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Elastische Bodenbeläge - Brandschutzanforderungen im Objektbau

Brandverhalten elastischer Bodenbeläge
Ästhetisch überzeugender Schutz

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Elastische Bodenbeläge wie Linoleum, Vinyl oder Kautschuk bilden sehr robuste und leicht zu reinigende Oberflächen, die vor allem in Fluren, Treppenhäusern oder anderen stark begangenen Bereichen des Objektbaus Vorteile bieten. Gerade dort müssen jedoch meist auch Brandschutzanforderungen berücksichtigt werden.

Anforderung:

Schwer entflammbarer, strapazierfähiger Fußboden inklusive Designvielfalt für den Objektbau

Lösung:

Elastische Bodenbeläge mit Einstufung nach Bfl-s1 und Cfl-s1


Markus Hoeft

Fluchtwege ermöglichen im Brandfall die Selbstrettung von Personen, erleichtern die Fremdrettung und vereinfachen den Angriff der Feuerwehr. Dafür müssen sie möglichst lange von Flammen und Rauch freigehalten werden, weshalb die Bauordnungen für notwendige Treppenhäuser und Flure sehr genaue Vorgaben machen. In vielen Fällen gibt es nicht nur Vorschriften zum Feuerwiderstand der Bauteile (feuerbeständig, feuerhemmend), sondern auch zum Brandverhalten der verwendeten Baustoffe (nicht brennbar, schwer entflammbar).

So müssen nach § 36 (6) Musterbauordnung MBO in notwendigen Fluren „Bekleidungen, Putze, Unterdecken und Dämmstoffe aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen“ und „Wände und Decken aus brennbaren Baustoffen eine Bekleidung aus nichtbrennbaren Baustoffen in ausreichender Dicke haben.“ Wände und Decken sind samt aller ihrer Bauteilschichten also relativ streng reglementiert. Es fehlen an dieser Stelle jedoch Aussagen zur sechsten raumbegrenzenden Fläche: dem Fußboden. Sie finden sich z.B. in § 35 (5) zu den notwendigen Treppenräumen, der Wände und Decken ähnlich wie in Fluren beschreibt und dann ergänzt: „Bodenbeläge, ausgenommen Gleitschutzprofile, (müssen) aus mindestens schwerentflammbaren Baustoffen bestehen.“

Die Anforderungen an Fußböden sind also deutlich weniger streng als die an Wand- und Deckenbaustoffe. Dadurch wird es möglich, die große Gruppe der elastischen Fußbodenbeläge in notwendigen Fluren und Treppenhäusern einzusetzen. Auch im Objektbau des öffentlichen und gewerblichen Bereichs wird üblicherweise mindestens die Baustoffklasse Cfl-s1 gefordert, die der Einstufung schwer entflammbar entspricht. Wenn das jeweils zutreffende Regelwerk oder das individuelle Brandschutzkonzept also nicht ausdrücklich eine nicht brennbare Fußbodenoberfläche fordern, kann der Planer in der Regel auf die gestalterischen und nutzungstechnischen Vorteile von elastischen Bodenbelägen mit entsprechender Brandschutzzertifizierung zurückgreifen.

Materialien und Beanspruchung

„Elastische Bodenbeläge“ fungiert als Oberbegriff für eine Reihe sehr unterschiedlicher Materialien, die die Verwendung eines elastischen Bindemittels gemeinsam haben. Ein traditioneller Vertreter ist das 1860 erfundene Linoleum mit Leinöl als Bindemittel. Streng genommen noch älter ist die chemische Darstellung von Polyvinylchlorid (PVC), das aber erst seit den 1930er Jahren als Bindemittel für Bodenbeläge eingesetzt wird. Vinylbeläge, wie PVC-Beläge heute oft genannt werden, gliedern sich nochmals in verschiedene Untergruppen wie homogene und heterogene Beläge, geschäumte CV-Beläge (nur für den Wohnbereich) sowie die jüngste Entwicklung der LVT-Designbeläge (Luxury Vinyl Tiles).

Neben Linoleum und Vinyl bilden Elastomerbeläge eine weitere wichtige Gruppe, die wegen ihres Bindemittels aus Natur- und/oder Synthesekautschuk oft als Kautschukböden bezeichnet werden. Außerdem zählen Polyure-than- und Polyolefinbeläge, Korkböden und in manchen Systematiken auch Laminat zu den elastischen Bodenbelägen. Aus der großen Auswahl an Bindemitteln und Herstellungsarten ergibt sich eine ebenso große Vielfalt an Produktnormen, die der Anwender aber glücklicherweise nicht alle durcharbeiten muss. Denn die wesentlichen Merkmale sind übergreifend in DIN EN 14041 definiert und werden hier gemeinsam für elastische, textile, Laminat- und modulare mehrschichtige Bodenbeläge behandelt.

