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Neuanfang bei fast Null

Schloss Pretzsch in Bad Schmiedeberg: Sanierung und Umbau einer historischen Stallung zur Arztpraxis
Neuanfang bei fast Null

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Auf dem Gelände des Renaissance-Schlosses Pretzsch in Bad Schmiedeberg wurde eine historische Stallung aufwändig kernsaniert und für die Nutzung als Arztpraxis umgebaut. Um den besonderen bauphysikalischen Anforderungen der Fachwerkbauweise und des zeitgemäßen Raumkomfortes gerecht zu werden, kam ein Innendämmsystem mit lehmbasierten Komponenten in einer speziell auf Fachwerkgebäude ausgerichteten Variante zum Einsatz.

Anforderung:

Zeitgemäße Energieeffizienz und Raumklimaverhältnisse für denkmalgeschütztes Fachwerk-Gebäude

Lösung:

Diffusionsoffenes, kapillaraktives Innendämmsystem mit hohem WW-Wert (Feuchtigkeitsaufnahme und-transport)


Filiz Bekmezci, M.Sc. Bauing., Knauf Aquapanel | jo

Wer auf dem Elberadweg von Torgau nach Wittenberg unterwegs ist, sieht schon von weitem aus den Elbauen den charakteristischen Turm und die roten Satteldächer aufragen. Das Renaissance-Schloss Pretzsch datiert zurück bis ins 16. Jahrhundert. Auf seinem Gelände wurde eine historische Stallung nach verschiedenen Hochwasserschäden aufwändig kernsaniert und für die neue Nutzung als Allgemeinmedizinische Praxis umgebaut. Der Betreiber der Schlossanlage, zu der eine Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung mit einer Förderschule und einem Jugendheim sowie ein Café gehören, ist die Salus gGmbH, eine gemeinnützige Gesellschaft für sozialorientierte Einrichtungen.

Mit der Sanierung wurde der Architekt Goran Bonka beauftragt, der schon seit 2003 mit dem Schloss Pretzsch vertraut ist. „Gerade aus Gründen der Denkmalpflege und des damit verbundenen Städtebaus sprach vieles gegen den Abriss“, so Bonka.

Nicht nur das Elbehochwasser hatte der gesamten Parkanlage übel mitgespielt. Bei der Baugrunduntersuchung zeigte sich zudem, dass sich das Gebäude – vermutlich auch als Folge historischer Unterspülungen – teilweise um 30 cm gesetzt hatte. „Der Bodengutachter fand ein altes Fundament, das infolgedessen nur noch aus losen Ziegeln bestand“, erzählt der Architekt. Erst in mehreren Metern Tiefe entdeckte der Gutachter einen tragfähigen Untergrund. So war klar, dass als erstes eine komplette Neugründung des Fachwerkhauses erfolgen musste. Da das Gelände um das Gebäude im Laufe der Zeit angefüllt worden war, waren die Fachwerkschwelle und der Fuß der Fachwerkstiele im feuchten Bodenniveau verrottet.

Neugründung am stehenden Gebäude

„Von Seiten der Denkmalpflege bestand die Auflage, dass das Gebäude nicht abgerissen werden durfte und alle Sanierungsarbeiten inklusive einer kompletten Neugründung am stehenden Gebäude ausgeführt werden mussten. Unsere große Aufgabe war daher, die denkmalgeschützten Teile zu erhalten und gleichzeitig das Gebäude von unten neu aufzubauen“, erläutert Goran Bonka die Herausforderung.

Die Lösung: Eine externe Tragkonstruktion aus Holz wurde auf dem vorhandenen Gebäude aufgebaut und rund um das Gebäude auf temporäre Fundamente gestellt. So ließen sich das gesamte Mauerwerk und die Gefache zurückbauen, ohne die Gefahr, dass das schadhafte Fachwerk in sich zusammenstürzte. Übrig blieb ein Fachwerkgerippe, dem umlaufend die Fachwerkschwelle fehlte. „Das ganze Gebäude hat eine Zeit lang geschwebt“, so Bonka.

Komplett mit einer Plane abgedeckt, erhielt das Gebäude dann ein neues Fundament, bestehend aus insgesamt 120 Bohrpfählen, teilweise in bis zu 12 m Tiefe. Darauf führte man eine Bodenplatte aus Stahlbeton als lastverteilende Platte aus, auf der dann der Neuaufbau beginnen konnte. Als erstes wurde ein Sockelmauerwerk von 30 cm Höhe erstellt, dann eine Schwelle aus robustem Eichenholz. „Auf dieser Basis konnten wir dann das Fachwerk und die Gefache wieder aufbauen“, erzählt Architekt Bonka. „Dafür haben wir uns ein präzises Aufmaß erstellen lassen, sodass das Gebäude exakt dem historischen Vorbild entspricht.“ Natürlich war der originalgetreue Aufbau unter den Aspekten des Denkmalschutzes aber nur eine Seite der Medaille. Gleichzeitig galt es, ein Haus herzustellen, das allen Anforderungen des Lebens und Arbeitens im 21. Jahrhundert gerecht wird. Zum Beispiel in puncto Energieeffizienz und Raumklima. „Es war klar, dass wir unser neues Fachwerk auch entsprechend dämmen müssen“, sagt Goran Bonka. Aus Gründen des Denkmalschutzes musste die Fassade fachwerksichtig bleiben, damit war eine Innendämmung die beste Lösung.

