet<br />

mit einer motorisierten Normringprüfeinrichtung TH44–2,<br />

mit der O-Ringe gemäß der Normen<br />

DIN 53504, ASTM D412, ISO 5893, BS<br />

3704, ISO 4074, ISO 19671 geprüft<br />

werden. Im anderen Fall<br />

wurde eine Inspekt Table 10kN<br />

mit einem Keilspannzeug ausgeliefert<br />

für thermoplastische Elastomere.<br />

Die Zugfestigkeitsprüfung erfolgt<br />

materialabhängig nach DIN EN ISO 527<br />

und ISO 37. Ein Langwegdehnungsmessgerät<br />

kommt zum Einsatz, um die<br />

Anforderungen der ISO 527 zur E-Modulbestimmung<br />

zu erfüllen.<br />

■<br />

52 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Automatisierung<br />

Roboter hilft beim Messen<br />

Mit der R-Serie stellt Creaform<br />

ein neues Komplettpaket an automatisierten<br />

Lösungen für die<br />

Qualitätssicherung zur Verfügung.<br />

Sie besteht aus dem robotergeführten<br />

Scanner Metrascan-R<br />

Black Elite, zusätzlichen<br />

Modellen der 3D-Scan-CMM<br />

Cube-R sowie dem Softwaremodul<br />

VX Scan-R für den digitalen<br />

Zwilling. Der Metrascan-R Black<br />

Elite sorgt für eine sehr kurze Zykluszeit<br />

mit 45 blauen Laserlinien<br />

für einen hochdichten Scanbereich,<br />

der bis zu 1,8 Millionen<br />

Messungen pro Sekunde durchführt<br />

und Live-Netze erzeugt.<br />

Das System verfügt über eine<br />

Genauigkeit von 0,025 mm unter<br />

Fertigungsbedingungen, unabhängig<br />

von Instabilitäten, Vibrationen<br />

und Temperaturschwankungen.<br />

Es bietet eine<br />

Messauflösung von 0,025 mm,<br />

die hochdetaillierte Scans erzeugt,<br />

ungeachtet der Oberfläche,<br />

des Beschnitts, der geometrischen<br />

Eigenschaften oder des<br />

Blechmaterials. Die neue Software<br />

VX Scan-R für digitale Zwillingsumgebungen<br />

erlaubt Benutzern<br />

aller Erfahrungsstufen<br />

die einfache und schnelle Programmierung<br />

von Roboterpfaden<br />

sowie Optimierung der<br />

Sichtlinie des Robotiksystems. ■<br />

Dichtheitsprüfungen<br />

Sieht Leckagen bei Transponder<br />

Das Differenzdruckprüfgerät Cetatest 515 von Ceta in der Variante<br />

„Verschlossenes Prüfteil, hochauflösend“ wurde speziell<br />

für die prozesssichere Dichtheitsprüfung kleinvolumiger Prüfteile<br />

und die Erkennung sehr geringer Volumenunterschiede<br />

entwickelt. Zum Einsatz kommt es etwa bei der Inline-Dichtheitsprüfung<br />

von RFID-Transpondern. Dabei werden hochempfindliche<br />

Drucksensoren und eine auf die Erkennung von<br />

geringsten Volumenunterschieden optimierte Messtechnik<br />

eingesetzt. So lassen sich in einem Volumen von 10 cm³ Volumenunterschiede<br />

von nur 0,03 cm³ prozesssicher auflösen. Der<br />

runde Transponder hat einen Durchmesser von 30 mm und ist<br />

6 mm hoch und soll bei einem Druck von 200 mbar wasserdicht<br />

sein. Für Wasserdichtheit wird häufig die industriell übliche<br />

Luftleckrate von 0,01 mbar*l/s (entsprechend 0,6 cm³/min)<br />

zugrunde gelegt. Das Außenvolumen<br />

des Transponders<br />

beträgt 4,24 cm³. Die<br />

konturnahe Prüfhaube hat<br />

ein Leervolumen von 5,28<br />

cm³. Grobleck- und Feinleckprüfung<br />

können mit Cetatest<br />

in einer Zeit von unter 3<br />

s durchgeführt werden. ■<br />

