Startseite » Akustik »

Akustik in Räumen der Raumgruppe B nach DIN 18041- Hörsamkeit über geringe Entfernung

Planungshilfe: Bessere Akustik in Räumen der Raumgruppe B nach DIN 18041
Hörsamkeit über geringe Entfernung

Firmen im Artikel
Die äquivalente Schallabsorptionsfläche A im Verhältnis zum Raumvolumen V (A/V-Verhältnis) gibt einen raschen Orientierungswert zur Beschreibung der raumakustischen Gegebenheiten. Maßgebend ist die 2016 neu erschienene DIN 18041, die unterschiedliche Anforderungen für „Raumgruppen“ (z.B. Restaurants/Räume zum langfristigen Verweilen) definiert.

Dipl. Ing. (FH) Markus Mück, Leiter Anwendungstechnik Knauf AMF

Die Situation kennt fast jeder: Man sitzt mit Freunden im Restaurant und möchte sich unterhalten. Aber schon das Gespräch mit dem Gegenüber wird anstrengend, weil der Lärmpegel der Umgebung zu hoch ist und man sehr laut sprechen muss, um sich zu verständigen. Entspannte Unterhaltung sieht anders aus. Dabei lassen sich notwendige akustische Maßnahmen bereits im Vorfeld relativ leicht abschätzen, denn in 80% aller Fälle sind fehlende Flächen die Ursache für unangenehme Raumsituationen und mangelhafte Raumakustik.

Aus technischer Perspektive entwickelt sich der Lautstärkegrad in einem Restaurant oder ähnlichen Räumlichkeiten wie folgt: Der (Hintergrund-) Geräuschpegel erhöht sich mit zunehmender Belegung – dadurch hebt jeder Anwesende im Raum automatisch seine Stimme an, denn zum Verständnis muss die Sprache 10 – 15 dB über dem Hintergrundgeräusch liegen – ein Teufelskreis also („Lombard Effekt“).

Normativer Hintergrund: DIN 18041

Maßgebend für die Raumakustik ist die 2016 neu erschienene DIN 18041 „Hörsamkeit in Räumen – Anforderungen, Empfehlungen und Hinweise für die Planung“ . Diese ist auf viele Bereiche des öffentlichen Lebens anzuwenden, lediglich der private Wohnungsbau bleibt davon unberührt. Der Begriff „Hörsamkeit“ beinhaltet dabei zwei unterschiedliche Anwendungsfälle und damit verbunden unterschiedliche Anforderungen und Maßnahmen:

  • Raumgruppe A: Sprachkommunikation über mittlere und größere Entfernungen (ist anzuwenden auf z.B. Unterrichtsräume, Gruppenräume in Kitas, Tagungsräume und Hörsäle bis hin zu Sport- und Schwimmhallen).
  • Raumgruppe B: Hörsamkeit über geringe Entfernung – im Folgenden näher erläutert.

Zwar ist die Kommunikation über größere Entfernung in der Raumgruppe B stark eingeschränkt, dennoch beinhalten die notwendigen Maßnahmen eine nutzungsabhängige Senkung des mittleren Geräuschpegels im Raum und eine Begrenzung der Halligkeit. Für Kantinen und Restaurants bedeutet dies die problemlose Verständigung im kleinen Kreis (Wahrung der Privatsphäre), oder aber auch Lärmpegelsenkung in Arbeitsräumen mit besonders hohem Geräuschaufkommen, wie z.B. Werkstätten oder Großküchen. Generell richten sich die notwendigen Maßnahmen (nachstehend für eine Raumhöhe kleiner-gleich 2,5 m) aber nach der Verweildauer und dem Anspruch an Raumkomfort:

  • RG B1 (jeweils nach DIN 18041 ):
    Räume ohne Aufenthaltsqualität (u.a. Flure, Treppenhäuser, Foyers als reine Verkehrsfläche ohne Wartezone oder Rezeption) – ohne Anforderungen.
  • RG B2:
    Räume zum kurzfristigen Verweilen (u.a. Eingangshallen / Empfangsbereich mit Wartezone, Ausstellungsräume oder Schalterhallen) – A/V ≥ 0,15
  • RG B3:
    Räume zum längerfristigen Verweilen (u.a. Speiseräume und Kantinen, Bettenzimmer und Behandlungsräume, Bibliotheken oder Verkaufsräume) – A/V ≥ 0,20
  • RG B4:
    Arbeitsräume (u.a. Rezeption und Schalterbereich, Labore, Bewohnerzimmer in Pflegeeinrichtungen, Einzel- und Mehrpersonenbüros) – A/V ≥ 0,25
  • RG B5:
    Räume mit besonderen Anforderungen an Lärmminderung und Raumkomfort (u.a. Speiseräume und Kantinen in Schulen, Kitas, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, Werkstätten / Werkräume und Großküchen, Bewegungsräume und Spielflure in Kitas) – A/V ≥ 0,30