Innendämmung für Fachwerk

Nach Abwägung verschiedener Materialien und Lösungen fiel die Wahl auf „TecTem“, das Raumklimasystem von Knauf Aquapanel. Mit dem „TecTem Insulation Board Indoor Historic“ und verschiedenen lehmbasierten Komponenten ist es auch in einer speziell auf Fachwerkgebäude ausgerichteten Variante erhältlich. Dabei ist TecTem mehr als nur eine Innendämmung. Vielmehr wurde es als Raumklimasystem entwickelt, das für Wärmeeffizienz und gesundes Wohnklima sorgt. Seine Basis ist der mineralische Rohstoff Perlit, ein Vulkanglas. Die diffusionsoffene, kapillaraktive Dämmplatte verfügt nach Angaben des Herstellers über den höchsten Ww-Wert der Branche – „also die schnellste Feuchtigkeitsaufnahme und den schnellsten Feuchtigkeitstransport innerhalb einer bestimmten Zeit“. Zudem sind die Platten faserfrei und nicht brennbar.

Die Fähigkeit zum Feuchtemanagement ist ein wichtiger Vorteil. Doch auch die speziell für die Sanierung von Fachwerkgebäuden konzipierten Komponenten weisen einen Mehrwert auf: So nimmt der Grundputz dank ausreichender Plastizität Bewegungen und Verformungen aus dem Untergrund auf, während der Lehm-Klebespachtel gemeinsam mit dem Grundputz den Feuchtetransport nach innen unterstützt.

Wandaufbau mit Schilfrohrmatten

Mit der Ausführung der handwerklichen Arbeiten wie dem Wandaufbau war das Unternehmen neuwerk beauftragt, das als Geschäftsbereich zur Salus Altmark Holding gehört. Bereichsleiter Frank Bühnemann erzählt: „Im Schloss Pretzsch hatten wir zwei Teams für den Wandaufbau vor Ort. So hat unsere Bautruppe die nötigen Putzarbeiten vorgenommen, später haben die Maler die Dämmung, Armierung und anschließend auch den Anstrich erledigt.“

Beim Wandaufbau galt es, einige Vorgaben zu beachten, u.a. den Wunsch nach ökologisch möglichst unbedenklichen Materialien, die in Verbindung mit der Fachwerkkonstruktion dennoch eine optimale raumklimatische Wirkung haben. „So haben wir die Wände als erstes vollflächig, die einzelnen Ausfachungen übergreifend, mit Schilfrohrmatten verkleidet“ so Bühnemann. „Anschließend wurden diese mit dem TecTem Grundputz Lehm verputzt, um eine homogene Oberfläche zu erhalten.“ Nach diesem Arbeitsgang konnte dann TecTem Insulation Board Indoor Historic in einer Dicke von 60 mm mit dem systemeigenen Klebespachtel Lehm vollflächig verklebt werden.

Der Systemgedanke von TecTem, mit allen erforderlichen Komponenten für die komplette Wand, sorgt für Zeiteinsparung und Kompatibilität. Neben den Dämmplatten, Lehm-Grundputz und Lehm-Klebespachtel gehören u.a. auch Grundierung, Innenputz und Gewebe für die Armierung zum System, das von den Handwerkern der neuwerk eingesetzt wurde. Insgesamt wurden für die Dämmung des Fachwerkhauses rund 300 m2 des Innendämmsystems verbaut.


Bauherr: Salus gGmbH, Magdeburg

Architektur: Goran Bonka,
Quedlinburg
www.goranbonka-architekt.de

Verarbeiter: neuwerk,
Geschäftsbereich der Salus Altmark Holding, Magdeburg


Architekt Goran Bonka: „Von Seiten der Denkmalpflege bestand die Auflage, dass das Gebäude nicht abgerissen werden durfte und alle Sanierungsarbeiten inklusive einer kompletten Neugründung am stehenden Gebäude ausgeführt werden mussten. Unsere große Aufgabe war daher, die denkmalgeschützten Teile zu erhalten und gleichzeitig das Gebäude von unten neu aufzubauen.“
„Das ganze Gebäude hat eine Zeit lang geschwebt.“


Technische Daten

Dämmplatte

TecTem Insulation Board Indoor Historic

Format (LXB):   625 mm x 416 mm

Dicke:   60 mm

Trockenrohdichte:   130-150 kg/m3

Zugfestigkeit:   ≥ 120 kPa

Druckfestigkeit:   ≥ 300 kPa

ph-Wert:   10

Nennwert der Wärmeleitfähigkeit λD:   0,055 W/mK

Wasserdampfdiffusionswiderstand μ:   5-6

Wasseraufnahmekoeffizient AW bzw. WW:

ca. 1,76 kg/(m2s0,5) bzw. 105,4 kg/(m2h0,5)

Brandverhalten nach DIN EN 13501-1:   A1, nicht brennbar


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  • bba-online – Innendämmung

www.hier.pro/DossierInnendaemmung

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