Computertomografie<br />

Vereinfacht komplexe<br />

Volumendaten-Analysen<br />

Die Software Volume Inspect<br />

von GOM ermöglicht komplette<br />

Computertomografie-Datenanalysen<br />

in 3D aus jedem beliebigen<br />

CT, um die Bauteilqualität<br />

zu beurteilen und den Fertigungsprozess<br />

zu optimieren. Sie<br />

verwendet ein intelligentes Datenmanagementkonzept,<br />

das<br />

das Handling größerer Volumendatenpakete<br />

erleichtert<br />

und Auswerteprozesse beschleunigt.<br />

Die Software enthält<br />

eine Funktion für Volumendarstellungen,<br />

die das komplette<br />

Bauteil mit seinen<br />

innenliegenden<br />

Strukturen visualisiert.<br />

Darüber hinaus<br />

kann der Anwender<br />

das Objekt<br />

an jeder beliebigen<br />

Stelle schneiden<br />

und Schicht<br />

für Schicht ansehen.<br />

So lassen sich selbst kleinste<br />

Details prüfen und ausführliche<br />

Informationen über die Bauteilqualität<br />

gewinnen. Volume<br />

Inspect erkennt zudem automatisch<br />

Volumenfehler in Bauteilen<br />

wie zum Beispiel Lunker.<br />

Durch Überprüfung der Defektabmessungen<br />

einschließlich Volumen,<br />

Durchmesser und Abstand<br />

zur Außenhülle ermöglicht<br />

sie hochpräzise Qualitätsaussagen<br />

zum Bauteil. Zudem<br />

lassen sich CT-Volumendaten<br />

dimensionell auswerten. ■<br />

Sensorik<br />

Automatiserte Inspektionen<br />

leicht gemacht<br />

Mit der neuen Sensorapp<br />

<strong>Quality</strong> Inspection auf den<br />

2D-Vision-Sensoren der Inspector<br />

P6xx Baureihe von<br />

Sick lässt sich die Inspektion<br />

von Produktion, Montage<br />

und Verpackung oder<br />

die Lokalisierung und Vermessung<br />

von Teilen automatisieren.<br />

Auch das Prüfen,<br />

Zählen und Messen<br />

von Produktmerkmalen<br />

stellt für die neue Sensorlösung keine Herausforderung dar.<br />

Werkzeuge zur Bildverarbeitung und -integration können nach<br />

Bedarf über einen Webbrowser konfiguriert und kombiniert<br />

werden. Der Anwender kann einfach Standard- und kundenspezifische<br />

Nova-Werkzeuge hinzufügen, um die Funktionalität<br />

zu erweitern. Kundenspezifische Werkzeuge sind benutzerdefiniert<br />

und ermöglichen die schnelle Lösung spezieller Inspektionsanforderungen.<br />

Der Inspector P62x, ein integriertes<br />

System aus elektronisch einstellbarer Optik und flexibler Beleuchtung,<br />

liefert sofort nach dem Auspacken hochwertige Bilder.<br />

Seine Funktionalität kann dank der wachsenden Anzahl<br />

von Nova-Tools und Sensoapps bei Bedarf durch kundenspezifische<br />

Entwicklungen erweitert oder ersetzt werden.<br />

■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 53


:: Produkte<br />

Systeme für die Kunststoffbranche<br />

Das SKZ entwickelt und vertreibt nun auch Systeme für die zerstörungsfreie Prüfung.<br />

Dabei wird das in in vielen Forschungsvorhaben gewonnene Wissen in die neuen<br />

Lösungen für die Kunststoffindustrie transferiert. Die Kunden sollen dabei von ganzheitlichen<br />

Lösungen aus einer Hand profitieren.<br />

Nur durch fundiertes Kunststoffwissen und Gefühl für die vorliegende Fragestellung<br />

lässt sich ein ganzheitliches Prüfsystem anbieten, bei dem der Anwender keine<br />