Noch wichtiger für die Auswahl eines konkreten Produkts dürfte die Klassifizierung der Beläge in DIN EN ISO 10874 sein, die ebenfalls übergreifend für elastische, textile und Laminat-Bodenbeläge geregelt ist. Die Norm legt Beanspruchungsklassen getrennt nach den Nutzungsbereichen privates Wohnen (20er-Klassen), öffentlich-gewerblich (30er-Klassen) und industriell (40er-Klassen) fest. Mit steigender Nummer erhöhen sich die Anforderungen an die Widerstandsfähigkeit und der Schutz gegen Verschleiß (siehe Kasten). Je nach Anwendungssituation können weitere Parameter für die Auswahl Bedeutung haben, beispielsweise die Rutschhemmung, die elektrische Leitfähigkeit, die Schalldämmung sowie die Eignung für Feuchträume, Fußbodenheizungen oder Stuhlrollen. Zu diesen zusätzlich zur Beanspruchungsklasse angegebenen Eigenschaften zählt auch das Brandverhalten.

Eigenständige Klassen für Fußböden

Das Brandverhalten elastischer Bodenbeläge wird nicht mehr nach der nationalen DIN 4102 angegeben, sondern grundsätzlich nach DIN EN 13501-1. Zum einen gibt es also für diese Produkte nicht mehr die früheren Baustoffklassen A und B nach DIN 4102. Zum anderen definiert und kennzeichnet die jetzt zutreffende europäische Norm das Brandverhalten von Bodenbelägen mit eigenständigen Klassen gegenüber den anderen Baustoffen, etwa für Wände und Decken. Statt des gewohnten A bis E heißen die Klassen hier Afl bis Efl (fl für flooring). Hintergrund für diese abweichende Benennung sind die eigenständigen Verfahren der Prüfung schwer entflammbarer Bodenbeläge mit dem Radiant Panel Test und dem Kleinbrennertest, an die sich zusätzlich die Klassifizierung hinsichtlich der Rauchdichte bzw. Rauchentwicklung anschließt.

Im privaten Wohnbereich ist in der Regel das Brandverhalten Efl ausreichend, das normal entflammbar entspricht. Im öffentlichen und Objektbau wird man wie oben gezeigt meist schwer entflammbare Beläge benötigen und damit die Brandklassen Bfl–s1 und Cfl–s1. Bfl und Cfl unterscheiden sich in der aufgebrachten Strahlungsenergie. Die Kennzeichnung s1 steht für die niedrigste Stufe der Rauchentwicklung, schon die nächste Stufe s2 würde eine Einstufung des Belags als normal entflammbar zur Folge haben.

Robust und strapazierfähig

Wenn ein schwer entflammbarer Bodenbelag gefordert ist, muss also ein Material der Brandklassen Bfl–s1 oder Cfl–s1 zum Einsatz kommen. Diese Klassifizierung erreicht nicht jeder elastische Bodenbelag, jedoch gibt es in praktisch jedem Sortiment eine ganze Reihe entsprechend zertifizierter Produkte. Der Planer kann damit die Vorteile der robusten und strapazierfähigen Oberflächen sowie des Begehkomforts und der Trittschalldämmung in Büros, Hotels, in der Gastronomie oder im Ladenbau nutzen. Vor allem in (notwendigen) Treppenhäusern oder Fluren, aber auch in allen anderen stark begangenen Bereichen bewähren sich elastische Bodenbeläge durch ihre einfache Pflege und Reinigung.

Neben der klassischen Verlegung als Bahnenware ist inzwischen auch die Verwendung von Fliesen-, Platten- oder Plankenformaten weit verbreitet. Einige Systeme weisen – ähnlich wie Laminat – Nut und Feder auf, sodass sie sich „zusammenklicken“ lassen. Je nach Herstellerangaben und Anwendungssituation wird lose verlegt oder verklebt. Im Hinblick auf den Brandschutz ist bei dieser Entscheidung zu beachten, dass die jeweilige Verlegeart (lose/verklebt) von der Zertifizierung abgedeckt wird und auch tatsächlich der im Dokument genannte Kleber verwendet wird. Je nach Prüfzeugnis sind eventuell auch mehrere verschiedene Kleber zulässig.

