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Eingeprägt

Neubau eines Kulturzentrums in Arnheim
Eingeprägt

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Am Altstadtrand von Arnheim wurde das Kulturzentrum „Rozet“ eröffnet. Der großformatige Neubau von Neutelings Riedijk integriert Stadtbibliothek, Volkshochschule, Musiksäle, Auditorium sowie Ateliers und Ausstellungsräume unter einem Dach. Die detailreich verzierte Fassade wurde mit Glas und vertikalen Betonelementen gestaltet.

Robert Uhde

Im belgischen Antwerpen haben die Rotterdamer Architekten Neutelings Riedijk vor einigen Jahren das vielbeachtete Stadtmuseum MAS als architektonische Ikone für die Stadt realisiert (siehe bba 11|2010). Eine ähnlich reizvolle Bauaufgabe bot sich dem Büro jetzt beim Entwurf des neuen Kulturzentrums „Rozet“ im niederländischen Arnheim. Um die bislang an unterschiedlichen Standorten ansässigen Funktionen wie Stadtbibliothek, Volkshochschule, Musiksäle, Auditorium, Ateliers und Ausstellungsräume an einem einzigen Standort zusammenzufügen, entwickelten die Architekten einen repräsentativen Bau, der in einigen Bereichen bis zu einer Höhe von sechs Geschossen aufsteigt und als zentrales Element eine rund 70 m lange Holztreppe aufnimmt.
Als zentrale Achse führt sie vom Eingangsbereich in mehreren Abschnitten und mit einer 180-Grad-Kehrtwendung auf halber Strecke bis ins Obergeschoss und erschließt dabei sämtliche Funktionen im Gebäude – „ganz wie eine öffentliche Kaskade, die die engen Gassen der mittelalterlichen Altstadt ins Gebäude verlängert“, wie Projektarchitekt Frank Beelen erklärt.
Teil der Stadt
Der Neubau ist das erste fertig gestellte Projekt des sogenannten „Rijnboog-Planes“, mit dem die Stadt Arnheim ihr historisches Zentrum künftig besser mit dem rund 200 m weiter südlich angrenzenden Rheinufer verbinden will. Als große Herausforderung erwiesen sich dabei insbesondere die schmalen Abmessungen des rund 90 m langen und lediglich 30 m breiten Grundstückes. Um an dem schwierigen Standort eine neue Platzsituation zu schaffen und gleichzeitig die Struktur der angrenzenden Bebauung aufzugreifen, entwickelten die Architekten einen schmalen, keilförmig geschnittenen Bau, der sich mit seiner breiteren Stirnseite dem Platz und der Stadt zuwendet. Im rechten Bereich des Erdgeschosses trifft der Blick hier auf den großzügig geöffneten Eingangsbereich mit seiner doppelgeschossigen Glasfassade, links oben haben die Planer ein dreigeschossiges Panoramafenster und eine Außenterrasse integriert.
Fassadengestaltung
In den übrigen Bereichen der Fassade wechseln schmale vertikale Streifen aus sandsteinfarbenen Betonelementen rhythmisch mit schmalen vertikalen Fensterbändern (Hochwärmegedämmte Vertikalfassade VISS mit Pudercoating von Jansen). Die einzelnen Geschosse sind in dem verwirrenden Linienspiel nach außen hin kaum noch ablesbar, so dass die tatsächliche Höhe des Baukörpers geschickt verschleiert wird. Ein weiteres Detail sind die auf der Innenseite der U-förmigen Betonelemente rosettenartig eingearbeiteten Prägungen, die sich aus einiger Entfernung zu einem abwechslungsreichen Muster verdichten und so für eine zusätzliche Belebung der Fassadenflächen sorgen.
„Bei den Prägungen handelt es sich um sogenannte ‚Penrose-Diagramme’“, erklärt Frank Beelen. „Mit diesem zweidimensionalen Diagramm lässt sich in der Physik der Zusammenhang von Raum und Zeit grafisch darstellen, in Bezug auf das Kulturzentrum soll vor allem das Thema ‚Wissen‘ symbolisiert werden. Über diesen inhaltlichen Aspekt hinaus sollen die Diagramme aber auch einfach als Dekor-Elemente wirken, die man beim Vorbeigehen anfassen und befühlen kann.“