Messdaten auswerten muss (links), sondern die pragmatischen Kennwerte erhält,<br />

die ihn eigentlich interessieren (rechts) Bild: SKZ<br />

Unter den Verfahren für die zerstörungsfreie Prüfung, die das SKZ<br />

anwendet, gehören Ultraschall-, Terahertz-, Mikrowellen- oder<br />

Röntgentechnik sowie die Thermografie oder Shearografie. Allen<br />

Verfahren ist gemein, dass die bloße Anwendung der Messtechnik<br />

an sich nicht zielführend ist und keinen Mehrwert für den Anwender<br />

liefert.<br />

„Erst die Referenzierung mit alternativen Methoden und die Ableitung<br />

einer anwendungsspezifischen Datenauswertung ermöglichen<br />

das Angebot einer zuverlässigen Prüfanlage“, sagt Giovanni<br />

Schober, Leiter der Abteilung für zerstörungsfreie Prüfung am SKZ.<br />

„Hierbei ist grundlegendes Kunststoffwissen und spezielles Wissen<br />

zur vorliegenden Fragestellung erforderlich. Dadurch können sicher<br />

und genau die pragmatischen Merkmale abfragt werden, die den<br />

Anwender in Realität auch interessieren.“<br />

Das SKZ widmete sich in den vergangenen Jahrzehnten im Rahmen<br />

von zahlreichen Entwicklungsprojekten der Überführung von<br />

Rohdaten in Merkmale, wie zum Beispiel Geometrieinformationen,<br />

materialspezifische Eigenschaften, das Vorhandensein von herstellungs-<br />

und betriebsbedingten Fehlstellen oder Aussagen zum Aggregatszustand.<br />

Das Kunststoff-Institut in Würzburg legt besonderen Wert auf eine<br />

auf Dauer ausgelegte Betreuung und Wartung der Systeme. ■<br />

Messtechnik<br />

Vereinfachte Strahlmessungen<br />

Mit dem kompakten optischen<br />

System Ophir Wide Beam<br />

Imager (WB-I) von MKS<br />

Instruments werden<br />

Messungen<br />

großer<br />

und<br />

divergenter<br />

Strahlen<br />

deutlich<br />

vereinfacht.<br />

Leistungsverteilung<br />

und Strahldurchmesser<br />

von VCSELs, LEDs,<br />

kantenemittierenden oder Faserlasern<br />

lassen sich damit in<br />

Kombination mit einem kamerabasierten<br />

Strahlprofilmessgerät<br />

präzise messen. Das WB-I bildet<br />

jede Strahlform (rund, linienförmig<br />

oder eckig) ab, die zu<br />

groß ist für einen konventionellen<br />

kamerabasierten Sensor. Es<br />

verfügt über eine Apertur von<br />

48 mm und<br />

erlaubt<br />

Einfallswinkel<br />

bis<br />

70 Grad.<br />

Die Strahlen<br />

treffen auf einem<br />

durchlässigen Diffusorschirm<br />

und werden von<br />

dort mit einer kalibrierten Optik<br />

erneut abgebildet, um ein vollständiges<br />

und präzises Bild der<br />

Intensitätsverteilung des Lichts<br />

zu erhalten. In Kombination mit<br />