Zur Beschreibung der raumakustischen Gegebenheiten wird als Orientierungswert das sogenannte A/V-Verhältnis verwendet, also im Verhältnis zum Raumvolumen V ein Mindestmaß an vorhandener absorbierender Flächen, technisch gesprochen die äquivalente Schallabsorptionsfläche A. Im Vergleich zu Räumen mit kurzer Verweildauer (RG B2, A/V ≥ 0,15) sind für besondere Anforderungen an den Raumkomfort (RG B5, A/V ≥ 0,30) die doppelte Menge an akustisch wirksamer Fläche zu belegen, Personen im Raum bleiben unberücksichtigt.

Um hierbei präzise zu sein, müsste diese Betrachtung eigentlich viermal wiederholt werden, jeweils für die relevanten Frequenzbereiche von 250, 500, 1000 und 2000 Hz. Als Vorbemessung / Planungshilfe genügt jedoch in der Regel eine Abschätzung bei 250 oder 500 Hz (oder ungünstigster Absorptionsgrad des Materials / Systems).

Planungsbeispiel
Restaurant Bellavista in Barcelona

Objektbezogen (RG B3) erfolgt die Bestimmung des notwendigen A/V-Verhältnisses entweder über die Formel A/V ≥ [3,13+4,69 lg (h/1m)]-1 mit h als Raumhöhe in Metern oder in Anlehnung an die Tabelle 6 der Vorgängerversion von DIN 18041 : 03-2016 anhand einer einfachen Bemessungstabelle (bereits vorhandene Flächen sind in der Tabelle unberücksichtigt, können aber gegengerechnet werden):

Dabei wird die notwendige Fläche als Prozentsatz der vorhandenen Grundfläche angegeben. Für das Restaurant mit ca. 120 m² (L x B: 13 x 9 m) und einer Raumhöhe von ca. 5,0 m wäre somit bei einer Belegung der gesamten Deckenfläche (1,0 = 100% der Grundfläche) die Wahl eines geeigneten Materials von 0,50 Absorptionsgrad vorzusehen. Bei geringerer Belegungsfläche erhöht sich die Anforderung an das Material bzw. an das System entsprechend. Ein Belegungswunsch von 70% (0,7), entsprechend 84 m², führt zu einem erhöhten Absorptionsgrad von 0,75. Bei Raumhöhen über 2,5 m ist entweder die Mindestfläche um einen entsprechenden Korrekturwert zu erhöhen (Höhe 5,0 m – Korrekturwert 1,56) oder über eine höhere Güte des Materials / Systems auszugleichen.

Gewählte akustische Maßnahmen an den Raumbegrenzungsflächen am Beispiel des Restaurants Bellavista:

1. Zur Verfügung stehende Fläche: 120 m² (=100%)

2. Mindestschallabsorptionsgrad αp = Absorptionsgrad aus Tabelle x Korrekturwert (Höhe 5,0 m) = 0,50 x 1,56 = 0,78 = 0,80

3. Für das Planungsbeispiel wurde folgendes Produkt von Knauf AMF verwendet: Heradesign superfine 25 mm + 40 mm Akustikauflage (CNF Board D5) mit einer totalen Konstruktionshöhe von 85 mm ergibt einen Absorptionsgrad von 0,85 bei 250 Hz.

Holzwolle-Akustikplatte

Heradesign superfine ist eine 1-lagige magnesitgebundene Holzwolle-Akustikplatte mit edler Oberflächenstruktur.

Eigenschaften:

  • Brandverhalten: B-s1, d0 nach EN 13501-1
  • Schallabsorption: DIN EN ISO 354 αw= 0,85 nach DIN EN ISO 11654 (mit Akustikauflage). NRC (1) = 0,85 nach ASTM C 423 (mit Akustikauflage) αw = 1,00 nach DIN EN ISO 11654 (abgehängt mit Akustikauflage). NRC = 1,00 nach ASTM (2) C 423 (abgehängt Akustikauflage)
  • Nennmaß: 600 x 600 mm, 625 x 625 mm, 1 200 x 600 mm, 1 250 x 625 (weitere Formate auf Anfrage)
  • Produktdicke: 15 mm, 25 mm, 35 mm (1-lagig)
  • Gewicht kg/m2: 7,8 (15 mm), 11,3 (25 mm), 15,0 (35 mm).

(1) Der NRC-Wert wird aus dem mathematischen Mittelwert der Schallabsorptionsgrade αs bei den Frequenzen 250 Hz, 500 Hz, 100Hz und 2 000 Hz errechnet.

(2) ASTM – American Society for testing and Materials

Firmen im Artikel
Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de