Die jeweils 4,35 m hohen und 55 cm breiten Betonelemente wurden aus einem Betongemisch mit Sand und Kieseln in einer speziellen Form gefertigt. Im Farbton „Arnhems Blond“ fertigte Westo Prefab Beton die Betonelemente individuell an.
„Durch diese Zumischung anorganischer Materialien verfärbt sich der Beton im Laufe der Zeit nicht“, erklärt Frank Beelen die spezielle Rezeptur. „Nach dem Aushärten wurden die Elemente noch nach-
behandelt, um einen lebendigen Oberflächencharakter zu erhalten. Einige Flächen wurden dabei poliert und gesandstrahlt, andere aber auch einfach so belassen, wie sie waren.“
Auf der Baustelle wurden die einzelnen Elemente dann oberhalb einer dampfdichten Folie und einer 16,5 cm starken Dämmung aus Steinwolle mit Stahlkonsolen an der Stahlbetonstruktur des Gebäudes montiert. Insgesamt kamen dabei 821 Elemente mit einer Gesamtfläche von rund 2 700 m² zum Einsatz.
Öffentliche Kaskade
Ebenso ungewöhnlich wie die Außenhülle präsentiert sich auch der Innenraum des Neubaus. Denn statt wie vielleicht erwartet von einem offenen Foyer empfangen zu werden, treffen die Besucher ziemlich überraschend auf die scheinbar endlos aufsteigende Treppe, die als Fortführung des öffentlichen Raumes die verschiedenen Funktionen im Gebäude erschließt. Bei dem imposanten Anblick wird schnell klar, warum die Architekten ihren Entwurf als einen „Berg des Wissens“ betiteln. Für weniger sportliche Besucher stehen alternativ zwei Fahrtstühle zur Verfügung.
Die langgestreckte Treppe fungiert aber nicht nur als zentrale Erschließungsachse und als Rückgrat des Gebäudes, sie dient gleichzeitig auch als Ausstellungsfläche und als Tribüne. „Darüber hinaus haben wir entlang dieser ‚Straße‘ eine Innenfassadenkonstruktion aus Eichenholz integriert, die den verschiedenen Einrichtungen eine eigene Adresse gibt und gleichzeitig unterschiedlich große Vitrinen für aktuelle Bekanntmachungen bereitstellt“, beschreibt Frank Beelen das Konzept. Ganz oben angelangt, erreichen die Besucher dann ein kleines Auditorium mit Platz für 80 Zuschauer. Die angrenzende Dachterrasse ermöglicht dort eine weite Aussicht über die Dächer der Innenstadt und auf die 30 m große Kletterskulptur eines Erdferkels, die der Bildhauer Florentijn Hofman auf dem gegenüber gelegenen Grundstück geschaffen hat.
Zusätzlich zu der großen Treppe steht im Gebäude auch eine zweite, deutlich kleinere Treppe bereit, die die Besucher vom Geschichtsmuseum im Erdgeschoss hinab in die historischen Keller der Innenstadt führt. Diese Gänge wurden bereits vor Jahren restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, allerdings lag der Zugang ziemlich versteckt. Mit dem neuen Eingang sollen die Besucherzahlen im Untergrund jetzt deutlich ansteigen. Ein gewollter Nebeneffekt, der die Bedeutung des Gebäudes für die Stadt Arnheim zusätzlich unterstreicht.
Architekten: Neutelings Riedijk Architecten, Rotterdam
Projektteam: Michiel Riedijk, Willem Jan Neutelings, Frank Beelen, Kenny Tang, Jolijn Vonk, Frank Venhorst, Hilbrand Wanders, Marit Meganck, Julia Söffing, Lutz Mürau, Audrey Benais, Jef Pottier, Kelly Verberne, Pieter Stoutjesdijk, Green Vangogh, Jasper Schaap Statik: Van de Laar bv, Advies- en ingenieursbureau voor bouwconstructies, Eindhoven Gebäudetechnik: Ingenieursburo Linssen bv, Amsterdam
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