kamerabasierten Strahlprofilmessgeräten<br />

eignet sich das<br />

WB-I für Messungen in der Entwicklung<br />

und Prüfung von<br />

VCSEL-basierenden Lidar-Systemen,<br />

Hochgeschwindigkeits-<br />

Netzwerklösungen, 3D-Sensoren,<br />

Autofokus- und Machine Vision-Lösungen.<br />

■<br />

Multisensor-Koordinatenmessgerät<br />

Auch für große Bauteile<br />

Werth hat die Geräteserie Scopecheck FB DZ nach oben ausgebaut.<br />

Der verfügbare maximale Messbereich wurde für große<br />

Bauteile fast verdoppelt. Verfügbar sind nun Messbereiche von<br />

530 mm x 500 mm x 350 mm bis 2130 mm x 1000 mm x<br />

600 mm. Je nach Anwendung kann das passende Grundgerät<br />

ausgewählt und nach individuellen Bedürfnissen mit Sensoren<br />

ausgestattet werden. Zusätzlich lassen sich der Glastisch<br />

und die Durchlichteinheit mit wenigen Handgriffen demontieren.<br />

Dadurch ist es möglich, besonders schwere Messobjekte<br />

oder Vorrichtungen direkt auf den Messtisch aus Granit aufzulegen<br />

beziehungsweise zu montieren. Unterschiedliche Sensoren,<br />

beispielsweise der Werth Zoom mit integriertem Werth<br />

Laser Probe, der taktil-optische Contour Probe und konventionelle<br />

Scanning-Taster, können bei<br />

der der Baureihe Scopecheck FB<br />

DZ an zwei unabhängigen Sensorachsen<br />

genutzt werden. Während<br />

mit dem ersten Sensor<br />

an einer Pinole Messungen<br />

durchgeführt werden, befindet<br />

sich die andere Pinole außerhalb<br />

des Messbereichs in Parkposition.<br />

■<br />

54 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Flüssigkeitsmanagement<br />

Misst kleinste Durchflüsse<br />

Für die Kalibrierung kleinster<br />

Durchflüsse (< 0,1 ml/min) baut<br />

die Physikalisch-Technische Bundesanstalt<br />

(PTB) derzeit ein Kolbensystem<br />

zur volumetrischen<br />

3D-Messtechnik<br />

Durchflussbestimmung auf, bei<br />

dem oberhalb der Dichtung des<br />

vertikal verfahrenen Kolbens eine<br />

Flüssigkeit mit geringem<br />

Dampfdruck eingebracht werden<br />

kann. Die bei diesem Messprozess<br />

üblicherweise entstehenden<br />

Unsicherheiten durch<br />

thermische Einträge werden minimiert.<br />

Ein optischer Kanal ermöglicht<br />

über die Detektion der<br />

Höhe des Flüssigkeitspegels in<br />

zwei Sichtfenstern zusätzlich<br />

das Aufspüren von Undichtigkeiten<br />

im System. Dies ist vor allem<br />

von Interesse für Prüflaboratorien<br />

und Hersteller von<br />

Durchflussmessgeräten. ■<br />

Effizient inspiziert mit Robot und KI<br />

Das Robotersystem Kitov One vereint Inspektions- und Bildverarbeitungstechnologie,<br />