Farb- und Design-Vielfalt

Schon in technischer Hinsicht sind die Varianten vielfältig. Ins kaum noch Überschaubare wachsen sie, wenn man auch die Oberflächenoptik in die Betrachtung einbezieht. Neben weitgehend monochromen Oberflächen in fast jedem denkbaren Farbton gibt es eine Vielzahl von Designs in Holz- und Steinoptik oder abstrakten Mustern. Betrachtet man die Referenzobjekte der Hersteller, fallen zwei gegenläufige Trends auf: Zum einen kann der Fußboden sehr neutral, einfarbig und ohne Muster gestaltet sein, wodurch vor allem die Raumgeometrie und Inneneinrichtung die architektonische Wirkung hervorrufen, während der Bodenbelag sich weitgehend zurücknimmt. Umgekehrt ist aber mit der Vielfalt der möglichen Designs und Farben auch eine markante Betonung des Fußbodens möglich, womit er wesentlicher Teil der Raumgestaltung wird. Speziell die Verwendung von Platten- oder Plankenformaten unterstützt diesen zweiten Trend, weil der Planer ähnlich wie bei einem Mosaik objektbezogene individuelle Muster entwickeln kann. Durch farbigen Kontrast sind auch Wegorientierungen oder funktionale Bodenleitsysteme möglich, wie man sie zum Beispiel von der Bodenmarkierung der Fluchtwege in Flugzeugen kennt.

Elastische Bodenbeläge: Intensive Gestaltung

Den Trend zur intensiven Gestaltung des Fußbodens haben vor allem die so genannten LVT-Designböden verstärkt. Wie der Name schon andeutet, werden diese Luxury Vinyl Tiles nicht als Rollenware, sondern ausschließlich als Einzelelemente in verschiedensten Formaten angeboten. Durch den Fortschritt in der digitalen Fotofilmtechnik sind sehr brillante und realitätsnahe Dekore möglich geworden. Dazu gehören täuschend echte Nachbildungen von Naturmaterialien wie Holz oder Stein, aber auch die Optiken von Keramik, Beton oder Sand sowie intensive unifarbene Oberflächen. Dabei erzeugen Vinylfliesen ihren optischen Eindruck meist mit deutlich weniger Gewicht, mit geringerer Einbauhöhe und in deutlich pflegeleichterer Ausführung als das Original.

Insgesamt gilt für elastische Bodenbeläge, dass ihre Oberflächen inzwischen ästhetisch so überzeugend sind, dass über eine Verwendung nicht nur als Fußbodenbelag, sondern auch als „Wandbespannung“ nachgedacht wird. Hotels, Gesundheitseinrichtungen oder Schulen erreichen damit sehr widerstandsfähige und leicht zu reinigende Wandoberflächen.

Auch wenn die Verwendung von Vinylbelägen oder Linoleum an der Wand im ersten Moment vielleicht etwas überraschend klingt, könnte diese Entwicklung architektonisch doch einiges Potenzial haben. Im Hinblick auf den Brandschutz ist zu beachten, dass wegen des speziellen Testverfahrens die schwer entflammbare Einstufung in den Brandklassen Bfl–s1 oder Cfl–s1 tatsächlich nur für das Flooring zutrifft. Wenn auch die Wandoberfläche bestimmte Brandschutzeigenschaften erfüllen muss, sind weitere Zertifizierungen erforderlich – die aber für ausgewählte Produkte auch schon vorliegen.


Beanspruchungsklassen und Verwendungsbereiche elastischer Bodenbeläge im Objektbau (beispielhafte Auswahl)

Öffentliche und gewerbliche Nutzung:

31 mäßige Nutzungsintensität in Hotels, Konferenzräumen, kleinen Büros

32 normale Nutzungsintensität in Hotelfluren, Büros, Warte- und Klassenzimmern, kleineren Verkaufsstätten

33 starke Nutzungsintensität in Großraumbüros, Schulen, Kaufhäusern, Hotellobbys

34 sehr starke Nutzungsintensität in Mehrzweckhallen, Kaufhäusern, Schalterhallen, Flughäfen

(Leicht-)Industrie:

41 mäßige Nutzungsintensität, überwiegend sitzend ausgeführten Tätigkeiten, nur gelegentliche Nutzung durch leichte Fahrzeuge, z.B. Feinmechanik-Werkstätten

42 normale Nutzungsintensität, überwiegend stehend ausgeführte Tätigkeiten, Nutzung durch Fahrzeuge, z.B. Lagerräume

43 starke Nutzungsintensität, z.B. Lagerräume, Produktionshallen


Strahlungsenergie
und Rauchentwicklung

Eigenständige Klassen für das Brandverhalten von Bodenbelägen: Bfl und Cfl unterscheiden sich in der aufgebrachten Strahlungsenergie. Die Kennzeichnung s1 steht für die niedrigste Stufe der Rauchentwicklung, schon die nächste Stufe s2 würde eine Einstufung des Belags als normal entflammbar zur Folge haben.

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