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Open BIM versus Closed BIM - Zwei Planungsansätze in der Gebäudeplanung

Zwei Planungsansätze in der Gebäudeplanung
Open BIM versus Closed BIM

Open BIM versus Closed BIM
IFC steht für den hersteller- und plattformübergreifenden Austausch von Gebäudemodell-Daten (BIM Daten) und ist als Dateiformat der technische Standard für modell- und bauteilorientierte Planung. Bild: Graphisoft Deutschland GmbH, München
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Um die BIM-Planungsmethode effizient im Projekt einzusetzen, sollten Datenaustausch und Kommunikation der Planungsbeteiligten reibungslos verlaufen. Verwendung finden zwei Planungsansätze: Offene Datenaustauschsysteme (Open BIM) und geschlossene Austauschsysteme (Closed BIM).

Dipl.-Ing. Arch. (FH) Tim Westphal | jo

Open BIM beschreibt den offenen, softwarefamilien-unabhängigen und systemübergreifenden Datenaustausch, in der Regel über das sog. IFC-Dateiformat (Industry Foundation Classes). IFC steht dabei für den hersteller- und plattformübergreifenden Austausch von Gebäudemodell-Daten (BIM Daten) und ist als Dateiformat der technische Standard für modell- und bauteilorientierte Planung.

Das IFC-Dateiformat bietet Vorteile u.a. bei der Wahl der Planungspartner- oder Planungsprogramme: Jeder ist frei in der Wahl seiner BIM-Software und kann die für sich optimale Software einsetzen und seine Arbeitsprozesse optimieren. In den jeweiligen Projekten erarbeiten verschiedene Fachplaner gemeinsam mit den Architekten die Gesamtplanung. Die wechselnden Planer-Konstellationen setzen nur selten das gleiche Softwareprodukt ein. Der Open BIM-Ansatz ermöglicht also jedem Fachplaner, mit spezifischer Software zu arbeiten und seine Fachplanungen über offene Dateistandards zur Verfügung zu stellen.

Klare Zuständigkeiten

Bei der Datenübergabe zwischen den Projektpartnern werden nur Teilmodelle mit den jeweils benötigten Informationen aus dem Gebäudemodell übergeben. Der Statiker bekommt z.B. vom Architekten nur das Tragwerk bereitgestellt. Da jeder Planer in seinem Fachmodell plant, sind die Verantwortlichkeiten klar ersichtlich und stets nachvollziehbar.

Zu einem festgelegten Zeitpunkt werden geprüfte und fixe Planungsstände an die Planungspartner übergeben. Auf diese Stände können sich alle Planer verlassen und bei Unstimmigkeiten im weiteren Verlauf berufen. Insbesondere, und das ist für den weit überwiegenden Teil aller Gebäudeplanungen essenziell, sind im Open BIM-Prozess die Haftungsbereiche jedes Planers klar umrissen: Ein Beteiligter kann nur die Gebäudeteile verändern, die er tatsächlich verantwortet.

Closed BIM – geschlossenes System

Der zweite Ansatz zum möglichst reibungslosen Datenaustausch ist Closed BIM. Beim Einsatz von Closed BIM arbeiten alle Planungsbeteiligten gleichzeitig in einem Gebäudemodell und in einem Hersteller-Datenformat. Da dies nur mit den Programmen einer Softwarefamilie möglich ist, müssen alle Beteiligten diese einsetzen.

Diese „Closed“-Arbeitsweise kann durchaus von Vorteil sein, wenn in verschiedenen Projekten stets die gleichen Teams zusammenarbeiten. Innerhalb der Teams ist Verlässlichkeit und Vertrauen essenziell, auch und vor allem in Hinblick auf das Haftungsrisiko: Beim gemeinsamen Arbeiten in einem Modell können Haftungsbereiche des Einzelnen durchaus verschwimmen. So ist es z.B. möglich, dass der Statiker auch ohne Absprache mit weiteren Fachplanern beispielsweise die Stützenpositionen und -umfänge verändert oder der Haustechniker Durchbrüche einfügt. Diese Anpassungen haben jedoch Auswirkungen auf die weiteren Fachplanungen, die dann ebenfalls zu korrigieren sind.

Arbeitsweise entscheidet

Grundlegend für beide BIM-Ansätze ist, dass die Planungsbeteiligten vorab festlegen, welche Informationen zu welchem Zeitpunkt zu übergeben sind. Im Vergleich von Open und Closed BIM bietet jede der Arbeitsweisen ihre Vorteile. Wer stets mit den gleichen Partnern und unter den gleichen Verantwortungs- und Haftungsbedingungen kooperiert, für den kann Closed BIM die optimale Lösung sein. Andere Kooperationsmodelle und Konstellationen in der Zusammenarbeit ermöglichen jedoch mehr Freiheiten. Hier ist der Einsatz von Open BIM – dank großer Flexibilität und dem Einsatz von IFC – besser geeignet: Das IFC-Format bietet vielfältige Optionen bei der Datenübergabe, die ein geschlossenes System kaum ermöglicht.

Kooperation und den offenen Austausch über Open BIM unterstützen überdies auch die namhaften Bausoftwarehersteller, u. a. Graphisoft mit seiner BIM-Software ArchiCAD, im buildingSmart e.V.


Im Open BIM-Prozess sind die Haftungsbereiche jedes Planers klar umrissen: Ein Beteiligter kann nur die Gebäudeteile verändern, die er tatsächlich verantwortet.


Andreas Pilot, Architekt und BIM-Manager im Büro Angela Fritsch Architekten, Darmstadt: „Open BIM bringt auch die Förderung und Intensivierung des Netzwerkgedankens mit sich, denn es findet derzeit ein schneller Entwicklungsprozess statt – als Einzelkämpfer hat man hier wenig Chancen. Es ist unumgänglich, zu kooperieren und sich intensiv auszutauschen, wie zum Beispiel im Verein buildingSmart.“


Mehr zum Thema

  • bba-Fachbeitrag ‚Koordinationsrolle des Architekten in Zeiten von BIM‘

www.hier.pro/bba0318KoordinationBIM

  • buildingSMART e. V. – BIM-Knowhow

www.hier.pro/buildsmartBIM

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