Robotik und Künstliche Intelligenz in einem Gerät,<br />

das auf einen Bereich von 100 μm ausgerichtet ist. Die Technologie,<br />

die von Atecare vertrieben wird, kann verschiedene Materialien<br />

wie zum Beispiel Kunststoffe, 1D- und 2D-Barcodes, Beschriftungen<br />

(OCR, OCV), Schrauben, Steckverbinder sowie Anschlüsse inspizieren<br />

und darauf hin prüfen, ob Komponenten vorhanden sind<br />

und richtig verbaut wurden. Zudem übernimmt der Roboter die einfache<br />

Oberflächeninspektion aller sichtbarer Flächen eines Produkts.<br />

Einsetzen lässt<br />

sich das auf Standardkomponenten<br />

basierende<br />

Inspektionssystem<br />

überall dort, wo<br />

komplette Produkte<br />

hergestellt werden. Außerdem<br />

kann das System<br />

in bestehende Fertigungen<br />

eingebunden<br />

und an die Anforderungen<br />

unterschiedlichster<br />

Applikationen angepasst<br />

werden. Dabei<br />

eignet sich die Technologie<br />

gleichermaßen<br />

zur Zwischenprüfung<br />

während der Montage<br />

als auch zur Endkontrolle<br />

eines fertigen<br />

Produkts.<br />

■<br />

Simulation<br />

Festigkeitsnachweis trotz<br />

Porenbildung<br />

Merkle & Partner ermöglicht<br />

Gießereien die<br />

Modellierung von Poren<br />

und Lunkern auf Basis<br />

von Simulationstechnologien,<br />

die um bildgebende<br />

Verfahren ergänzt<br />

werden. Dies war bis dato in herkömmlichen FEM-Systemen<br />

aufwändig und nicht wirtschaftlich abbildbar, was vor allem<br />

im Leichtbau eine Hürde für einen soliden Festigkeitsnachweis<br />

darstellt. Basis der Simulationen ist eine Software<br />

von Volume Graphics. Dabei werden Bauteile über Computertomografie<br />

(CT) komplett durchleuchtet. Aus den aufgenommen<br />

Projektionen rekonstruiert die Software ein dreidimensionales<br />

Volumen einschließlich aller Informationen über Materialien<br />

und Geometrien. So werden die Formteile bei Merkle &<br />

Partner durch eine CT schnittweise vermessen und als Volumenmodell<br />

aufbereitet. Mit netzfreien Lösungsalgorithmen<br />

(Immersed Boundary Solver) lassen sich unter Annahme eines<br />

rein linearelastischen Verhaltens die Spannungen des realen<br />

Bauteils bestimmen und bewerten.<br />

■<br />

3D-Profilsensor<br />

Blaulicht für die Batterie-Inspektion<br />

Die drei neuen Linienprofilsensoren<br />

Gocator<br />

2430/2440/2450 mit blauem<br />

Laser von LMI bieten präzises<br />

3D-Scanning von glänzenden<br />

Metalloberflächen.<br />

Aufgrund seiner kürzeren<br />

Wellenlänge erzielt blaues<br />

Laserlicht beim Scannen<br />

spiegelnder Oberflächen eine<br />

bessere Leistung als rote<br />

oder grüne Laser. Ein blauer<br />

Laser erzeugt „sauberere“<br />

Profile, das heißt weniger Laser-Speckle<br />

auf glänzenden<br />

Messobjekten und erreicht<br />

dadurch eine höhere Messgenauigkeit.<br />

Die drei neuen Modelle verfügen über die neue<br />

2-Megapixel-Imaging-Technologie, einen maßgeschneiderten<br />

eingebetteten Prozessor und eine optimierte Messoptik, die<br />

hohe Messfrequenzen bis zu 5 kHz und eine erhöhte Empfindlichkeit<br />

bei reflektierenden Messobjekten ermöglichen. Sie eignen<br />

sich besonders für Anwendungen wie die Inspektion von<br />

Elektroden-Batterien (Elektroden-Breitenmessung, Messung<br />

des Elektroden-Kantenprofils, Tab-Abstandsmessung), der Batterie-Zellassemblierung<br />

oder auch von flachen oder zylindrischen<br />

Batterieoberflächen.<br />

■<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 55


:: <strong>Quality</strong> World<br />

Mit einer Drohne verschaffen sich<br />

die Wissenschaftler einen Überblick<br />

über die gesamte Obstanlage. Zukünftig<br />

sollen die Kankheitssymp -<br />

tome direkt anhand der spektralen<br />

Signatur aus Drohnen- oder Satellitenbildern<br />

ermittelt werden<br />

Bild: Fraunhofer IFF/Uwe Knauer<br />

Intelligenter Obstanbau<br />

Mit Hyperspektralanalyse<br />

Schädlingen auf der Spur<br />

Mit Satellitenbildern und Hyperspektralanalyse detektieren Fraunhofer-Forscher den<br />

Krankheitsbefall von Apfel- und Birnbäumen aus der Luft. Für die Analyse der<br />

Krankheitssymptome nutzen sie Methoden des maschinellen Lernens. Aufwändige<br />

Vor-Ort-Beurteilungen und Laboranalysen könnten damit künftig entfallen.<br />

Der Autor<br />

René Maresch<br />

Presse und<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Fraunhofer IFF<br />

www.iff.fraunhofer.de<br />

Der Apfelanbau hat in Deutschland eine lange Tradition,<br />

ebenso wie in Polen, Italien und Frankreich. Mit 13,8<br />

Mio. t (Eurostat 2018) ist der Apfel nach Angaben des<br />

Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat)<br />

die meistproduzierte Frucht in Europa. Weniger bedeutend<br />

ist der Birnenanbau. Beiden Obstkulturen gemein<br />

ist jedoch, dass sie unter weit verbreiteten Krankheiten<br />

leiden: Die Apfeltriebsucht und der Birnenverfall können<br />

zu kompletten Ernteausfällen befallener Bäume<br />

führen. Der wirtschaftliche Schaden ist immens.<br />

Verursacher der Erkrankungen sind Phytoplasmen.<br />

Insekten übertragen die zellwandlosen Bakterien, die<br />

als Parasiten im Baum heranwachsen. Dort besiedeln<br />

sie vor allem die Siebröhren. Um die Ausbreitung der Erkrankung<br />

zu verhindern, müssten gegen die Insekten<br />

prophylaktisch Insektizide eingesetzt werden. Die Phytoplasmen<br />

selber können bisher nicht direkt bekämpft<br />

werden.<br />

Der Krankheitsbefall lässt sich nur durch eine teure<br />

molekulare Analyse – eine Polymerase-Kettenreaktion<br />

(PCR) – feststellen. Alternativ nimmt geschultes Personal<br />

eine visuelle Bonitur vor, bei der jeder Baum einzeln<br />

untersucht wird. Symptome der Apfeltriebsucht sind<br />

Hexenbesen, vergrößerte Nebenblätter und eine vorzeitige<br />

Rotfärbung im Herbst, die durch einen Chlorophyllabbau<br />

hervorgerufen wird. Dann ist die Erkrankung aber<br />

schon weit fortgeschritten. Beim Birnenverfall gibt es<br />

keine typischen Symptome – nur eine Rotfärbung.<br />

Spektrale Signatur – Reflexionsverhalten verändert<br />

sich je nach Wellenlänge des Lichts<br />

Sinnvoll wäre es daher, wenn man den Abbau des Chlorophylls<br />

bereits im Sommer erkennen und so die Ausbreitung<br />

von Apfeltriebsucht und Birnenverfall verhindern<br />

könnte. An einer solchen Frühdiagnostik arbeiten<br />

Forscher am Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und<br />

-automatisierung IFF in Magdeburg – und zwar<br />

gemeinsam mit dem Institut für Pflanzenforschung<br />

Alplanta aus Neustadt an der Weinstraße und Spatial<br />

Business Integration. Das Unternehmen aus Darmstadt<br />

befasst sich mit satellitenbildbasierten Dienstleistungen.<br />

Dabei setzen die drei Partner auf die Fernerkundung<br />

aus der Luft, konkret auf die Hyperspektralanalyse. „Bei<br />

diesem Verfahren wird Licht in Wellenlängen zerlegt.<br />

Weist eine Pflanze bei einer Blattprobe im Labor Symptome<br />

auf, so zeigt sich dies in bestimmten Wellenlängenbereichen<br />

deutlicher und früher als allein im sichtbaren<br />

Bereich. Bei einer kranken Pflanze wird mehr rotes<br />

56 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


Vermessung von Blattproben mit Hyperspektralkameras<br />

im Labor: Die Auswertung<br />

der Bilddaten durch maschinelles Lernen<br />

erlaubt Rückschlüsse auf zur Symptomerkennung<br />

besonders wichtige Wellenlängen.<br />

Sie ermöglicht so die Entwicklung<br />

von angepassten optischen Analysever -<br />

fahren für den Praxiseinsatz<br />

Bild: Fraunhofer IFF/Uwe Knauer<br />

als grünes oder blaues Licht reflektiert“, erläutert Dr.<br />

Uwe Knauer, Wissenschaftler am Fraunhofer IFF und Experte<br />

für maschinelles Lernen sowie der Analyse von<br />

Spektraldaten. Dies konnte in der ersten Projektphase<br />

durch Tests im Labor bereits er-folgreich nachgewiesen<br />

werden.<br />

Ergänzt wird die Methode durch satellitengestützte<br />

Multispektralaufnahmen. Mit den Satellitenbildern lassen<br />

sich große Obstanbauflächen erfassen. „Wir wollen<br />

die Hyperspektralaufnahmen und die Satellitenbilder<br />

kombinieren, um ein Früherkennungssystem aus der<br />

Luft zu etablieren. Mit der an einer Drohne befestigten<br />

Hyperspektralkamera erkunden wir eher kleinere Flächen<br />

wie eine einzelne Plantage“, sagt Knauer. Auch mit<br />

den Satellitenaufnahmen konnten die Forscherteams<br />

kranke und gesunde Bäume bereits voneinander unterscheiden.<br />

An der Drohne ist neben der Hyperspektralkamera<br />

ein Rechner montiert, der die Messdaten aufzeichnet<br />

und auf die Server überträgt. Die Aufnahmen werden<br />

mit geografischen Informationen verknüpft und<br />

kartiert. Das Ergebnis ist eine hyperspektrale Karte mit<br />

geographischen Koordinaten. Zu jedem Bildpunkt wird<br />

ein Spektrum geliefert, das im Anschluss analysiert<br />

wird.<br />

Digitale Bewertung mit Drohne<br />

und maschinellem Lernen<br />

Der Clou: Um die krankhaften Veränderungen der Pflanze<br />

anhand der digitalen multi- und hyperspektralen Signaturen<br />

zu erkennen, nutzen die Projektpartner Verfahren<br />

des maschinellen Lernens. Sie trainieren und kombinieren<br />

verschiedene statistische Modelle und neuronale<br />

Netze mit Hilfe der Ergebnisdaten aus der visuellen Bonitur<br />

und der molekularen Analyse. Die so entwickelten<br />

Algorithmen ermöglichen dann eine spezifische Detektion<br />

von Apfeltriebsucht und Birnenverfall.<br />

Im Herbst dieses Jahres standen Feldmessungen und<br />

Testflüge mit der Hyperspektraldrohne an, um im Anschluss<br />

sowohl Sensorik als auch Modellierungsverfahren<br />

optimieren zu können. Das Forschungsvorhaben<br />

wird von der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert.<br />

Zum Projektende im Jahr 2022, so hoffen die Forscher,<br />

soll die Fernerkundungsmethode mittels Erfassung<br />

und Auswertung spektraler Daten Pflanzenschutzdiensten,<br />

Obstanbauern und Genossenschaften als<br />

Dienstleistung zur Verfügung stehen.<br />

■<br />

Dieser Baum ist mit Apfeltriebsucht<br />

infiziert und zeigt die Symptome<br />

Rotlaubigkeit und Kleinfrüchtigkeit<br />

Bild: Wolfgang Jarausch/Alplanta<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 57


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58 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong>


:: Impressum<br />

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ISSN 1436-2457<br />

Herausgeberin:<br />

Katja Kohlhammer<br />

Verlag<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen,<br />

Germany<br />

Geschäftsführer:<br />

Peter Dilger<br />

Verlagsleiter:<br />

Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz, Phone +49 711 7594-451<br />

Redaktion:<br />

Sabine Koll, Markus Strehlitz<br />

E-Mail: qe.redaktion@konradin.de<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Daniela Engel, Phone +49 711 7594-452<br />

E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout:<br />

Michael Kienzle, Phone +49 711 7594-258<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594-565<br />

E-Mail: joachim.linckh@konradin.de<br />

Auftragsmanagement:<br />

Annemarie Olender, Phone +49 711 7594-319<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 39 vom 1.10.2020<br />

Leserservice<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> +49 711 7252–209<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> erscheint 5 x jährlich. Bezugs preise:<br />

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Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen<br />

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Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von<br />

jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />

Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn<br />

Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212<br />

8963881, Fax +1 212 6293988, detleffox@com cast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors,<br />

nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Berichte keine Gewähr.<br />

Eingesandte Manuskripte unterliegen der evtl. redak -<br />

tionellen Kürzung oder Erweiterung. Korrekturabzüge<br />

können leider nicht zur Verfügung gestellt werden.<br />

Alle in <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen,<br />

vorbehalten. Reproduktionen, gleich welcher Art, nur<br />

mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck:<br />

Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2020 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

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Baumer ..................................................................... 34<br />

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Fraunhofer IFAM ................................................... 14<br />

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Fraunhofer IGD ..................................................... 14<br />

Fraunhofer IPT ................................................ 18, 52<br />

GOM .......................................................................... 53<br />

Hegewald & Peschke .......................................... 52<br />

Hexagon ........................................................... 46, 48<br />

IDS .............................................................................. 28<br />

Inspekto ................................................................... 38<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>05.2020</strong> 59


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